Sport
Eismeister Zaugg

Playoff-Halbfinal SC Bern - ZSC Lions: Leonardo Genoni als Hockey-Gott

Berner Fans im fuenften Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen dem SC Bern und den ZSC Lions, am Donnerstag, 5. April 2018, in der PostFinance Arena in Bern. (KEYSTONE/Peter Kla ...
Sie hoffen auf noch ein Heimspiel: Die SCB-Fans.Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Also doch! Der Hockey-Gott hat die Gestalt eines Berners angenommen

Der SC Bern ist ein zerbrechlicher Titan – aber nach wie vor gut genug, um das Finale zu erreichen. Die Chancen stehen wieder 50:50.
06.04.2018, 09:5606.04.2018, 11:05
Folge mir
Mehr «Sport»

Donnerstag der 5. April. Früher Abend. Nach Wochen der Nässe und der Kälte klart es auf. Glasklare Sicht. Am Horizont erblicken die Menschen, die am frühen Abend aus Zürich und aus dem Solothurnischen herauf nach Bern eilen, das wunderbare Panorama der majestätischen Berner Alpen. Ganz in weiss, als hätte ihnen der Herrgott das Sonntagskleid angelegt, erstrahlen Eiger, Mönch und Jungfrau in der Abendsonne.

Haeuser der Stadt Bern und die Bergkette mit Eiger, Moench und Jungfrau, am Freitag, 24. Februar 2012 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Vermutlich sah das gestern über den Dächern von Bern genau so aus.Bild: KEYSTONE

Ganz einfach ein Tag, viel zu schön für den SCB, um schon auszuscheiden. Bei einer weiteren Niederlage gegen die ZSC Lions wäre die Saison für die Berner die Saison vorzeitig zu Ende gewesen.

Die Hockeygötter waren auch der Meinung, dass es nicht sein kann, dass der SCB an einem so wunderbaren Frühlingabend entthront wird. Sie waren deshalb zumindest nicht gegen den Meister.

«Zumindest nicht gegen den SCB.» – Das ist nett ausgedrückt.

Die Berner spielten nicht viel besser als in den bisherigen vier Halbfinalpartien, von denen sie drei verloren haben. Aber im Wissen um die allerletzte Chance arbeiteten sie eine Spur härter, ruhiger und konzentrierter. Aber besser? Nein.

Noch vor Halbzeit führt der Meister durch Treffer von Marc Kämpf, Mark Arcobello (2) und Simon Moser 4:1. Topskorer Andrew Ebbett hatte nach der dritten Niederlage am Montag gefordert, es sei jetzt an den Leadern, aufzustehen, Verantwortung zu übernehmen, die Mannschaft auf die Schultern zu nehmen und zu tragen und nannte unter anderem Moser, Arcobello und sich selbst.

Berns Topscorer Andrew Ebbett, Mitte, im Kampf mit Zuerichs Topscorer Fredrik Pettersson, rechts, und Zuerichs Christian Marti, links, im fuenften Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League  ...
Andrew Ebbett forderte, dass die Leader des Teams aufstehen und sich wehren. Er machte es auch gleich vor.Bild: PPR

Was er gesprochen hatte, war nun also geschehen. Mark Streit, Berns berühmtester Hockeyspieler, wird hinterher sagen: «Nach dem 4:1 dachte ich, jetzt gibt es für die Zürcher eine Brause.»

Als der Hockey-Gott den SCB rettete

Aber kalt geduscht werden die Berner. Das SCB-Spiel war seit der Ankunft von Trainer Kari Jalonen im Sommer 2016 ein hell erstrahlendes Licht des Talentes, der Taktik, der Intelligenz, des Tempos, der Wucht und des Selbstvertrauens. Inzwischen ist es oft nur noch ein im Wind des gegnerischen Widerstandes flackerndes Kerzenlicht.

Animiertes GIFGIF abspielen
Eine kalte Dusche mit einem nicht zweideutigen Gif erklärt.

41 Sekunden vor der zweiten Pause trifft Mike Künzle zum 4:3. Alles beginnt wieder fast von vorne. Die Berner waren zu passiv geworden und nun geraten sie wieder ins Wanken.

Allen im Stadion ist klar: Der Meister würde den Beistand der Hockeygötter brauchen, um diesen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Und Leonardo Genoni, der bisher in diesem Halbfinale bis auf die zweite Partie in Zürich (4:3 n.V. für den SCB) ein gewöhnlicher Torhüter war, in der Rolle eines «Hockey-Gottes.»

Hockeygott Genoni
Was viele nicht wussten: Gestern stand beim SCB ab dem 3:4 nicht mehr Genoni, sondern der Hockey-Gott im Tor. Hier der Beweis. Und er hat entschieden, dass er Meister werden will.bild: keystone/watson

Jetzt, da es um alles oder nichts geht, erfüllt er den Auftrag und hält alles. Auch im turbulenten Finale mit Garnitur: Time-Out ZSC 114 Sekunden vor Schluss. Torhüter raus. Nach Video annullierter Ausgleich 90 Sekunden vor dem Ende, weil Puck nicht über der Linie war. Leonardo Genoni und der SCB wanken. Aber sie fallen nicht.

Die ewige Frage nach der Wende

Ist das die Wende? Spricht das «Momentum» nun für den SCB? Nein. In dieser ausgeglichenen Serie gibt es kein «Momentum», das stark genug wäre um einer Mannschaft klare Vorteile zu geben. Jeder Ausgang dieser Serie ist möglich.

Was haben diese Strasse in Bangkok (Thailand) und die Halbfinal-Serie zwischen dem SCB und dem ZSC gemeinsam? Es gibt keine Wende.
Was haben diese Strasse in Bangkok (Thailand) und die Halbfinal-Serie zwischen dem SCB und dem ZSC gemeinsam? Es gibt keine Wende.

Vier der fünf Partien endeten mit einem Tor Differenz. Die Entscheidung könnte schliesslich in einer verrückte, absurde Szene oder nach einem unbegreiflichen Fehler fallen – oder einer spielerische Heldentat.

Der SCB ist nach wie vor ein zerbrechlicher Titan. Aber wenn der «Würgegriff» der Zweikämpfe, des Forecheckings und des Tempos zu wenig stark ist, dann steht er immer wieder auf. Nach wie vor sind die Berner dazu in der Lage, jedes Nachlassen des Gegners auszunützen.

ZSC-Legende Mathias Seger sprach hinterher vom bisher schlechtesten Match seiner Mannschaft. Aber da ging er wohl etwas zu hart ins Gericht. Reto Schäppi war zwar auch nicht zufrieden. Aber er gab zu bedenken: «Wir spielen gegen den Meister. Gegen einen sehr starken Gegner.»

Bald fügen wir hier das letzte Bild hinzu: Die Monsterdiashow zur Monsterkarriere von Mathias Seger

1 / 200
Die Monsterdiashow zur Monsterkarriere von Mathias Seger
16. Mai 1997: Mathias Seger wird zum Grünschnabel des Jahres gewählt. Mit ihm zeichnet die Fachjury auch Björn Christen (2.v.r.), sowie die Fussballer Boris Smiljanic (Mitte), Oumar Konde (2.v.l.) und Raphael Kehrli (l.) aus.
quelle: photopress / christoph ruckstuhl
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Am Samstag geht es im Hallenstadion weiter. Der ZSC braucht noch einen, der SCB noch zwei Siege fürs Finale. Vor der donnerstäglichen Partie standen die ZSC-Chancen 60:40. Jetzt stehen sie wieder 50:50.

ZSC oder SCB? Wer erreicht den Playoff-Final?

Diese Sportler haben den perfekten Namen für ihre Sportart

1 / 26
Diese Sportler haben den perfekten Namen für ihre Sportart
Marco Velo: 3 x italienischer Meister im Zeitfahren.
quelle: ap / peter dejong
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Unvergessene Eishockey-Geschichten

Alle Storys anzeigen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Vord Lader
06.04.2018 10:15registriert Oktober 2017
Das sind ja mal gute News am Morgen früh. Genoni hat sich wieder dazu entschieden Meister zu werden.
19212
Melden
Zum Kommentar
avatar
andrin89
06.04.2018 10:02registriert März 2014
Das mit den Chancen sehe ich anders. Ich finde, die Chancen im nächsten Spiel stehen 50:50. Und falls Bern gewinnt, werden die Chancen in Bern wieder 50:50 sein.
1063
Melden
Zum Kommentar
avatar
glass9876
06.04.2018 11:01registriert Juli 2015
Herrlicher Artikel! Es sind mehrere Punkte festzuhalten:

- Der Eismeister kann auch GIFs und Photoshop!
- Er hat eine gehörige Portion Selbstironie, die ich erfrischend finde.
- Es gibt keinen Gott, aber es gibt einen Hockeygott.
- Jesus hat den besten Playoff-Bart!
687
Melden
Zum Kommentar
45
Noah Okafor glänzt in der Serie A mit Effizienz – und heute braucht Milan seine Tore
Noah Okafor trifft mit der AC Milan heute Abend (21 Uhr) auf die AS Roma. Der Schweizer kommt bei den Italienern vor allem als Joker zum Einsatz und besticht dabei mit seiner Effizienz.

Seit vergangenem Sommer kickt der Schweizer Nati-Stürmer Noah Okafor in der italienischen Serie A für die AC Milan. Bei seinem vorherigen Verein Red Bull Salzburg kam der heute 23-Jährige noch regelmässig zum Einsatz und erzielte 2022/23 in 32 Spielen 10 Tore und 5 Assists. Bei der AC Milan muss sich Okafor seinen Platz noch erkämpfen. Meist von der Bank kommend, kam er in 30 gespielten Partien durchschnittlich zu 27 Einsatzminuten und erzielte dabei 6 Tore.

Zur Story