In italienischen Stadien werden dunkelhäutige Fussballer immer wieder rassistisch beleidigt. Mario Balotelli vom Serie-A-Klub Brescia beispielsweise wurde Anfang November im Spiel gegen Hellas Verona von gegnerischen Fans mit Affenlauten eingedeckt. Die Polizei ermittelte mittels Kameras, die im Stadion installiert waren, einen Fussballfan, der die Gesänge initiiert haben soll. Der Ultra-Anführer Luca Castellini darf nun fünf Jahre lang europaweit kein Stadion mehr betreten.
Um mehr Täter zu erwischen, will Italiens Minister für Jugend und Sport bald mit einer neuen Technologie gegen Rassismus im Fussball vorgehen. Teil der Technik sollen ein Geräuschradar und die Videoüberwachung mit Gesichtserkennung sein.
In den nächsten Wochen soll die Technik landesweit zum ersten Mal in den wichtigsten Stadien ausprobiert werden, wie Minister Vincenzo Spadafora sagte. Dies könne den Sicherheitsleuten bei der Arbeit helfen und werde voraussichtlich schon beim EM-Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei am 12. Juni im Olympiastadion in Rom eingesetzt werden können.
Bereits einen Schritt weiter ist man in Verona. Dort, wo Balotelli im November mit Affenlauten eingedeckt wurde, wird das Sicherheitspersonal am Wochenende beim Spiel zwischen Hellas und Juventus Turin erstmals offiziell mit Bodycams ausgestattet. Die Kameras, die an der Brust befestigt werden, sollen helfen, allfällige rassistische Zuschauer zu identifizieren. Im Heimspiel gegen Lecce Ende Januar wurden das neue Kamerasystem erstmals und erfolgreich getestet.
Verona-Geschäftsführer Francesco Barresi erklärte gegenüber der «Gazzetta dello Sport», dass Hellas der erste Klub in Italien sei, der solche Bodycams einsetzt. Gemäss «Verona Sera» werden acht Stewards eine Kamera tragen, in welchen Sektoren die neue Technologie zum Zug kommt, wurde aber nicht kommuniziert.
Hellas versucht mit der Identifizierung mehr Rassisten zur Verantwortung ziehen zu können. Die Antwort auf die Einführung der Bodycams von Seiten der Fans liess aber nicht lange auf sich warten: «Verona ist also das erste orwellsche Versuchskaninchen bei Big Brother: Fortan müssen wir unter ständiger Überwachung leben, die nicht nur die Privatsphäre verletzt, sondern auch politische Opposition und soziale Proteste verhindert. Aber die ersten Sklaven werden auch die ersten Rebellen sein», schrieb der gesperrte Castellini auf Twitter. (pre/sda)