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Der FC St.Gallen ist seit Ende August unbesiegt – 5 Gründe für den Höhenflug der Ostschweizer

St.Galler Jubel im Cup: Im K.o.-Wettbewerb stehen die Ostschweizer im Viertelfinal.
St.Galler Jubel im Cup: Im K.o.-Wettbewerb stehen die Ostschweizer im Viertelfinal.Bild: KEYSTONE
Nach 14 Runden auf Rang 3

Der FC St.Gallen ist seit Ende August unbesiegt – 5 Gründe für den Höhenflug der Ostschweizer

Vor mehr als zwei Monaten hat der FC St.Gallen zuletzt ein Spiel verloren. Nach einem holprigen Saisonstart haben die Ostschweizer still und leise aufgeholt und liegen nach dem 1:0-Heimsieg gegen Thun auf Rang 3 der Super League.
03.11.2014, 15:1003.11.2014, 15:58
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Ralf Meile
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1. Ruhe im Umfeld

Der FC St.Gallen war jahrelang ein Klub, bei dem es chaotisch zu und her ging und der chronisch klamm war. 2010 rettete Unternehmer Dölf Früh, der seine Internetfirma für einen dreistelligen Millionenbetrag verkaufte, den Klub gemeinsam mit anderen Geldgebern vor dem Untergang. «Wer zahlt, befiehlt», forderte Früh und er übernahm das Präsidium des FCSG.

FCSG-Präsident Dölf Früh.
FCSG-Präsident Dölf Früh.Bild: KEYSTONE

Früh trat den Job mit dem Ziel an, dass künftig Ruhe herrschen soll im Umfeld des Klubs. Bei drei Niederlagen nicht gleich in Hektik verfallen, Trainer und Sportchef vertrauen, sie arbeiten lassen. Das gelingt Früh so gut, dass andere Klubs neidisch sind. «Es ist kein Wunder, dass es derzeit bei GC so läuft», sagte der neue Sportchef der Grasshoppers, Axel Thoma, unlängst. «Man kann andere Beispiele nehmen, St.Gallen etwa: Dort herrscht Ruhe, die Hierarchie ist klar. Deshalb funktioniert es.»

2. Geschickte Transfers

Als Früh neuer FCSG-Chef wurde, war Uli Forte Trainer und die Mannschaft auf Abstiegskurs. Eine der ersten Amtshandlungen war die Entlassung Fortes, er wurde durch Jeff Saibene ersetzt.

Erfolgreiches Führungstrio: Präsident Früh, Sportchef Peischl, Trainer Saibene.
Erfolgreiches Führungstrio: Präsident Früh, Sportchef Peischl, Trainer Saibene.Bild: KEYSTONE

Auf Frühs Konto geht auch die Einsetzung von Heinz Peischl als Sportchef. Der Österreicher mag in der Öffentlichkeit knorrig wirken, kühl und bisweilen unwirsch. Aber er beweist regelmässig einen guten Riecher bei der Verpflichtung neuer Spieler, zimmert mit einem schmalen Budget ein Team zusammen, dessen Preis-/Leistungsbilanz sehr überzeugend ist. Transferflop Alhassane Keita ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

3. Gewiefter Trainer

Jeff Saibene ist längst der momentan dienstälteste Trainer der Super League. Im Frühling 2011 trat er seine Stelle in der Ostschweiz an. Zwar konnte er den Abstieg nicht mehr verhindern. In der Saison darauf führte er den FCSG jedoch zum direkten Wiederaufstieg.

Saibene jubelt über den Heimsieg gegen Thun.
Saibene jubelt über den Heimsieg gegen Thun.Bild: Michael Zanghellini/freshfocus

Die Pfiffe der Fans an der Aufstiegsfeier – sie waren unzufrieden mit der zwar erfolgreichen, aber nüchternen Spielweise des Teams – sind längst vergessen. Heute wird Saibene gefeiert. In der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg führte er den FC St.Gallen auf Rang 3 und in die Europa League, wo die Grün-Weissen ebenfalls Ausrufezeichen setzen konnten.

Den FCSG unter Saibene zeichnet aus, dass die Spieler läuferisch extrem stark sind. «Die Fitness ist die Basis zum Erfolg», sagt der 46-jährige Luxemburger und lässt seine Mannschaft in der Vorbereitung jeweils leiden. Wie kaum ein Zweiter setzt er die Devise um, dass zu einem Team mehr als elf Spieler gehören. So setzt er die beiden Goalies Daniel Lopar und Marcel Herzog im Turnus ein, weil sie seiner Meinung nach gleich stark sind. Bislang geht dieser unübliche Schritt auf.

Das St.Galler Goalie-Duo: Herzog und Lopar.
Das St.Galler Goalie-Duo: Herzog und Lopar.Bild: watson/keystone
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4. Hungrige Spieler

Das Beispiel der beiden Torhüter zeigt: Die Rotation wird gelebt und sie betrifft fast jeden Spieler. So schoss Roberto Rodriguez am Mittwoch das Siegtor in der Verlängerung gegen Thun – und war am Sonntag im Meisterschaftsspiel gegen den gleichen Gegner trotzdem nur Ersatz. Wieder schoss Rodriguez – kurz nach seiner Einwechslung – das Siegtor. Er habe mit Wut im Bauch gespielt, sagte der Mittelfeldspieler: «Ich wollte dem Trainer zeigen, dass ich in die erste Elf gehöre.»

Bunjaku trifft gegen Aarau, Rodriguez schaut zu.
Bunjaku trifft gegen Aarau, Rodriguez schaut zu.Bild: Valeriano Di Domenico/freshfocus

«Wir verstehen uns alle sehr gut und jeder kämpft für das Team», sagt Routinier Albert Bunjaku. «Deshalb stehen wir momentan oben in der Tabelle.» Das sei mitentscheidend gewesen beim Sieg gegen Thun, als sich die St.Galler nach einem harten Platzverweis während einer Stunde gegen einen Mann mehr wehren mussten.

5. Begeisterungsfähige Fans

Dieser Kampf der Spieler, der unbändige Einsatz und die spürbare Leidenschaft kommen in der Ostschweiz seit jeher gut an. Kein Wunder, gehört die einzige Rückennummer, die nicht mehr vergeben wird, nicht etwa einem Stürmer wie Ivan Zamorano oder Charles Amoah, sondern dem Verteidiger Marc Zellweger. Wie kein zweiter verkörperte er die Eigenschaften, die man im Espenmoos schätzte und nun auch in der AFG-Arena.

«Mich fasziniert, wie treu unser Publikum beim FC St.Gallen ist», bekennt Präsident Früh. 13'600 Fans besuchen die Heimspiele im Schnitt, nur in den Grossstädten Basel und Bern ist die Zahl noch höher – während die Zürcher Vereine FC Zürich und GC beide keinen fünfstelligen Zuschauerschnitt zustande kriegen. «Wir haben die besten Fans in der Schweiz. Hier in diesem Stadion vor ihnen zu spielen und wie sie uns Mut machen, das ist fantastisch», lobt Roberto Rodriguez.

Der Espenblock in der AFG-Arena: Grün-weiss und manchmal auch ein bisschen petardenrot.
Der Espenblock in der AFG-Arena: Grün-weiss und manchmal auch ein bisschen petardenrot.Bild: KEYSTONE
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