Yassine Chikhaoui tut die Captainbinde beim FC Zürich sichtlich gut. Schon beim 1:0-Sieg im Derby gegen GC zeigte der Tunesier eine starke Leistung, den FC Thun erledigte er am Mittwochabend nun praktisch im Alleingang. Beim 2:1-Erfolg im Letzigrund erzielte 27-Jährige gleich beide FCZ-Treffer. Der zweite war dabei besonders sehenswert.
Nach etwas mehr als einer Stunde eroberte Chikhaoui in der eigenen Platzhälfte den Ball und sprintete los, über den ganzen Platz. Gleich fünf Gegenspieler liess er unwiderstehlich stehen, ehe er den Ball problemlos an Thun-Goalie Christian Leite vorbeischob. «Ein Geniestreich», lobte Trainer Urs Meier nach der Partie.
Zugegeben, die Gegenwehr der Thuner hielt sich in Grenzen, zu wenig entschlossen griffen sie den Tunesier an, doch ein ganz kleines bisschen erinnerte Chikhaouis 60-Meter-Solo schon an Diego Maradonas Jahrhunderttor aus dem WM-Viertelfinal 1986 gegen England. Zumindest ist Chikhaouis alter Glanz in dieser Saison definitiv zurück.
Und immer wieder die Frage, was wohl aus Yassine Chikhaoui geworden wäre, hätte er sich nie verletzt #fcz #superleague
— Tilman Pauls (@tilman_p) 23. Juli 2014
Der glanzvolle Auftritt ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass der gläubige Muslim momentan strikt nach dem Ramadan lebt. Seit dem 28. Juni trinkt und isst er nicht zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Mitten in der Nacht steht er auf, um etwas zu essen. Abends noch Fussball zu spielen, wird da zur Tortur. «Dieses Jahr ist es besonders schwierig, weil die Tage momentan sehr lang sind», sagt Chikhaoui nach dem Spiel.
Zehn Minuten nach seinem Traumtor ist für Chikhaoui dann auch Schluss, Trainer Meier gibt dem entkräfteten FCZ-Captain die wohl verdiente Ruhepause. Denn am Sonntag gegen Vaduz muss Chikhaoui noch einmal leiden. Doch dann ist der Ramadan zu Ende und der Konkurrenz muss, einen Chikhaoui im Vollbesitz seiner Kräfte vor Augen, Angst und Bang werden.