Das Gedankenspiel, dass es keine Transfers gibt und jeder Klub seine Spieler selber ausbilden müsste, haben wir für Schweizer Vereine und einige europäische «Ausbildungsklubs» bereits gemacht.
Jetzt sind die ganz grossen Verein an der Reihe. Was hätten Bayern, PSG, Barcelona und Co. zu bieten, wenn sie nur auf eigene Jugendspieler zurückgreifen könnten? Juventus Turin wäre geliefert, das schon mal vorweg.
Die Regeln sind simpel: Man stellt die Mannschaft zusammen aus Akteuren, die zumindest einen Teil ihrer Nachwuchszeit im jeweiligen Klub absolviert haben. Spieler, welche die Jugendabteilungen bei verschiedenen Klubs durchlaufen haben, wurden jenem Team zugeteilt, das auf der Position am ehesten Bedarf hatte.
Der BVB könnte eine konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen. Die Eigengewächse Marco Reus und Mario Götze stechen qualitativ heraus. Dazu kommt der Amerikaner Christian Pulisic, der als 16-Jähriger in die U17 von Dortmund wechselte und mittlerweile beim FC Chelsea unter Vertrag steht.
Mit Thomas Müller, Toni Kroos und Mats Hummels haben die Bayern eine starke Achse im Kader und mit David Alaba als Linksverteidiger einen der besten auf seiner Position. Bastian Schweinsteiger gehört aus Nostalgie-Gründen in diese Mannschaft, auch wenn er vor wenigen Wochen den Rücktritt angekündigt hat. Weil er noch bis am 31.12. bei Chicago Fire unter Vertrag steht, darf er hier noch aufgestellt werden.
Juventus ist definitiv nicht der Verein, der grossen Wert auf die eigene Ausbildung setzt. Die beiden grössten Talente Ciro Immobile und Moise Kean wurden in jungem Alter bereits abgegeben, Sebastian Giovinco schaffte bei Juve den Durchbruch nie und auch Daniele Rugani kennt von der alten Dame hauptsächlich die Ersatzbank. Der einzige langjährige Stammspieler Claudio Marchisio ist nach etlichen Verletzungen im Sommer zurückgetreten.
Die Jugendakademie «La Masia» (katalanisch für «Bauernhaus») des FC Barcelona ist berühmt-berüchtigt. Und wirft man einen Blick auf die Mannschaft aus Barça-Jugendspielern, ist klar, dass sie ihren Ruf zurecht besitzt. Auch wenn Spieler wie Carles Puyol, Xavi oder Victor Valdes mittlerweile zurückgetreten sind, ist die Elf von Barcelona noch immer überragend besetzt. Spieler wie Cesc Fabregas, Ansu Fati oder Carles Alena reicht es deshalb nicht mal für die Stammelf.
Das grösste Problem bei Real Madrid ist die Position des Rechtsverteidigers. Dort hat man nämlich die Qual der Wahl zwischen Dani Carvajal und dem an Dortmund ausgeliehenen Achraf Hakimi. Weil Torhüter-Legende Iker Casillas nach seinen Herzproblemen wohl nicht mehr zurückkehren wird, steht im Tor unserer Auswahl Fernando Pacheco, der ist immerhin Stammgoalie bei Deportivo Alaves in der Primera Division.
Klar, Saul Niguez hätte man ebenfalls Atlético Madrid zuordnen können, wir haben ihn allerdings schon dem Stadtrivalen Real Madrid zugeteilt. Im Mittelfeld haben die «Colchoneros» aber sowieso ein Überangebot. Deshalb unterstützen Koke und Oliver Torres die Offensive und Rodri hilft in der Innenverteidigung aus. Mit den Hernandez-Brüdern und David De Gea ist die Verteidigung, wie es unter Diego Simeone sowieso der Fall ist, das Prunkstück der Mannschaft.
PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi zückt schnell mal das Portemonnaie, um seine Wunschspieler nach Paris zu locken. Das ist insofern schade, weil dadurch viele Spieler aus der Jugendabteilung das Nachsehen haben. So sind Weltklasse-Spieler wie Kingsley Coman (Bayern), Adrien Rabiot (Juventus), Matteo Guendouzi (Arsenal) oder Dan-Axel Zagadou (Borussia Dortmund), um nur einige zu nennen, zu anderen Topklubs abgewandert.
Der Champions-League-Sieger hat zwei absolute Knüller zu bieten. Raheem Sterling, den man 2015 für 63,7 Millionen Euro an Manchester City verkaufte und Trent Alexander-Arnold. Ansonsten ist bei den «Reds» viel Mittelmass und selbst Pajtim Kasami, der vom GC-Nachwuchs in die U18 von Liverpool wechselte, schafft es noch ins Kader.
Bei Manchester City sticht einer heraus, der den Klub bereits mit 17 Jahren verlassen hat: Jadon Sancho. Der mittlerweile 19-jährige Engländer von Borussia Dortmund kommt bereits auf einen Marktwert von 120 Millionen Euro. Ebenfalls 19 Jahre alt ist Phil Foden. Von ihm sagt Pep Guardiola, dass er der talentierteste Spieler sei, den er je gesehen habe. Kieran Trippier und Kasper Schmeichel stechen ebenfalls positiv heraus, sonst gibt es ziemlich viel Mittelmass.
Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass sieben der hier aufgelisteten Spieler nicht nur bei Manchester United ausgebildet wurden, sondern – Stand jetzt – auch in der ersten Mannschaft des Vereins spielen. Das komplette Mittelfeld, der komplette Sturm und Timothy Fosu-Mensah waren bereits im Nachwuchs der «Red Devils».
Die Früchte von Chelseas Jugendarbeit sind langsam reif. Mit Mason Mount (Jahrgang 1999), Callum Hudson-Odoi (2000), Ruben Loftus-Cheek (1996), Tammy Abraham (1997), Reece James (1999) oder Andreas Christensen (1996) haben viele junge Spieler den Sprung vom Nachwuchsbereich zu den Profis der «Blues» geschafft. Das liegt mit Sicherheit auch an der Transfersperre, welche Chelsea wegen der Verpflichtung Minderjähriger von der FIFA verhängt bekam.
Mit Hector Bellerin, Ainsley Maitland-Niles, Joe Willock und Reiss Nelson sind immerhin vier Spieler im Team, die schon im Nachwuchs bei den «Gunners» waren. Der Beste aus dem Arsenal-Nachwuchs heisst aber Serge Gnabry und ist bei Bayern München unter Vertrag. Torhüter Wojciech Szczesny kam als 15-Jähriger von Legia Warschau, war lange Stammkeeper und ist mittlerweile die Nummer 1 bei Juventus Turin.
Pulisic wechselt in die U17 von Dortmund und giltet als Jugendspieler. Reus wechselt von Dortmund zu RWE in der U17 und giltet immernoch als Jugendspieler?