Die meisten Besucher trainieren im Studio für sich. Er nicht. Wenn der Stöhner seine Hanteln in die Höhe wuchtet, dann röhrt er gleichzeitig wie in Hirsch: Sonst merkt ja keiner, dass er da ist. Die Blicke der anderen hält er für Respekt. Der Stöhner ist artverwandt mit dem Poser.
Sein Lieblingsgerät ist der Spiegel. Stundenlang kann er sich darin bestaunen. Am besten sieht man zu ihm rüber, während er sich unbeobachtet fühlt. Dann wird man Zeuge davon, wie er sich inniglich den Bizeps küsst.
Sie tritt zumeist zu zweit auf, denn mit der Kollegin trainiert es sich schliesslich besser. Das Training wird dann sehr schnell zur Plauderstunde und wenn die Bikini-Saison beginnt, wundert sich die Schwätzerin, dass sie wieder nicht abgenommen hat, obwohl sie doch so oft im Fitness-Studio war.
Niemand traut sich, es ihm zu sagen. Aber weil seine letzte Dusche wohl schon Tage her war, machen alle einen Bogen um ihn. Und kommst du an ein Gerät, an dem er eben noch seinen Schweiss verteilte, putzt du es lieber zwei Mal.
Er lebt davon, dass ihn am Wochenende im Ausgang die Mädchen anhimmeln, wenn er mit seinem eigentlich viel zu engen Shirt lässig da steht. Sein Trainingsprogramm ist ziemlich einfach: Montag, Mittwoch, Freitag: Bizeps. Dienstag, Donnerstag, Sonntag: Brust. Denn mehr Muckis braucht kein Mensch.
Er absolvierte schon den Vitaparcours, bevor es auf der Erde Wald gab. Weil er pensioniert ist, hat er endlos Zeit. Der Routinier ist deshalb immer da, wenn du auch im Studio bist. Und er trägt stets das selbe T-Shirt: Eines vom Zürcher Silvesterlauf 1982.
Er steht im krassen Kontrast zum Routinier. Für Leute wie ihn haben die Sportartikel-Hersteller all ihre Kleider entwickelt und weiter und weiter entwickelt. Der Alleskaufer weiss natürlich, dass ein 7 Gramm leichteres Shirt verdammt viel bringt, «gerade auch bei der Regeneration zwischen zwei Sätzen». Der Alleskaufer ist vollkommen davon überzeugt, dass er mit diesem Shirt endlich seine 20 Kilo Übergewicht los wird.
Sie kommt aus der selben Ecke wie der Alleskaufer. Bei ihr steht jedoch nicht die Funktion ihrer Bekleidung im Vordergrund, sondern viel mehr das Aussehen. Schuhe, Hosen und Shirt sind stets perfekt aufeinander abgestimmt. Einmal bemerkte sie zu spät, dass sie zum pinken Outfit ein rosarotes Stirnband trug. Klar, dass sie umgehend das Fitness-Studio wechseln musste.
Eine 10-Kilo-Hantel? Lächerlich, der Anfänger ist doch nicht zum Plausch hier! Also wuchtet er mit einer falschen Technik ein Monster-Gewicht hoch (sein Rücken bedankt sich mit einem «Zwick» dafür) und er ist stolz, dass er es ein einziges Mal geschafft hat. Danach blickt er sich um in der Hoffnung, dass ihm jemand zugeschaut hat. Wenn er sich nicht weiter entwickelt, wird aus ihm oft ein Duracell-Häsli.
Tempo ist alles. Das wäre auf dem Laufband ja okay, aber an den Hanteln bringt eine saubere Technik bekanntlich mehr. Besonders beim Lat-Zug und Bankdrücken erntet das Duracell-Häsli anerkennende Blicke von den anderen. Zumindest deutet es ihr Stirnrunzeln so.
Ein schwieriger Fall. In der Garderobe präsentiert sich dieser – in ausnahmslos jedem Fall – ältere Herr ausgiebig so, wie ihn der Herrgott vor 70 und mehr Jahren schuf. Auch wenn er nach der Dusche schon längst trocken ist, stolziert er nackt herum. Der Tiefpunkt ist erreicht, wenn er die Hängehoden Knie föhnt.
Protein fördert den Muskelaufbau. Je schneller man es zu sich nimmt, umso besser. Früher füllte der Shake-Trinker seinen Speicher erst in der Kabine. Fahrlässig! Heute nimmt er gleich nach jeder Übung einen Schluck. Mega wichtig. In der Garderobe gleich noch ein Joghurt und eine Banane hinterher.
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Er zeigt allen, dass er wahnsinnig viele Gewichtsplatten an eine Langhantel montieren kann. Und er zeigt, dass er null Sozialkompetenz hat: Denn er lässt sie einfach dran und wendet sich dem nächsten Gerät zu.
Von der grossen, schweren Beinpresse hat es im Studio nur ein Exemplar. Pech für dich, wenn grad der Reservierer daran trainiert. Denn er macht vier Sätze im Wechsel mit einem Brust-Training. Wer sich der Beinpresse nähert, wird hässig angeknurrt. Schliesslich signalisiert sein Handtuch dort jedem unmissverständlich: Zieh Leine! Hier bin ich, hier bleibe ich!
Er hat auf Youtube dieses Filmli gesehen, in dem ein muskulöser Kalifornier den Bizeps-Curl völlig neu macht. Klar, dass der Trendsetter sich davon inspirieren lässt. Er erklärt auch ausführlich jedem anderen im Studio davon, wie clever es sei, die Übung auf die neue Art zu machen. Leider erklärt er es auch jedem, der das gar nicht hören will.
Im Heftli hat sie davon gelesen, wie die Hollywood-Stars neuerdings ihre Kilos purzeln lassen. Klar, dass die Trendsetterin sich davon inspirieren lässt. Sofort bucht sie die neue Gruppen-Aerobic-Stunde und kauft sich das zwingend dafür notwendige Spezial-Handtuch. Dass das Ganze bloss Zumba in neuer Verpackung ist, kümmert sie nicht: Hauptsache, es macht ihr wieder Spass.