Die Frage nun also: Ist Sven Andrighetto der bestverdienende Spieler mit Schweizer Pass der Liga? Eine Antwort ist gar nicht so leicht zu finden. Die Spielerlöhne werden bei uns – anders als in der NHL – nicht publiziert. Und sie werden von den direkt Betroffenen logischerweise nicht preisgegeben. Sein Agent Dani Giger sagt denn auch auf Anfrage: «Wir geben über Vertragsdetails unserer Spieler keine Auskunft.»
NHL-Scout Thomas Roost hat es in einer Kolumne wunderbar formuliert: Sven Andrighetto sei «kein Monetär-Romantiker». Wir können beifügen: Dani Giger auch nicht.
Im Alter von 27 Jahren hatte der neue ZSC-Star bei der Rückkehr in die Schweiz nach neun Jahren Nordamerika und Russland die bestmögliche Verhandlungsposition. In der NHL hat er insgesamt 4,205 Millionen Dollar brutto und in der KHL letzte Saison rund 1,22 Millionen Franken verdient. Und wie viel sind es nun in den nächsten fünf Jahren bei den ZSC Lions?
Nach einer Telefonrunde durch die Liga lässt sich hingegen sagen: Der Wert des Fünfjahresvertrages von Sven Andrighetto wird von den Sportchefs, Scouts und Agenten auf rund vier Millionen Franken brutto geschätzt. Also rund 800 000 Franken pro Jahr. Zitieren lässt sich keiner. Logisch.
Frage also an ZSC-Sportchef Sven Leuenberger:
Wieder eine Telefonrunde durch die Liga. Ist Sven Andrighetto der bestverdienende Schweizer der Liga? Dazu gibt es eine Anmerkung: Besser ist eigentlich die Frage, ob er der teuerste Schweizer sei. Aus dem Grund, weil der Nationalstürmer bis zu seinem Wechsel in die nordamerikanischen Juniorenligen im Sommer 2011 bei den ZSC Lions gespielt hat. Dadurch entfällt für die Zürcher die alljährlich zu entrichtende Ausbildungsentschädigung an den oder die Klubs in der Schweiz, die WM-Silberhelden von 2018 ausgebildet haben. Die Summe wird von Jahr zu Jahr zwar kleiner, dürfte aber für die nächsten Jahre gut 50'000 Franken ausmachen.
Die Antwort auf die Frage, ob Sven Andrighetto der teuerste Schweizer der Liga sei, lautet nach dieser Telefonrunde «nein.» Der «Klub der Teuersten» (oder «Klub der Besten») umfasst demnach Leonardo Genoni, Grégory Hofmann, Raphael Diaz (Zug), Reto Berra (Gottéron) und neu eben Sven Andrighetto (ZSC Lions). Nicht ganz einig sind sich die Kenner, ob nicht auch Simon Moser (SC Bern) zu dieser illustren Runde gehört.
Interessant ist die Frage nach einer Rangierung der teuersten Eidgenossen. Nach Auswertung aller Antworten lässt sich folgende Rangliste der «monetären Nicht-Romantiker» erstellen (ohne Gewähr):
Dazu ist zu sagen: die Jungs sind ihr Geld wert.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet während der Virus-Krise im Sommer 2020, in der wirtschaftlich wohl schwierigsten Zeit für die Klubs, über ein mögliches Rekordsalär debattiert wird. In einer Zeit, da im Rahmen der Krisenhilfe selbst die Landesregierung Lohnreduktionen angemahnt hat und die Ligaführung erstmals in unserer Geschichte das Konzept einer Lohnobergrenze (Salary-Cap) ausarbeitet.
Dazu ist festzustellen: Die ZSC Lions sind ehrlich. Sowohl Manager Peter Zahner als auch Sportchef Sven Leuenberger legen ihre Bedenken in Sachen Salary-Cap offen dar. Sie nennen gut durchdachte Gründe, warum die durchaus gutgemeinte Absicht, auf diesem Wege die Löhne zu reduzieren, nicht funktionieren wird.
Die Zürcher mögen auf dem Transfermarkt Wein trinken (den sie sich leisten können). Aber sie haben – anders als einige ihrer Berufskollegen – nie Wasser gepredigt.