In der Sommerpause wurde mal wieder ordentlich geklotzt. Die 20 Premier-League-Klubs haben für neue Spieler 1.4 Milliarden Euro ausgegeben, in der spanischen Primera Division wurde mit 800 Millionen Euro so viel investiert wie noch in keinem Sommer davor und in der Serie A brummt das Transfergeschäft erst recht und nicht nur wegen Cristiano Ronaldo. Erstmals wurde auch in Italien die Milliarden-Grenze im Sommer-Transferfenster geknackt – für 1.14 Milliarden wurden neue Spieler geholt.
Die deutsche Bundesliga kann bei solchen Summen nicht mehr Schritt halten. Knapp eine Woche vor Transferschluss beläuft sich die Gesamtsumme der Transfer-Ausgaben der 18 Bundesliga-Klubs «erst» auf 446.2 Millionen Euro. Am ausgabefreudigsten präsentierte sich bislang Borussia Dortmund: Für 73 Millionen Euro hat der BVB neues Spielermaterial geholt. Zum Vergleich: In England haben beispielsweise die Wolverhampton Wanderers oder Brighton & Hove Albion ähnlich viel ausgegeben, Klubs wie West Ham United, Leicester City oder Fulham gar über 100 Millionen Euro.
Auffallend zurück hält sich in diesem Sommer Bayern München Noch keinen Cent hat der deutsche Rekordmeister in Verstärkungen investiert, Leon Goretzka und Serge Gnabry kommen ablösefrei. «Zur Zeit sammeln wir etwas Geld, um im nächsten Jahr vielleicht mal etwas grösser einzukaufen», begründet Präsident Uli Hoeness mit Blick auf die auslaufenden Verträge von Arjen Robben und Franck Ribéry die Zurückhaltung.
Mit dem Belgier Axel Witsel hat Dortmund eine grosse Figur der WM 2018 geholt, für 20 Millionen Euro kam der defensive Mittelfeldspieler von TJ Quanjian aus China. Ansonsten konnten die 18 Bundesliga-Klubs keinen einzigen internationalen Topstar nach Deutschland locken. Mit 28 Millionen Euro ist Abdou Diallo, den Dortmund aus Mainz holte, der teuerste Sommer-Transfer.
Aus den anderen vier Top-Ligen Europas wechselten nur drei namhafte Spieler in die Bundesliga: Werder holte Evertons «Bänklidrücker» Davy Klaassen für 13.5 Millionen Euro als Ersatz für den nach Dortmund abgewanderten Thomas Delaney, Leipzig verpflichtete Rechtsverteidiger Nordi Mukiele für 16 Millionen Euro von Montpellier und Gladbach eiste das Sturm-Talent Alassane Pléa für 23 Millionen Euro von OGC Nice los.
Im Gegenzug wanderten gleich reihenweise verdiente Bundesliga-Spieler nach England (und Spanien/Vidal) ab, wie die folgende Grafik zeigt:
Die Bundesliga blutet langsam aber sicher aus. Transferfenster für Transferfenster bedienen sich die Premier-League-Klubs in Deutschland. Wegen höheren TV-Geldern und ausländischen Investoren, welche die Vereine zum Teil komplett übernommen haben, ist die Kriegskasse in England, aber auch in Spanien und Italien im Gegensatz zur Bundesliga prall gefüllt.
Dass die deutschen Klubs im Tauziehen um die grossen Spieler nicht mehr mithalten können, dafür sorgt auch die 50+1-Regel. Sie verhindert, dass die deutschen Klubs durch den Einstieg von Investoren mehr Spielraum bei Transfers bekämen. Uli Hoeness, Ralf Rangnick, Lothar Matthäus – Klub-Exponenten und Experten fordern seit längerer Zeit, dass die 50+1-Regel abgeschafft werden soll. Doch so schnell wird das nicht passieren: Erst im März stimmte die Mitgliederversammlung der DFL für die Beibehaltung der umstrittenen Regel.
Internationale Erfolge rücken damit für die Bundesliga-Klubs in immer weitere Ferne. In der UEFA-Fünfjahreswertung liegt Deutschland noch auf Rang 4, holte in der letzten Saison aber so wenige Punkte wie seit Jahren nicht mehr. An der Spitze mithalten kann eigentlich nur noch Bayern München, das letztmals 2013 die Champions League gewann und danach aber immer wieder im Halbfinal hängen blieb. Der letzte deutsche Europa-League- bzw. UEFA-Cup-Erfolg liegt bereits 21 Jahre (Schalke 1997) zurück.
Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann glaubt, dass bald auch die Bayern Probleme bekommen werden. «Ein 25-Jähriger, der bei Manchester United gespielt hat, lacht über die Angebote von Bayern München, weil er das Münchner Jahresgehalt in England in einem halben Jahr verdient» erklärte er unlängst gegenüber «Sport1». In England sind inzwischen selbst Mittelfeld-Klubs in der Lage, Spielern Gehälter wie bei Bayern München zu zahlen. Kein Wunder, blutet die Bundesliga immer mehr aus.
Langfristig hat die BL ein gutes Konzept...so hoffe ich!