Mit dem FC Basel ist ein Team in der Super League, das in einer eigenen Liga spielt. Finanziell und sportlich. Bester Beweis dafür: Vor einer Woche war der FC Zürich im St. Jakob-Park zu Gast. Mit dem Punktemaximum (12) im Gepäck träumte die Mannschaft von Trainer Urs Meier von mehr. Stellvertretend David Da Costa vor dem Match dazu: «Wenn nicht jetzt, wann dann?» Die Zürcher kassierten ein diskussionsloses 1:4.
Wieso sollte es für den FCSG heuer anders laufen? In den letzten 12 Jahren gab es 16 Niederlagen und drei Remis, das letzte im März dieses Jahres. Basel war derweil daheim seit 17 Meisterschaftspartien ungeschlagen und hatte mit vier Siegen in Serie die Saison begonnen. So gut war der FCB letztmals 2003 in die Meisterschaft gestartet. Also vor über zehn Jahren.
Die beiden Trainer versuchten mit Floskeln die Affiche zu einem ausgeglichenen Duell empor zu stilisieren: «Wir sind nicht unschlagbar», meinte Paulo Sousa, auch wenn ihm das (noch) niemand abnahm. Doch ergänzte auch er: «Wer uns schlagen will, muss sehr gut sein.»
FCSG-Coach Jeff Saibene gab sich nach aussen hin optimistisch und hoffte auf einen Exploit seiner Spieler: «Zumindest in einem Spiel ist alles möglich.» Trotzdem blieb er realistisch: «Mit seinem Kader spielt der FC Basel in einer anderen Liga.»
Dazu kam die Festung St. Jakob-Park: Der FC Basel hatte in der Meisterschaft zuletzt vor fast einem Jahr daheim verloren. Das Publikum erschien einmal mehr zahlreich, um das Festessen in Form der Grün-Weissen anzusehen. Gestern waren es wieder beachtliche 27'483 Zuschauer, die den Weg ins «Joggeli» fanden.
Der FC Basel hatte vor Spielanpfiff 12 Punkte auf dem Konto, der FCSG deren 5 – bereits sieben Zähler Unterschied. Letzte Saison waren es bei der Saisonabrechnung 27 Punkte Unterschied gewesen.
Statistisch gesehen, sprach also alles gegen die St. Galler. Doch die Grün-Weissen hatten ein Mittel gegen den FCB: Es hiess Effizienz und hat sich gestern im rechten Fuss von St. Gallens Neuzugang Albert Bunjaku manifestiert. Zweimal bestrafte der ehemalige Bundesliga-Legionär kurz vor der Pause einfache Abwehrfehler der Basler Hintermannschaft – die Sünder hiessen dabei Fabian Frei und Taulant Xhaka.
So gewann der FC St. Gallen erstmal seit zwölf (!) Jahren gegen ein FC Basel, der sich zwar nach dem Pausentee redlich bemühte, das Anschlusstor zu erzielen, aber gegen die defensiv kompakten Ostschweizer kein Mittel fand. Und wenn sie doch einmal vors Tor kamen, stand der ehemalige Basler Ersatztorhüter Marcel Herzog im Weg. Das Erfolgsgeheimnis des FCSG: «Taktisch clever, diszipliniert, super Teamgeist und Effizienz», so Trainer Saibene. Zu Torschütze Bunjaku befragt, sagte er im SRF-Interview lapidar: «So ein Spieler hat uns letzte Saison gefehlt.»
Sein Antipode hingegen muss erstmals Kritik an seinem Team ausüben, zusammengefasst: «Zu ungenau, zu langsam, zu wenig risikofreudig» meinte Sousa. Zu seinen personellen Massnahmen befragt – Sousa liess beispielsweise den torgefährlichen Neuzuzug Shkelzen Gashi zu Beginn auf der Bank, obwohl Teamleader Marco Streller krank fehlte – analysierte der Portugiese trocken: «Manchmal trifft man halt die falschen Entscheidungen.»
Verteidiger Fabian Schär stimmte nach dem Spiel in die Kritik seines Vorgesetzten ein und sprach in der Mixed Zone von einem «schlechten Match». Sie hätten «die Gegner zu Toren eingeladen».
Der FCSG-Coach zeigte sich über «die Hilfe» sicher dankbar. Schliesslich ist der Luxemburger erst der zweite Trainer in der Geschichte der St. Galler, der im St. Jakobs Park drei Punkte geholt hat. Oder mit seinen Worten: «Ich freue mich sehr über den Sieg in Basel, denn schliesslich gewinnt man hier nicht oft.»