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2:0-Sieg im EM-Halbfinal gegen Wales. Portugal hat zum ersten Mal an dieser EM ein Spiel nach 90 Minuten gewonnen und steht damit als erster Finalist fest. Zwar haben die Portugiesen auf dem Weg ins Endspiel keinen begeisternden Offensiv-Fussball gezeigt, ihren Finaleinzug als «unverdient» zu bezeichnen, wäre aus folgenden sechs Gründen aber völlig verfehlt.
» Hier gibt's den Matchbericht vom Halbfinal gegen Wales mit allen Highlights im Video
Man mag von Cristiano Ronaldo halten, was man will. An seinen sportlichen Leistungen an dieser EM gibt es mal wieder rein gar nichts auszusetzen. Der Toptorjäger erweist sich einmal mehr als unermüdlicher Arbeiter, der dem Erfolg alles unterordnet. Mit seinen drei Toren ist er massgeblich am portugiesischen Finaleinzug beteiligt.
Ohne ihn wäre Portugal nicht in den Final gekommen. Doch Ronaldo sticht nicht nur aufgrund seiner individuellen Klasse heraus, er glänzt in Frankreich als starker Teamplayer. Wie der Captain seine Mannschaft im Viertelfinal gegen Polen auf das Penaltyschiessen einschwor, war beispielsweise grosse Klasse.
Doch Portugal ist längst nicht nur Cristiano Ronaldo. Trainer Fernando Santos hat die Mannschaft endlich zu einer funktionierenden Einheit geformt. Zu einem Team, in dem jeder Spieler den gleichen Wert hat. Den Starkult um Cristiano Ronaldo versucht Santos deshalb so klein wie nur möglich zu halten. «Grosse Turniere werden nicht von grossen Spielern gewonnen, sondern von grossen Mannschaften», sagt er.
Grossen Anteil am neuen portugiesischen Kollektiv hat der streitbare Abwehrchef Pepe. Auf dem Platz sorgt er mit seinen Aktionen zwar oft für Kopfschütteln, neben dem Platz ist er aber zum Herz der Mannschaft geworden. Pepe ist ein Leader, der den jungen und weniger erfahrenen Spielern den Weg vorgibt. «Teams brauchen Anführer, und Pepe macht das fantastisch», schwärmt Trainer Santos. Wie der zweite Routinier Ricardo Carvalho fehlte Pepe im Halbfinal gegen Wales angeschlagen, doch Portugal steckte den Ausfall mühelos weg. Wie ein Team eben.
E rumo à final! #Euro2016 #POR #PORWAL pic.twitter.com/l06N7IOgT7
— selecaoportugal (@selecaoportugal) 6. Juli 2016
Vieles lief an dieser EM nicht für Portugal. In den ersten beiden Gruppenspielen gegen Island (1:1) und Österreich (0:0) kamen die Iberer nicht über ein Unentschieden hinaus, obwohl sie zweimal drückend überlegen waren. Doch das Runde wollte einfach nicht ins Eckige – gleich dutzendfach liess man selbst beste Tormöglichkeiten liegen. Beim 3:3 gegen Ungarn klappte es dann mit dem Toreschiessen, dafür war man in der Defensive plötzlich zu anfällig.
In der K.o.-Runde passte sich das Team von Fernando Santos dann dem an dieser EM vorherrschenden Spielstil an. Die spielerisch überlegenen Kroaten hielt man mit einer schlauen Defensiv-Taktik vom eigenen Tor fern, gegen die konterstarken Polen holte man ein 0:1 auf und siegte im Elfmeterschiessen. Abschliessend lässt sich sagen: Wer in fünf EM-Spielen nur 65 Minuten in Führung lag und trotzdem im Final steht, hat sicherlich nicht alles falsch gemacht.
Vor dem 2:0 im Halbfinal gegen Wales hat Portugal kein einziges seiner fünf EM-Spiele nach 90 Minuten gewonnen. Nach der enttäuschenden Vorrunde mit lediglich Gruppenrang 3 hagelte es schon Kritik und als sich Portugal in der K.o.-Runde gegen Kroatien und Portugal vor allem aufs Verhindern von Gegentoren konzentrierte, wurde diese natürlich noch grösser.
Portugal muss sich allerdings nichts vorwerfen. In der Gruppenphase hat man den neuen Modus ausgereizt und ist mit drei Unentschieden weitergekommen. Dass das möglich war, ist sicher nicht der Fehler von Ronaldo und Co. Ebenso wenig, dass die hochgejubelten Kroaten kein Mittel gegen sie fanden und dass die Polen noch destruktiver spielten als die Portugiesen selbst.
Früher waren die Portugiesen bekannt für ihr schönes, technisches Spiel. Die Brasilianer Europas wurden sie genannt. Unter dem knorrig wirkenden Santos zeigen sie humorlosen, teilweise schwer erträglichen Fussball. Doch der Ertrag stimmt: Deshalb kann Trainer Santos mit der Frage nach dem Stil nichts anfangen. Nach einem kurzen Lachen gibt er jeweils die stets gleiche Antwort: «Nur das Resultat zählt.»
Doch Santos, der Anfang Jahr von einem offensiven 4-3-3 auf ein 4-4-2 mit Doppelsechs umgestellt hat und damit die Abhängigkeit von Ronaldo verkleinern konnte, lässt deswegen nicht nur zerstörerischen Defensivfussball spielen. Vielmehr passt er seine Massnahmen immer wieder den Gegebenheiten an, reagiert flexibel auf Herausforderungen. Ähnlich wie Jogi Löw mit Deutschland. Gegen Kroatien brachte er Mittelfeldspieler Adrien Silva neu in die Mannschaft, er sollte den kroatischen Regisseur Luka Modric aus dem Spiel nehmen. Es funktionierte, Kroatien kam kaum vors portugiesische Tor.
Seit 13 Pflichtspielen ist Portugal nun bereits ungeschlagen. Genauer gesagt, seit Trainer Fernando Santos im September 2014 das Team von Paulo Bento übernommen hat. Santos hat damit geschafft, was eigentlich unmöglich schien: Portugal war vor ihm eine Wundertüte, die jede Mannschaft schlagen konnte, aber auch gegen fast jede verlieren konnte.
Immer wieder setzte es Niederlagen gegen vermeintlich Kleine, immer wieder musste um die Qualifikation für die grossen Turniere gezittert werden. Seit Santos das Ruder übernommen hat, stimmt die Richtung und sie ist endlich da: Die Konstanz, die ein Topteam ausmacht, die zu einem grossen Titel führen kann.
Im übrigen wurden die Kroaten die Brasilianer Europas wurden genannt. Portugal ist sicherlich keine schlechte Mannschaft aber da war auch viel Glück dabei. Vor allem das man auf der richtigen Seite des Tableaus steht.
Das man Kroatien geschlagen hat okay aber ich denke die haben sich vor allem selbst ein Bein gestellt.