David Degen beginnt seine Charme-Offensive am Dienstagabend. Instagram heisst sein Informationsvehikel. Nur auf der Social-Media-Plattform äussert sich Degen öffentlich. Er schreibt: «Unterwegs in der Heimat Basel für den FCB.» Versehen ist der Beitrag mit einem roten und einem blauen Herz und dem Hashtag: #Mistadtmiclub.
Am Mittwochmorgen postet Degen dann alte FCB-Trikots von sich. Diesmal mit etwas mehr Text versehen: «Ich habe beim FC Basel die schönste Zeit meines Lebens verbracht. Ich bin hier aufgewachsen und ich werde alles unternehmen, dass der FCB zu alter Stärke zurückkehrt. So wie früher als ich noch diese Shirts tragen durfte. Eine Ehre.» Wieder endet der Post mit zwei Herzen in rot und blau. Und er schürt die Hoffnung der Basler Fans, dass David Degen tatsächlich die kolportierten 16 Millionen zusammen hat, um von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen.
Neben Bruder Philipp Degen und Ex-FCB-Spieler Benni Huggel liken unter anderem auch die aktuellen FCB-Spieler Aldo Kalulu und Pajtim Kasami den Post. Ihnen damit aber Antipathie gegenüber ihrem Boss Bernhard Burgener zuzuschreiben, wäre vermessen. Vermutlich haben sie einfach nur unbedacht ein Like unter den Post gesetzt, weil beide von der Spieleragentur von Philipp Degen beraten werden und logischerweise auch zu David Degen gute Kontakte haben.
Am Mittag lässt sich David Degen vor dem Büro von Bernhard Burgener in Pratteln ablichten. Die Onlineplattform «Nau» publiziert diese Bilder, die suggerieren, Degen habe das Angebot für eine Übernahme des Aktienpakets von Bernhard Burgener am Mittwoch persönlich überreicht. Doch dem ist nicht so. Degens Angebot hat auf anderem Weg zur Geschäftsstelle der FC Basel Holding AG gefunden.
Doch wie geht es jetzt weiter? Klar ist eigentlich nur, dass bald der Verwaltungsrat der FCB Holding zusammenkommt, um eine Entscheidung zu fällen. Degen und Burgener haben in den Ausstand zu treten. Karl Odermatt und Peter von Büren müssen Degens Angebot prüfen und dann gemäss Obligationenrecht und Statuten der Holding entscheiden.
Über den Ausgang dieser Entscheidung kann aktuell nur spekuliert werden. Degen sieht sich jetzt, da er das Geld zusammen hat, im Recht. Er glaubt für eine Auslösung des Vorverkaufsrechts nur den Preis für das Aktienpaket zahlen zu müssen. Burgener meint, mit dem zukünftigen Investitionen von kolportierten 200 Millionen Franken, welche die neu gegründete Briefkastenfirma Basel Dream & Vision AG via Centricus in den FCB pumpen will, ein Angebot auf dem Tisch zu haben, das Degen wohl nicht ausstechen kann.
Egal, zu welchem Schluss der Verwaltungsrat kommen wird: Es droht ein juristisches Nachspiel. Denn sowohl Degen als auch Burgener könnten die Entscheidung rechtlich anfechten. Und der Machtkampf zwischen dem aktuellen FCB-Boss und dem Hoffnungsträger der Fans damit in eine zeitlich unbestimmte Verlängerung gehen.
Für den FCB wäre ein erneuter Neustart mit ganz anderen Führungskräften wohl die beste Lösung. Sonst werden jahrelang Altlasten aus dieser Zeit mitgeschleppt. Und noch ein personeller Fehlentscheid wird die schon stark angerissene Geduld vieler Fans nicht mehr ertragen.