Der Streit zwischen der europäischen Klubvereinigung (ECA) und der UEFA geht in die nächste Runde. Eigentlich sollte heute über den neuen Modus entschieden werden, der neu 36 statt 32 Teams die Teilnahme an der Champions League ermöglichen soll und bis zu 100 zusätzliche Spiele nach sich ziehen würde. Der Beschluss wurde nun aber auf den 19. April verschoben. Grund dafür sollen Differenzen zwischen der UEFA und der ECA sein.
Die Sportschau berichtet nun, dass es bei dem Konflikt um die Vermarktungsrechte der Champions League geht. Die Klubs wollen mehr Macht beim Thema Finanzen und sind deshalb in Gesprächen mit der UEFA. Ein gemeinsames Unternehmen soll demnach die kommerziellen Rechte an Champions und Europa League kontrollieren und vermarkten. Der ECA-Vorsitzende Andrea Agnelli sagte zudem, dass in Zukunft auch Investoren in den Wettbewerb einsteigen könnten.
Die ECA befindet sich in den Verhandlungen in einer Machtposition, da die UEFA eine europäische «Super League» verhindern will. Diese ist seit einigen Jahren Thema und bekam durch die amerikanische Bank JP Morgan, welche den neuen Wettbewerb angeblich mit fünf Milliarden Euro unterstützen wollte, neuen Rückenwind. Die FIFA lehnt die Gründung der «Super League» offiziell ab, nun könnte eine solche mit der «neuen» Champions League aber unter der UEFA entstehen.
Am Ende geht es wie immer um Geld. Die Ligaverbände fürchten sich vor dem grösser werdenden Einfluss der Topklubs auf die Geldverteilung der europäischen Wettbewerbe. Die nationalen Ligen werden durch die finanzielle Schere, die wegen der Champions-League-Einnahmen laufend grösser wird, immer langweiliger. In Deutschland (Bayern), Italien (Juventus) und Frankreich (Paris) ist die Vormachtstellung dieser Vereine seit Jahren nicht zu übersehen. Meistens geht es nur um die Plätze hinter den Dauermeistern. Die geplante Reform könnte das Problem noch verstärken.
Dazu kommt die immer grössere Belastung durch die höhere Anzahl an internationalen Spielen. Die Topklubs würden sich dann noch mehr auf Champions League & Co. konzentrieren und die besten Spieler öfter schonen. Dann tritt Bayern samstags beispielsweise nicht mehr mit Lewandowski und Müller, sondern mit Choupo-Moting und Musiala an.
Vor allem auch die Möglichkeit, mindestens zwei der neuen Champions-League-Plätze mit Teams zu besetzen, die sich in den nationalen Ligen nicht qualifiziert haben, sorgt für Diskussionen. Demnach bietet eine Zehnjahreswertung eine zusätzliche Qualifikationsmöglichkeit für die «Königsklasse». Durch eine solche «Notfall-Qualifikation» würde die Teilnahme schwächelnder Grossklubs trotzdem sichergestellt werden.
Aus diesen Gründen haben mehrere Nationalverbände, unter anderem der englische, der UEFA ihre Bedenken zu dem Reformvorschlag mitgeteilt.
Zum Schluss bleibt die Frage nach den Fans. Diese bleiben wie so oft auf der Strecke. Ronan Evain, Vertreter des Fanbündnisses «Football Supporters Europe» (FSE), sagt: «Die meisten Fans wollen nicht noch mehr Fussball. Stattdessen wollen wir besseren Fussball.» Das FSE fordert, dass der internationale Spielplan nicht erweitert wird und dass sich Teams alleine aufgrund der sportlichen Leistung in der Vorsaison qualifizieren können. Zudem will das Fanbündnis mehr Geld für Teams, die nicht an den europäischen Wettbewerben teilnehmen.
Die Spitzenklubs sind da aber schon einen Schritt weiter. ECA-Chef Andrea Agnelli schielt auf andere Kontinente und möchte den Markt des europäischen Fussballs in diese Richtung erweitern. Seiner Ansicht nach sind einige Menschen eher Fans von Spielern als von Klubs. Zudem seien die Fans aus der Region eines Klubs zuletzt immer häufiger durch Touristen ersetzt worden. Was die Champions-League-Reform im Endeffekt wirklich bringt, werden wir voraussichtlich am 19. April herausfinden.