Sport
Fussball

So sollen Fussball und Hockey wieder mit Zuschauern stattfinden

Rapperswiler Fans mit Atemschutzmasken reagieren im Schweizer Fussball Cup 1/4-Final zwischen dem FC Rapperswil-Jona und dem FC Sion im Stadion Gruenfeld, am Donnerstag, 6. August 2020 in Rapperswil-J ...
Alle mit Maske: Die Zuschauer beim Cupspiel zwischen Rapperswil und Sion.Bild: keystone

Fiebermessen und Covid-Polizei: So wollen Sportclubs wieder Fans ins Stadion bringen

Die Eishockey- und Fussballvereine bauen ihre Stadien coronakonform um – und nennen Zahlen, wie viele Personen sie zulassen wollen. Die Fans bangen um die Stehplätze.
12.08.2020, 12:06
Othmar von Matt, Roman Schenkel / CH Media
Mehr «Sport»

Wer sich künftig ein Spiel des SC Bern ansehen will, muss eine Vorkontrolle weg von der Postfinance-Arena passieren. Der Besucher zeigt Ticket, Ausweis und das SMS für den Sitzplatz, der ihm bei der Online-Registrierung zugewiesen wurde.

Mit einem kontaktlosen Thermometer wird ihm die Körpertemperatur genommen. Wer 37,5 Grad oder mehr aufweist, für den gibt es keinen Eishockeyabend. Er wird weggeschickt. Nach Hause muss auch, wer bloss krank aussieht.

So sieht das Schutzkonzept des SC Bern aus, bei dem der ehemalige BAG-Delegierte Daniel Koch beratend zur Seite stand. Es ist ausgeklügelt. Im Stadion selbst gibt es nur noch Sitzplätze, es herrscht Maskenpflicht. Den traditionellen Fahnenaufzug über die Köpfe der Stehrampe hinweg gibt es nicht mehr. Fangesänge hingegen sind erlaubt – aber nur unter der Maske.

Daniel Koch oder "Mister Corona" wurde zum Gesicht der Krisenbew
Beim SC Bern arbeitete auch Daniel Koch am Konzept mit.Bild: sda

Covid-Polizei, fliegende Verkäufer und gestaffeltes Verlassen

Es patrouilliert eine Covid-Polizei, die Menschenansammlungen sofort auflöst. Bier und Wurst kann bei «Fliegenden Verkäufern» am Platz bestellt und elektronisch bezahlt werden. Nach Spielende entlässt der Speaker der Postfinance-Arena die Zuschauer gestaffelt, pro Sektor. Die Hockeyfans selbst sind zwar mehrheitlich bereit, Einschränkungen vorübergehend in Kauf zu nehmen: keine Stehplätze, keine Gästekurve, keine Choreos. «Sie wollen wieder Spiele sehen», sagt Matthias Leitner, einer der drei Initianten der Petition #SaveSwissSports, die am Dienstag mit über 14000 Unterschriften den Bundesräten und der Bundeskanzlei überreicht wurde.

Die Fans haben allerdings grosse Bedenken, dass die Klubs die Coronakrise dazu nutzen, Stehplätze und Gästesektoren gleich ganz abzuschaffen. Das solle aber nicht zum Dauerzustand werden. Die Angst der Fans ist nicht unbegründet. Das zeigt eine Umfrage bei einigen Eishockey- und Fussballvereinen in der Deutschschweiz (siehe nachfolgende Tabelle).

Bild
tabelle: ch mdia

Die meisten Schutzkonzepte der Clubs sehen den Umbau der Stehrampen in Sitzplätze vor. Im Hockey sind die Pläne schon weit fortgeschritten: Liga-Krösus SC Bern, mit seinen fast 10000 Stehplätzen, will 3000 davon in Sitzplätze umwandeln, beim EV Zug entstehen aus den insgesamt 2400 Stehplätzen 850 Sitzplätze.

Die Stehrampen gehören auch im Fussball der Vergangenheit an

Auch bei den Fussballclubs ist das Umnutzen der Stehplätze vorgesehen. YB will 4000 coronakonforme Sitzgelegenheiten schaffen, der FC Luzern derer 1600. Bei der gewünschten Auslastung der Stadien zeigt sich, dass diese im Eishockey durchs Band tiefer ist als der Zuschauerschnitt der vergangenen, abgebrochenen Saison. Der ZSC beispielsweise möchte im Hallenstadion vor rund zwei Drittel der möglichen Fans spielen. Der SC Bern wiederum peilt etwas über 10000 Fans an. Im Fussball liegt bei den Zuschauermagneten YB, FC Basel, FC St. Gallen oder FC Luzern die coronakonforme Auslastung unter dem Zuschauerschnitt der vergangenen Saison.

ARCHIVBILD ZU DEN MOEGLICHEN SZENARIEN IM SCHWEIZER EISHOCKEY --- Les joueurs bernois et lausannois jouent lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre le Lausanne  ...
Auch im Hockey sollen bald wieder mehr Fans dabei sein.Bild: KEYSTONE

Beim FC Zürich und den Challenge-League-Vereinen GC und FC Aarau beträgt die gewünschte Kapazität weniger als der übliche Zuschaueraufmarsch der letzten Saison. Gerade die kleineren Clubs und die Vereine der Challenge League dürften bei der Auslastung mit Schutzkonzept wenig oder gar keine Abstriche machen müssen. Dass es künftig im Schweizer Profisport nur noch Sitzplätze geben wird, dürfte dennoch nicht eintreffen. Zumindest beim SC Bern nicht.

CEO Marc Lüthi beruhigt die Fans, wenn es um die steilste Stehplatzrampe Europas und die grösste Gästekurve der Schweiz geht. «Sobald die Covid-Gefahr vorüber ist, wird alles in den Urzustand zurückgesetzt», sagt er. «Stehplätze und Gästefans gehören zur Schweizer Eishockeykultur.» Ein unmissverständliches Versprechen, das so nicht bei allen Klubs abgegeben wird.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Bilder zum Geisterspiel-Abend in der National League
Betrinken und Beklagen mit Quentin
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
T. Eddy
12.08.2020 12:59registriert Oktober 2015
„Alle mit Maske“ lautet die Bildunterschrift. Allerdings nützt die Maske nichts wenn die Nase frei oder die Maske unter dem Kinn getragen wird. Hüüüü Covid Polizei 👮‍♀️
616
Melden
Zum Kommentar
avatar
fidget
12.08.2020 14:21registriert Dezember 2018
Wie soll man das verstehen, dass man beim SCB nicht reingelassen wird, wenn man krank aussieht? Nach welchen Kriterien wird das bewertet? Das ist ein total subjektives Vorgehen, das jeder Nachvollziehbarkeit entbehrt. Das führt definitiv zu grösseren Diskussionen am Eingang. Allein schon wegen des gekauften Tickets, dass dann quasi verfällt.
212
Melden
Zum Kommentar
avatar
Joe Gage
12.08.2020 12:29registriert Juni 2020
Sehr wichtig, dass die Chinesen aus Niederhasli mindestens 13'000 Plätze haben wollen, bei einem Schnitt von knapp 3000 Zuschauern.
3328
Melden
Zum Kommentar
22
Warum das neue Trikot der Schweizer Fussball-Nati blaue Elemente hat
Der Schweizer Fussballverband hat die neuen Heim- und Auswärtstrikots der Nationalmannschaft für die EM in Deutschland präsentiert. Während das Heimtrikot klassisch daher kommt, überraschen im Auswärtstrikot blaue Akzente. Was dahinter steckt.

Rot und weiss – das Heimtrikot der Fussball-Nati ist ein Klassiker. Es hat einen Rundhalsauschnitt erhalten und sei «eine Hommage an die Schweizer Kultur», heisst es in der Medienmitteilung. «Die von traditioneller Schweizer Tracht inspirierte Edelweissblüten-Grafik vereint das kulturelle Erbe des Landes mit seiner alpinen Eleganz.»

Zur Story