Lucien Favre ist kein Mann der grossen Worte. Der Trainer von Borussia Dortmund stapelt vor der Presse gerne tief und lobt den Gegner in den Himmel. Als «Journalisten-Catenaccio» oder «Schweizer Riegel» wird seine Art, die Medien im Ungewissen zu halten, deshalb gerne genannt. An der Pressekonferenz vor dem Bremen-Spiel präsentierte sich der 61-jährige Romand mal wieder in «Höchstform».
Fünf verletzungsbedingte Ausfälle hatte der BVB in der Champions League in Monaco zu beklagen: Marco Reus (Oberschenkel), Lukasz Piszczek (Knie), Jacob Bruun Larsen (Belastungssteuerung), Dan-Axel Zagadou (Fussprellung) und Thomas Delaney (Wade). Auf die Frage, wer aus diesem Quintett am Samstag werde spielen können, lautete die Antwort: «Drei davon haben trainiert, zwei nicht – nur 15 Minuten.» Und auf eine Nachfrage zum Thema sagte Favre: «Ich will nicht zu viel verraten.»
Auf eine Frage gab Favre gar keine Antwort: «Herr Favre, haben Sie eigentlich eine Meisterprämie in Ihrem Vertrag?», wollte ein «Bild»-Journalist wissen. Der BVB-Trainer machte grosse Augen, kratzte sich am Kinn und blieb stumm. Sportdirektor Michael Zorc lächelte die Frage schliesslich weg. Beim BVB will offenbar noch niemand das «M»-Wort in den Mund nehmen.
Doch die Frage hat natürlich ihre Berechtigung: Schon am drittletzten Spieltag der Vorrunde kann sich der weiter ungeschlagene BVB gegen Bremen die Herbstmeisterschaft sichern. Das wäre ein gutes Omen: Immer wenn Dortmund bislang Wintermeister wurde, gab es am Ende auch die Meisterschale.
Was sagt Favre zur Frage zu diesem Thema? Er bleibt seinem «Journalisten-Catenaccio» treu: «Wir sind zufrieden mit der Situation, wir sind Erster. Aber es sind noch drei Spiele – in sechs Tagen! Deshalb bringt es nicht viel, darüber zu reden. Wir müssen uns total auf das nächste Spiel gegen Bremen konzentrieren.»
Rein rechnerisch ist Dortmund der Wintermeistertitel noch zu nehmen, mit sieben Punkten Vorsprung auf Gladbach müsste aber schon ordentlich viel schiefgehen. Theoretisch hat auch Bayern noch die Chance, zum achten Mal in Folge Herbstmeister zu werden: Allerdings müsste der Rekordmeister dazu in drei Spielen neun Punkte und 15 Tore aufholen.
Das BVB-Kader soll in der Winterpause zusammengehalten werden. Gegenüber «Sport Bild» stellte Zorc klar: «Wir werden «keinen wichtigen Spieler abgeben, der für das Erreichen unserer sportlichen Ziele unverzichtbar ist». Wahrscheinlicher ist, dass noch die eine oder andere Ergänzung geholt wird. « Das ist immer ein Thema, gerade mit Blick auf die Grösse des Kaders», so Zorc. Favre wird also auch im neuen Jahr aus dem Vollen schöpfen können. (pre)
So viel Haltung, Stil und Kompetenz.