Die Zeit von Jürgen Klinsmann bei Hertha Berlin ist endgültig vorbei. Nach dem Rücktritt als Trainer wird er auch nicht mehr dem Aufsichtsrat angehören. «Leider ist die Art und Weise des Abgangs so unakzeptabel, dass wir im Sinne des Vereins eine zielführende Zusammenarbeit so nicht fortführen können», sagte Investor Lars Windhorst bei einer Pressekonferenz. «Jürgen Klinsmann hat viel an seiner Glaubwürdigkeit verloren. Das ist wirklich traurig, aber wir müssen damit leben.»
"Art und Weise des Abgangs ist inakzeptabel"
— OmnisportDE (@OmnisportDE) February 13, 2020
Investor Lars #Windhorst rechnet mit @J_Klinsmann ab.#HerthaBSC #Hertha #HerthaPK #Klinsmann pic.twitter.com/RVUZ0rUVbt
Zwischen Klinsmann und Geschäftsführer Michael Preetz war es zu einem interen Machtkampf gekommen. Es soll unterschiedliche Auslegungen gebeben haben, wie die Rolle des Cheftrainers zu interpretieren ist, welche Kompetenzen er haben sollte und welche nicht. Klinsmann soll vor allem gefordert haben, als Cheftrainer wie in England auch bei Transfers die Entscheidungshoheit zu kriegen.
Zum Machtkampf zwischen Preetz und Klinsmann erklärte Windhorst: «Es geht nicht darum, Macht anzustreben, sondern einen – teilweise auch kritischen – Dialog zu führen, um dafür zu sorgen, dass wir einen gemeinsamen Weg finden, unsere Ziele zu erreichen. Es geht nicht darum, dass wir Ziele mit der Brechstange durchbringen oder die Kultur des Vereins verändern.»
Ersatz für Klinsmann im Aufsichtsrat soll zeitnah gefunden werden. «Ob ich mich in ihm getäuscht habe? Das ist nicht so einfach zu beantworten», erklärte Windhorst weiter. «Der Rücktritt ist nicht akzeptabel. Das kannst du als Jugendlicher machen, aber nicht als Erwachsener. Leider ist das Kind jetzt in den Brunnen gefallen.»
Vorerst werden Klinsmanns Co-Trainer auf der Bank sitzen. Geschäftsführer Preetz machte zur Trainer-Frage klar, dass Alexander Nouri und Markus Feldhoff die Mannschaft in den nächsten Wochen betreuen werden. «Sie haben unser vollstes Vertrauen.»
"Ich bin es gewohnt, über so etwas zu sprechen und nicht den Rücken zuzukehren und direkt wegzulaufen."#HerthaBSC #Preetz #Windhorst pic.twitter.com/NQ5wCe0SAG
— Sky Sport (@SkySportDE) February 13, 2020
Klinsmann war am Dienstagvormittag völlig überraschend nach nur elf Wochen als Trainer der Hertha zurückgetreten, womit er den Verein schockte. Dennoch beabsichtigte der 55-Jährige, ins Aufsichtsgremium zurückzukehren, in das er Anfang des vergangenen Novembers benannt worden war. Dieses Amt liess er nach der Beförderung zum Cheftrainer ruhen.
Klinsmann hatte am Mittwochabend via Facebook-Botschaft die Umstände seines plötzlichen Abgangs als «fragwürdig» bezeichnet und sich bei den Fans entschuldigt. Gleichzeitig kritisierte er aber auch deutlich die Rolle von Manager Michael Preetz und begründete seinen Rücktritt mit dem Wunsch nach mehr Kompetenzen, den ihm der Klub verwehrt hatte.
Windhorst will sich trotz der Affäre um Klinsmann weiter stark finanziell bei der Hertha einbringen. Angesprochen auf sein Investment über 200 Millionen Euro, erklärte der Investor an der Pressekonferenz, dass er plane, weit über zehn Jahre bei Hertha zu bleiben. «Das können auch 20, 30 Jahre sein. Es ist sehr langfristig ausgelegt. Wir haben in Hertha BSC nicht investiert, weil wir Rendite erwartet haben.» (pre/sda)