Aarau-Trainer Stephan Keller war nach der 1:2-Niederlage im Cup-Halbfinal gegen Luzern schwer enttäuscht. «Wir sind 20 Minuten von unseren Spielprinzipien abgewichen. Da suchten wir zu oft den langen Ball. Extern will ich der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen», erklärte der einstige U21-Nationalspieler nach dem Schlusspfiff beim SRF.
Vorwürfe gab es stattdessen in Richtung des Gegners, weil Luzern in den letzten Minuten aus Kellers Sicht etwas gar viel Zeit schindete. «Es ist einfach traurig, wenn auf Zeit gespielt wird. Das ist nicht mein Fussball», so der FCA-Coach. «Bei mir wird nie ein Goalie eine halbe Stunde auf dem Platz herumliegen und Zeit schinden. Das stört mich und das finde ich sehr schade.»
Dagegen gibt es eigentlich nichts zu sagen. Wäre da am letzten Wochenende nur nicht dieser Vorfall mit einem Balljungen gewesen. Keller sprintete bei Aaraus 2:1-Sieg gegen GC am Samstag unmittelbar nach Spielende auf einen Knirps an der Seitenlinie zu und las diesem die Leviten.
Der Grund: Der Knirps hatte in Kellers Augen vor einem Einwurf den Ball zu rasch einem GC-Spieler zugeworfen. Erst kurz darauf realisierte der Aarau-Trainer seine Überreaktion, ging zum in Tränen aufgelösten Balljungen hin und entschuldigte sich.
Kellers Erklärung nach dem Spiel lässt angesichts der gestrigen Zeitspiel-Aussage aufhorchen: «Wir haben vor der Saison Zeit mit den Ballkindern verbracht und sie dahingehend instruiert, bei Einwurf für den Gegner nicht allzu schnell vorwärts zu machen. Sie sollen den Ball nicht in eine andere Richtung werfen, aber man kann den Ball auch rollen statt werfen.»
Der Disziplinarrichter der Swiss Football League reichte am Montag gegen Keller ein Verfahren ein, ihm droht gar eine Sperre. Nun hat der Aarau-Coach noch ein ganz anderes Problem – eines mit seiner Glaubwürdigkeit. Quasi über Nacht ist er vom Saulus zum Paulus geworden: Für ihn scheint Zeit schinden nur dann nicht okay zu sein, wenn das gegnerische Team in Führung liegt. (pre)
Mensch, aber da muss sich Herr Keller ganz böse an der eigenen Nasen nehmen, vorallem auch betreffend der Aussage, dass die Balljungen aufgefordert wurde, damit sie unfair handeln. Eigentlich wäre der Bedarf, dass man sich solche Machenschaften aufdeckt und den gsnzen Verein sanktioniert. Keller abzustrafen wäre Symbolpolitik und Symptombehandlung. "Fairplay", wies so schön heisst, gibts (nicht nur beim FCA) scheinbar nur noch auf den Transparenten und im Leitbild.