«Er zeigt ein höheres Level, als ein im Jahr 2000 geborener zeigen sollte», sagt Juve-Coach Massimiliano Allegri über den 1,82 Meter grossen Stürmer Moise Kean. Der «Mister» hat das 16-jährige Nachwuchstalent am Wochenende für das Meisterschaftsspiel gegen Udinese und jetzt auch für die Champions-League-Partie gegen Lyon in sein Kader berufen, um auf die Verletzung von Marko Pjaca zu reagieren. Der Sturm der «Bianconeri» besteht also aus den drei Weltstars Higuain, Dybala und Mandzukic, sowie dem Teenager Moise Kean.
Zum Debüt reichte es Kean am Wochenende noch nicht, wohl auch, weil das Spiel gegen Udinese (Endstand 2:1 für Juventus) bis zur letzten Minute offen war. Gut möglich, dass Allegri den Teenager ins Spiel gebracht hätte, wenn die Partie früher entschieden gewesen wäre.
Sollte Kean jedoch in den nächsten Spielen zum Handkuss kommen, würde er damit einen Uralt-Rekord brechen. Der letzte 16-Jährige, der bei der Alten Dame die Ehre hatte, war Nicola Zanini am 10. Februar 1991 – er war zu diesem Zeitpunkt genau 16 Jahre und 10 Monate alt. Zudem könnte Kean der erste eingesetzte 2000er in der Champions League werden.
Eigentlich spielt Moise Kean derzeit noch für die «Primavera», die U19 von Juventus, was für seine zarten 16 Jahre eigentlich schon beeindruckend ist. Bereits im Jahr 2014 wurde er, als er unter gleichaltrigen in 13 Spielen 26 Tore erzielte, zwei Stufen nach oben geschickt. Seither kickt er mit älteren Mit- und Gegenspielern. «Für mich ist das normal. Ich finde es nicht schwer», sagte er dereinst zur rosaroten italienischen Sportbibel «Gazzetta dello Sport».
Sein Trainer bei Juves U19 ist Fabio Grosso, seines Zeichens Weltmeister 2006 mit Italien. Der ehemalige Verteidiger hält viel von seinem Offensiv-Juwel: «Er kann im Sturm oder auf dem Flügel spielen. Mit seiner Schnelligkeit und Kraft kann er offene Räume sehr gut ausnutzen. Wenn er über die linke Seite kommt, zieht er gerne zur Mitte, um den Abschluss mit seinem starken rechten Fuss zu suchen.»
Die Leistung von Moise Kean in der Primavera in dieser Saison ist beeindruckend. In allen drei Ligaspielen hat er getroffen, dazu war er auch in der UEFA Youth League, der Champions League für Nachwuchs-Teams, in beiden Partien erfolgreich.
Auch in den U-Nationalmannschaften hat Kean schon auf sich aufmerksam gemacht. Bereits mit 15 Jahren hat er für die italienische U17-Nationalmannschaft debütiert, seither hat er in 11 Spielen 5 Tore erzielt. Dass er für Italien und nicht für die Elfenbeinküste antritt, ist für Kean selbstverständlich: «Meine Ursprünge sind in der Elfenbeinküste, das vergesse ich nicht. Aber ich bin in Italien geboren und aufgewachsen. Ich werde das Shirt ehren.»
Wie goal.com berichtet, liegt für das Jugendtalent in Turin bereits ein Dreijahres-Profivertrag bereit. Ob Kean diesen tatsächlich unterschreibt, ist indes noch nicht sicher, denn der Agent des 16-Jährigen ist kein geringerer als Mino Raiola.
Angeblich will Raiola im Juve-Vertrag eine Klausel verankern, dass sein Schützling ein Jahr ins Ausland ausgeliehen werde, bevorzugt nach Holland oder Belgien.
Und Raiola macht mit Kean, was er auch mit seinen anderen Klienten wie Pogba, Ibrahimovic oder Balotelli gemacht hat: Er jubelt sie hoch und heizt Gerüchte um Wechsel an. Auf die Frage des «Corriere dello Sport», wer 2017 wechseln könnte, sagte Raiola: «Kean. Nicht nur weil ich sein Agent bin.»
Interesse am 16-Jährigen soll es zudem schon aus England von Manchester City und Arsenal geben. Diese Umstände wird Raiola nutzen, um seinem Schützling bei Juve einen satten Vertrag auszuhandeln.
Dass es ist ein schmaler Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ist, zeigt sich auch bei Moise Kean. Sein selbstbewusstes Auftreten hat ihm auch schon die Gerüchte eingebracht, dass er schwer zu trainieren sei.
Der junge, talentierte italienische Stürmer mit afrikanischen Wurzeln, der etwas extrovertiert auftritt – kein Wunder wird Moise Kean schon als «neuer Balotelli» bezeichnet. «Super Mario», der nun bei Nizza seinen zweiten Frühling erlebt, galt als riesiges italienisches Sturmtalent und startete schon als Teenager bei Inter durch. Als wären es der Parallelen nicht genug, haben beide Spieler mit Mino Raiola den gleichen Berater.
Gegenüber der Gazzetta dello Sport verrät Moise Kean dann auch, dass er tatsächlich viel vom Original-Balotelli halte, allerdings nur auf dem Feld: «Ich bewundere ihn sehr als Spieler, weniger mag ich seine dummen Dinge, die er gemacht hat.»
Wenn Moise Kean bald für Juve debütiert und trifft, dann wird er selbst entscheiden können, in welche Richtung seine Karriere geht. Mit Mino Raiola an seiner Seite wird er schnell ein gepflegt-arrogantes Image aufbauen. Mal schauen, ob der «neue Balotelli» dann weniger dumme Dinge macht als das Original. Es wäre unterhaltungstechnisch eigentlich schade.