Der schottische Fussball steht für unermüdlichen Kampfgeist, für stimmgewaltige Fans – und für Erfolglosigkeit. Acht Mal nahmen die Schotten an einer WM teil und zwei Mal qualifizierten sie sich für eine EM, stets war das Turnier schon nach der Vorrunde vorbei. Doch das letzte Rendezvous mit dem Rest der Welt liegt schon lange zurück: 1998 an der WM in Frankreich schaffte Schottland zum letzten Mal eine Qualifikation. Seither gab's Pleiten gegen Georgien und Weissrussland, es gab den glücklosen Nationaltrainer «McBerti» Vogts und es gab auf Klub-Ebene den Niedergang der ruhmreichen Glasgow Rangers.
Scotland's players have just walked off the Hampden Pitch to a dancing, euphoric crowd. We had forgotten what that looked like.
— Ewan Murray (@mrewanmurray) 5. Oktober 2017
Doch nun, zwei lange Jahrzehnte nach der letzten WM-Teilnahme, dürfen die Schotten endlich wieder vom Konzert der Grossen träumen. Weil sie gestern daheim im Hampden Park die Slowakei 1:0 schlugen und weil gleichzeitig Slowenien bei England verlor, sieht die Tabelle eine Runde vor Schluss so aus:
England ist für die WM qualifiziert. Dahinter bleibt das Rennen um Platz 2 ein Dreikampf, zumindest auf dem Papier. Denn weil die Slowakei am Sonntag zuhause gegen Malta spielt und mit grosser Wahrscheinlichkeit siegen wird, ist Slowenien raus aus der Entscheidung.
Morning! #SCOSVK pic.twitter.com/G2h40NIXL0
— Scotland (@ScottishFA) 6. Oktober 2017
Die Schotten haben es also in den eigenen Füssen, sich den zweiten Platz zu schnappen. Dafür müssen sie jedoch in Slowenien gewinnen. Schon ein Unentschieden reicht wohl nicht, da die Slowakei das bessere Torverhältnis hat und mit dem erwarteten Sieg gegen Malta vorbeiziehen würde.
Bitter für Schottland und seine vielen Anhänger rund um den Globus: Vielleicht reicht auch Rang 2 nicht für die Playoffs. Denn der schlechteste Gruppenzweite der neun Qualifikations-Gruppen muss zuschauen. Und die Schotten müssen, je nach Resultaten in den anderen Gruppen, noch zittern. Stand jetzt ist Wales überzählig, wobei sich diese Rangliste schon heute Abend wieder anders präsentieren kann.
Die Form scheint zu stimmen im Endspurt. Der 1:0-Sieg über die Slowakei fiel zwar knapp aus und das Tor fiel erst spät in der 89. Minute. Aber der Erfolg der Schotten war verdient, was nach zwei Lattenschüssen Trainer Gordon Strachan zur schönen Aussage verleitete:
Strachan äusserste sich zufrieden über das Spiel seiner Mannschaft. «Zu keiner Zeit fühlte ich mich gestresst. Ich sah ja, dass wir alles unter Kontrolle hatten», sagte er nach dem Sieg. «Ich war wirklich fest davon überzeugt, dass das Tor noch fällt, egal wie lange es noch dauern würde.» Seine Spieler hätten sich diesen Erfolg auch verdient, sagte Strachan, der selber 50 Mal für die Nationalelf auflief: «Oft sind wir schon hier gesessen und mussten uns über Pech unterhalten …»
Absolute scenes at the end! Yasssss Scotland!! pic.twitter.com/2epoHcXi9f
— Gavin Craig (@Gavin__Craig) 5. Oktober 2017
Vieles habe gestimmt im schottischen Spiel, stellte Strachan fest. Nun gelte es, rasch wieder zu Kräften zu kommen und noch einmal alles zu geben. «Wir wollen das jetzt zu Ende bringen und all den Krimskrams vergessen, der uns in den letzten Jahren vom Weg abbrachte.»