In 57 Länderspielen hat Yann Sommer keinen einzigen Penalty gehalten. Es kam der Samstag und das Duell gegen Spanien. Und dann wehrte der Schweizer Keeper innerhalb von 22 Minuten zwei streng gepfiffene Penaltys ab. Nicht von irgendeinem, sondern von Sergio Ramos, der an diesem Abend mit seinem 177. Einsatz für Spanien zum alleinigen Länderspiel-Rekordhalter Europas wurde. Beide Schüsse parierte Sommer unten rechts, den ersten lenkte er in Corner (57.), den zweiten hielt er gleich ganz fest – so schwach war er geschossen (79.).
Zu Null spielte Sommer dennoch nicht, weil Gerard Moreno zwei Minuten vor dem Ende doch noch der Ausgleich für Spanien gelang. Beim Angriff über die linke Seite liess Edimilson Fernandes in seinem Couloir zu viel Raum offen, in der Mitte konnte Stürmer Moreno unbedrängt einschiessen. Das Tor fiel natürlich nicht aus heiterem Himmel. Der Druck der Spanier hatte nach der Pause zugenommen, umso mehr als die Schweizer nach dem zweiten Penalty und dem Platzverweis gegen Nico Elvedi in Unterzahl spielten.
Letztlich verpassten die Schweizer den ersten Sieg in diesem Jahr also knapp. Doch im Hinblick auf den Klassenerhalt in der Nations League verändern die zwei verlorenen Punkte die Ausgangslage nicht. Weil die Ukraine in Deutschland verloren, reicht der Schweiz am Dienstag in Luzern ein Sieg gegen die Osteuropäer, um den letzten Platz noch abzugeben.
Zumindest diesen einen Punkt und den Final um Platz 3 in der Gruppe verdienten sich die Schweizer dank einem starken Auftritt. Die Spanier waren sicherer am Ball, sie störten früh, sie hatten viel mehr Ballbesitz. Doch die Schweizer gestanden ihnen in der gefährlichen Zone zumindest bis zum Platzverweis wenig Raum zu. Sie griffen anders als in anderen Spielen in diesem Herbst auch mal zu rustikalen Mitteln, wenn es darum ging, den Ball aus der eigenen Platzhälfte zu bringen: weite Bälle entlang der Seitenlinie statt kniffliger Kombinationsfussball vor dem eigenen Tor.
Und die Schweizer zeigten sich mit ihren Kontern auch im Angriff. Sie kamen zu mehr Torszenen als im Hinspiel in Madrid oder am Mittwoch im Testspiel gegen Belgien. Erste Abschlüsse von Xherdan Shaqiri konnte der spanische Keeper Unai Simon noch in Corner klären beziehungsweise flog der Ball über das Tor. Dann gingen die Schweizer nach einem sehenswerten Konter sogar in Führung: Edimilson Fernandes lancierte am rechten Flügel Breel Embolo, dessen Hereingabe Freuler direkt abnahm und den Ball mit links in die hohe Ecke dirigierte (26.). Ricardo Rodriguez prüfte den gegnerischen Torhüter mit einem Freistoss vor der Pause, und nach rund einer Stunde wurde ein Schuss von Haris Seferovic auf der Linie von Sergio Ramos abgewehrt.
Gerade Seferovic hätte mit seiner grossen Chance das Spiel womöglich frühzeitig entscheiden können. So benötigten die Schweizer am Ende wegen den verschossenen Penaltys der Spanier auch Glück für den einen Punkt. Über die gesamten 90 Minuten waren sie aber doch, was Spaniens Coach Luis Enrique vor dem Spiel über sie sagte: Als Kollektiv eines der komplettesten Teams in Europa. Die krassen individuellen Fehler wurden auf ein Minimum beschränkt. Weil die Schweizer weniger Risiken eingingen, weil sie vielleicht einfach spielten, was sie können: einfachen und schnörkellosen Fussball. Und so kann man die Zahlen auch positiv interpretieren: Gegen Spanien und Deutschland blieb die SFV-Auswahl in drei von vier Spielen ungeschlagen.
Schweiz - Spanien 1:1 (1:0)
Basel. - Keine Zuschauer. - SR Collum (SCO). -
Tore: 26. Freuler (Embolo) 1:0. 89. Moreno (Reguilon) 1:1.
Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez; Fernandes, Xhaka, Freuler, Zuber (72. Steffen); Shaqiri (72. Sow); Embolo (91. Mehmedi), Seferovic (84. Omeragic).
Spanien: Simon; Sergi Roberto, Ramos, Pau Torres, Reguilon; Merino (81. Moreno), Sergio Busquets (73. Koke); Ferran Torres, Fabian Ruiz (56. Morata), Olmo (73. Canales); Oyarzabal (73. Traoré).
Bemerkungen: Schweiz ohne Schär (gesperrt), Omlin, Kobel, Zakaria und Mbabu (alle verletzt) sowie Widmer und Lotomba (beide positiv auf das Coronavirus getestet), Spanien ohne Thiago Alcantara, Carvajal, Fati, Gaya und Navas (alle verletzt). 57./79. Sommer hält Hands- und Foulpenalty von Ramos. 79. Gelb-Rote Karte gegen Elvedi (Foul). Verwarnungen: 15. Elvedi (Foul/im nächsten Spiel gesperrt). 58. Embolo (Foul).
Im zweiten Spiel der Schweizer Gruppe der Nations League hat Deutschland in Leipzig gegen die Ukraine einen 3:1-Sieg errungen. Damit holte die Mannschaft von Trainer Joachim Löw aus den Spielen gegen die Ukraine das Punktemaximum, während die Osteuropäer ihrerseits die Heimspiele gegen die Schweiz und gegen Spanien gewannen.
Die Deutschen spielten anfänglich überlegen und erarbeiteten sich Chancen, bevor sie nach zwölf Minuten in Rückstand gerieten. Dieses Führungstor der wegen verschiedener Coronavirus-Fälle arg geschwächten Ukrainer war sehenswert – das schönste Tor des Abends. Alexander Subkow behauptete sich auf kleinem Raum gegen drei Deutsche und hakelte den Ball im Fallen zurück zu Roman Jaremtschuk. Der Legionär von Gent traf mit einer Direktabnahme ins Lattenkreuz.
Noch vor der Pause glückte den Deutschen mit zwei Toren die Wende. In der zweiten Hälfte stellte der zweifache Torschütze Timo Werner den Sieg mit dem 3:1 sicher. Dennoch war es gerade in der zweiten Halbzeit keine klare Sache. Vor und nach dem 3:1 trafen Alexander Sintschenko und Marlos für die Ukraine je einmal den Pfosten.
Deutschland - Ukraine 3:1 (2:1)
Leipzig. - SR Hategan (ROU). -
Tore: 12. Jaremtschuk 0:1. 23. Sané 1:1. 39. Werner 2:1. 64. Werner 3:1.
Deutschland: Neuer; Süle, Koch, Rüdiger; Ginter, Goretzka, Gündogan, Max; Gnabry, Sané (86. Waldschmidt); Werner (76. Brandt).
Ukraine: Pjatow; Konoplja, Sabarnyi, Matwilenko, Sobol; Malinowsky, Stepaneneko (69. Makarenko), Sintschenko (86. Charatin); Marlos, Jaremtschuk (74. Morães), Subkow (74. Michailitschenko).
Bemerkungen: Ukraine ohne fünf mit dem Coronavirus infizierte Spieler. Pfostenschüsse: 52. Sintschenko, 75. Marlos. Verwarnungen: 29. Rüdiger (Foul), 44. Malinowsky (Foul).
Weltmeister Frankreich hat sich als erstes Team für das Final Four der Nations League im kommenden Oktober qualifiziert. Nach dem 1:0-Sieg beim Titelverteidiger Portugal ist den Franzosen der Sieg in der Gruppe 3 eine Runde vor Schluss nicht mehr zu nehmen.
Frankreich war wenige Tage nach dem 0:2 im Testspiel gegen Finnland im Duell Welt- gegen Europameister die bessere Mannschaft. Insbesondere in der ersten Stunde gaben die Gäste im leeren Stadion von Lissabon den Ton an. Ngolo Kanté belohnte Frankreich in der 53. Minute. Der defensive Mittelfeldspieler traf im Nachschuss, nachdem Adrien Rabiot noch an Rui Patricio gescheitert war. Der portugiesische Goalie verhinderte zuvor einen früheren Rückstand. Dreimal gewann er ein Duell mit Anthony Martial, einmal rettete ihn die Latte.
Portugal griff auf sein ganzes, beeindruckende Offensivarsenal zurück. Zwischenzeitlichen stürmte der Europameister mit Cristiano Ronaldo, João Felix, Bernardo Silva und Diogo Jota. Es sprangen aber nur wenige Torchancen heraus. Die beste hatte Innenverteidiger José Fonte, der mit seinem Kopfball nach einer Stunde nur den Pfosten traf. Etwas später parierte Hugo Lloris einen starken Schuss von José Moutinho.
Portugal - Frankreich 0:1 (0:0)
Lissabon. - SR Stieler (GER).
Tor: 54. Kanté 0:1.
Im Rennen gegen den Abstieg meldete sich Schweden mit dem 2:1-Heimsieg gegen Kroatien zurück. Die Skandinavier holten dank Toren von Dejan Kulusevski und Marcus Danielson ihre ersten Punkte. Für den 20-jährigen Kulusevski, der bei Juventus Turin spielt, war es im siebten Länderspiel der erste Treffer; Danielson erzielte in der Schlussphase mittels Eigentor den kroatischen Anschlusstreffer. Am Dienstag trifft Schweden zum Abschluss auswärts auf Frankreich, das nun punktgleiche Kroatien empfängt Portugal.
Schweden - Kroatien
Solna. - SR Siebert (GER). -
Tore: 36. Kulusevski 1:0. 45. Danielson 2:0. 82. Danielson (Eigentor) 2:1.
(zap/sda)
Aber 1 : 1 ist eher gerecht!