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Eismeister Zaugg

Eismeister Zaugg: Die Angst der Zuger vor einem richtig guten Trainer

Die Zuger mit Carl Klingberg nach dem Spiel beim dritten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions, am Donnerstag, 15. Maerz 2018, in der Bossard Ar ...
Augen Zug und durch: Müssen die Zuger weiter auf einen richtig guten Trainer warten?Bild: PPR
Eismeister Zaugg

Warum der EVZ nach der «Angela Merkel der Hockeytrainer» Angst vor einem guten Coach hat

Harold Kreis (59) muss nach vier Jahren vorzeitig gehen. Drei Jahre zu spät. Nun ist die Frage, wie es gelingen kann, den Bären zu waschen ohne ihn nass zu machen.
16.04.2018, 19:4617.04.2018, 06:15
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Harold Kreis ist ein kluger Mann. Eigentlich fast zu klug, um Eishockeytrainer zu sein. Um junge Männer, die fürs spielen bezahlt werden, aus der Komfortzone zu scheuchen. Und zu klug für den Sportchef und für den Manager: Harold Kreis weiss, wie die Macher im Hockey ticken und versteht es auf höchst geschickte Art und Weise, sich diesen Machern anzupassen. Das zu sagen, was sie hören möchten und das zu tun, was sie sehen möchten. Er ist auch schon die Angela Merkel der Hockeytrainer genannt worden. Ein Drittel ist das spöttisch gemeint, ein Drittel ironisch und ein Drittel bewundernd.

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS SICH DER EV ZUG VON HAROLD KREIS TRENNT --- Le coach du HEV Zoug, Harold Kreis, reagit, lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League, entre l ...
Harold Kreis, die Angela Merkel unter den Hockeytrainern.Bild: KEYSTONE

Harold Kreis hat vier Jahre lang Zug alles geliefert – ausser das, was Zug eigentlich braucht: den grossen Erfolg. Er war freundlich, vermied jede Form von Polemik und er hat die Zuger in einen sanften Schlaf gewiegt. Sie haben vier Jahre lang nicht gemerkt, dass er die jungen Spieler nicht fördert und aus den ihm anvertrauten Jungs nicht ein Maximum herausholt. Erst jetzt, nach dem dritten Scheitern im Viertelfinale in vier Jahren und keinerlei Förderung der Junioren haben sie endlich gesehen, dass der Kaiser ja gar keine Kleider trägt. Also zahlen sie Harold Kreis aus. Der Deutschkanadier hatte noch einen Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison.

Harold Kreis, die Angela Merkel unter den Hockeytrainern.
Harold Kreis, die Angela Merkel unter den Hockeytrainern.bild: keystone/watson

Aber es war und ist den Zugern wohl mit einem Trainer wie Harold Kreis. Bei der Verpflichtung eines neuen Trainers werden sie erneut versuchen, den Bären zu waschen ohne ihn nass zu machen. Will heissen: sie möchten zwar schon einen leistungsorientierten, fordernden, auch mal lauten Trainer – aber dann doch nicht einen, der an die Grenzen geht und für Unruhe sorgt. Einen, der womöglich gar mit bissigen Aussagen provoziert und es wagen könnte, zu sagen, was alle heimlich denken: dass beispielsweise Raphael Diaz als Captain überfordert ist und zu wenig bringt.

Zugs Raphael Diaz waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League A zwischen dem EV Zug und dem HC Davos am Dienstag, 29. November 2016, in der Bossard Arena in Zug. (KEYSTONE/Alexandra ...
ist Raphael Diaz gut genug als EVZ-Captain?Bild: KEYSTONE

Sie hätten auch gerne einen, der die jungen Talente fördert, ihnen dann viel Eiszeit zuweist, wenn es zählt. Fast so einen wie Arno Del Curto. Aber dann doch nicht einen, der es mit der Juniorenförderung so arg treibt, dass die arrivierten Stars aufmucken und Unruhe aufkommt.

Eigentlich ist es ganz einfach: Zug braucht Hans Kossmann mit einem Einjahresvertrag. Einen Mann, der Zug aus seinem Dornröschenschlaf der Bequemlichkeit reisst. Der EV Zug ist eines der beststrukturierten Sportunternehmen im Land. Den Zugern fehlt bloss der Mut, selbstsicher und laut aufzutreten wie ein Spitzenteam und die damit einhergehenden Konflikte auszutragen.

Zuerichs Trainer Hans Kossmann im zweiten Eishockey Playoff-Finalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Lugano, am Samstag, 14. April 2018, im Zuercher Hallenstadion. (KEYSTONE/Me ...
Wäre Hans Kossmann der richtige Trainer für den EV Zug?Bild: KEYSTONE

Bei Spitzenteams ist es nie windstill. Bei Spitzenteams ist es nie allen, vom Präsidenten über den Manager bis zum Sportchef, dem Trainer und den Spielern, wohl. Erfolg erfordert den Preis der Unruhe.

Hat Sportchef Reto Kläy den Mut, einen Mann wie Hans Kossmann als Trainer zu verpflichten? Oder gar Hans Kossmann? Dann können die Zuger Meister werden.

Ich befürchte, dass er diesen Mut nicht hat und den Bär beim Waschen nicht nass zu machen wagt. Die Furcht vor einem richtig guten, grossen, unbequemen Trainer ist wahrscheinlich zu gross.

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quelle: keystone / salvatore di nolfi
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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goldmandli
16.04.2018 20:22registriert November 2014
Ist Kossmann ein unbequemer Trainer? Auf mich wirkt er eher wie ein sympathischer, angenehmer Typ. Für mich wäre er auf jeden Fall eine gute Lösung für Zug.
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Ominöser
16.04.2018 20:47registriert Oktober 2016
Ich würde sehr viel darauf wetten, dass es Kossmann wird. Der Vertrag ist bestimmt schon unterschrieben!
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Matlokk
16.04.2018 21:00registriert März 2014
Doug Shedden war jetzt auch nicht grade ein Regenbogenpony auf rosa Wolke. „Unbequem“ wird ihm nur teilweise gerecht... Immerhin lief immer was... Jetzt müsste noch etwas Intelligenz, Mut und Vertrauen in die Jungen dazu kommen, dann würds passen. Irgendwie eine Mischung aus Shedden und Kreis. Hans Kossmann könnte tatsächlich einen guten Job machen.
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