Ja, all die vielen Wortspiele und Fotomontagen sind lustig. Auch ich lache darüber, weil man die Welt generell nicht zu ernst nehmen sollte, die Fussballwelt schon gar nicht. Aber es überwiegt die Verärgerung darüber, was Luis Suarez getan hat. Nicht zum ersten Mal. Nicht zum zweiten Mal. Sondern schon zum dritten Mal in seiner Karriere hat der Stürmer einen Gegner gebissen.
Das ist unverzeihlich. Auch wenn Luis Suarez den Biss gegen den Italiener Giorgio Chiellini gemäss L'Equipe, die den TV-Sender «Canal 10» zitiert, herunterspielt. «So etwas geschieht halt während eines Spiels. Wir sind in einem Duell, er haut mir die Schulter in den Mund und ich berühre ihn ebenfalls. Aber ehrlich gesagt, daraus sollte man jetzt keine grosse Geschichte machen.»
2010 sperrt ihn der holländische Fussballverband nach der ersten Beissattacke für sieben Spiele. 2013 sperrt ihn der englische Fussballverband nach der zweiten Beissattacke für zehn Spiele (zu den Videos).
Und 2014? Die FIFA wird nicht umhin kommen, Suarez für den Rest der WM auszuschliessen. Denn selbst wenn Uruguay in den Final kommt, hat es nur noch vier Spiele zu absolvieren – so lange wird der Stürmer mit Sicherheit zuschauen müssen. Als Wiederholungstäter darf Suarez nicht mit Milde rechnen, im Gegenteil: er ist hart zu bestrafen.
Die FIFA wird den 27-jährigen Unverbesserlichen aufgrund der TV-Bilder sperren, sofern die Szene nicht im offiziellen Schiedsrichter-Rapport erwähnt ist. Falls der Unparteiische den Vorfall zwar gesehen, ihn aber nicht als sanktionswürdig beurteilt hat, handelt es sich um einen Tatsachenentscheid. Dieser würde keine Sperre nach sich ziehen.
Fernsehbilder zeigen, dass der Schiedsrichter während der Beissattacke abseits des Spielgeschehens den Blick auf den Ball gerichtet hatte. So wird mit grosser Wahrscheinlichkeit kein Wort darüber im Rapport stehen.
«Hoffentlich», muss angefügt werden. Denn es darf schlicht und einfach nicht vorkommen, dass ein Fussballer seinen Gegenspieler beisst. Als Eric Cantona in Kung-Fu-Manier einen Zuschauer ansprang, wurde er für acht Monate gesperrt. Das ist der Massstab, der gelten muss. Und Suarez darf nicht «nur» für Länderspiele gesperrt werden, die Verbannung muss zwingend auch den Klubfussball betreffen.
Zu den wiederholten Beissattacken kommen weitere Vorkommnisse, die Luis Suarez zu einem Spieler machen, auf den man getrost verzichten kann, so viele Tore er auch schiessen mag. 2011 wird er für acht Spiele gesperrt, weil er sich gegenüber dem dunkelhäutigen Patrice Evra rassistisch äusserst. Als er nach Ablauf der Sperre erneut auf ihn trifft, verweigert er ihm den Handschlag bei der Begrüssung. Aus diesem Holz ist Suarez geschnitzt.
Als 2010 im WM-Viertelfinal gegen Ghana der Goalie geschlagen ist, hechtet Suarez in der letzten Minute der Verlängerung auf der Linie, wehrt den Ball mit der Hand ab. Er sieht zwar die Rote Karte. Aber weil Ghana den fälligen Penalty verschiesst und anschliessend Uruguay im Elfmeterschiessen gewinnt, zieht Suarez' Team in den Halbfinal ein.
Fairerweise muss gesagt werden: Viele andere Fussballer hätten in jener Szene gleich gehandelt wie Suarez. Dass der Vorfall aber genau in seinem Lebenslauf auftaucht, passt, wie der Spruch, mit dem er kokettiert: «Ich habe auch eine Hand Gottes. Meine ist sogar die wahre Hand Gottes!»
Die Fans des FC Liverpool und von Uruguays Nationalmannschaft haben in den letzten Jahren viel Grund zur Freude gehabt mit Luis Suarez. Der Rest der Welt hat sich primär über ihn geärgert. Weg mit ihm! Ich werde ihn nicht vermissen.
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