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Die Nati in der Krise – oder wenn die Stürmer einfach nicht mehr treffen

Switzerland's Admir Mehmedi, left, fights for the ball against Denmark's Jens Stryger Larsen, right, during the UEFA Euro 2020 qualifying Group D soccer match between Denmark and Switzerland ...
Admir Mehmedi brachte Schwung ins Schweizer Spiel, aber auch keine Tore.Bild: KEYSTONE

Petkovic, der Sündenbock – doch das grösste Problem der Nati sind die fehlenden Tore

Drei Tage vor dem Match gegen Irland in Genf akzentuierte sich nicht nur das Problem der späten Gegentreffer. Die Schweizer Stürmer taten sich auch beim 0:1 in Dänemark schwer mit dem Toreschiessen.
13.10.2019, 19:29
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Vladimir Petkovic musste ziemlich einstecken an diesem Samstag in Kopenhagen. Am Morgen wurde der Schweizer Nationalcoach in den grossen Schweizer Zeitungen angezählt, am Abend folgte der nächste Tiefschlag. Die Schweiz verlor entgegen dem Spielverlauf und geriet damit 2019 definitiv aus dem Tritt.

«NZZ», «Tages-Anzeiger» und «Blick» sind sich einig: Die Kommunikationsschwächen des Trainers in Kombination mit den nachlassenden Resultaten müssen Anlass für den Verband sein, sich kritische Gedanken über eine Verlängerung des nach dieser EM-Kampagne auslaufenden Vertrags mit Petkovic zu machen.

Switzerland's head coach Vladimir Petkovic prior to the UEFA Euro 2020 qualifying Group D soccer match between Denmark and Switzerland at the Telia Parken stadium in Kopenhagen, Denmark, on Satur ...
Für viele ist Petkovic der Sündenbock für die Schweizer Resultat-Krise.Bild: KEYSTONE

Nur, was kann der Trainer dafür, wenn sich die Mannschaft wiederholt selbst um die Früchte ihrer Arbeit bringt? Gegen die Dänen kassierte die Schweiz abermals ein fatales spätes Gegentor und schlug aus den eigenen Möglichkeiten kein Kapital. «Unsere Chancenauswertung war schlecht», bemängelte Petkovic nicht zum ersten Mal.

Das mag an diesem Abend zum wesentlichen Teil an einem gegnerischen Akteur gelegen haben. Kasper Schmeichel, Sohn der Goalie-Legende Peter Schmeichel, parierte alles. Viermal glänzte der Keeper der Dänen mit Weltklasse-Reflexen. Es gab aber auch diese eine Chance zu Beginn der zweiten Halbzeit, die man, so befand Petkovic, «auf diesem Niveau nutzen muss». Mit einem langen Ball von Ricardo Rodriguez lanciert, stürmte Admir Mehmedi auf das dänische Tor zu und schoss freistehend vor Schmeichel über das Tor.

Die vergebenen Schweizer Grosschancen gegen Dänemark.Video: streamable

«Ich habe eine super Ballannahme und entscheide mich dann, mit rechts zu schiessen. Vielleicht hätte ich den Ball noch einmal mitnehmen und mit links abschliessen müssen», schilderte Mehmedi. Der Wolfsburger war der beste Schweizer an diesem Abend, aber auch er blieb ohne Zählbares. Womit sich ein Problem der letzten Monate weiter akzentuierte: Kein Schweizer Stürmer hat in der laufenden EM-Qualifikation mehr als ein Tor erzielt. Seit dem Jahreswechsel erzielten die Stürmer in sieben Spielen drei Tore, zwei davon beim 4:0 gegen Gibraltar.

Die Schweiz hat zurzeit keinen Goalgetter vom Format eines Alex Frei, sie hat keinen Vollstrecker wie die Israeli mit Eran Zahavy (10 Tore), die Russen mit Artem Dsjuba (8) oder die Österreicher mit Marko Arnautovic (6) in ihren Reihen. Mehmedi, Mario Gavranovic und Breel Embolo trafen bislang je einmal, Haris Seferovic, letzte Saison Torschützenkönig in Portugal für Benfica Lissabon, noch nicht, ebenso wenig Josip Drmic und der bei West Ham noch nicht angekommene Albian Ajeti. Seferovics Triplette vor elf Monaten gegen die Belgier auf dem Weg ans Finalturnier der Nations League war ein Ausreisser, die Absenz von Xherdan Shaqiri nur teilweise verantwortlich für die Flaute.

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Seferovic vermisst die genialen Pässe von Shaqiri.Bild: EPA

Auf zehn Tore in fünf Spielen kommt die Schweiz mitunter dank dem Offensivdrang aus der zweiten Reihe: Denis Zakaria war zweimal erfolgreich, zwei Verteidiger und drei weitere Mittelfeldspieler je einmal. Diese Ausgeglichenheit kann eine Stärke sein. Mehr Stürmertore würden dem Nationalteam im Finish der EM-Qualifikation aber helfen. (pre/sda)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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baldini75
13.10.2019 19:35registriert März 2014
Wann versteht ihr endlich das dieses Team seit Jahren vorne im Sturm limitiert ist. Da nützt es nichts Petkovic die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen...
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FrancoL
13.10.2019 21:08registriert November 2015
Die Chancen werden erspielt, doch es fehlt der Stürmer von Format, der sie nutzt und das ist nicht der Trainer schuld. Er wäre schuld wenn KEINE Chancen erspielt werden.
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Couleur
13.10.2019 20:01registriert Januar 2018
Couleur
13.10.2019 19:04
Wenn über die Ersetzung von Petko nachgedacht wird, sollte man sich auch die Frage stellen, wer denn überhaupt ein besserer und verfügbarer Ersatz wäre. Die Nati hat trotz (bis zuletzt) hervorragender Resultate viel Goodwill in der Bevölkerung verloren. Das meine ich nicht polemisch, sondern lese ich an den mickrigen Zuschauerzahlen der Heimspiele ab. Wenn man wieder mehr Identität stiften will, muss der nächste Trainer analog zum Eishockey ein Schweizer sein. Und wer bitte schön ausser Favre, den ich noch höher einschätze, hätte das fachliche Niveau von Petko?
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