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Wer so spielt, kann Meister werden. EV Zug gegen SC Bern. Powerplay mit zwei Männern mehr im Felde. Leicht wie Ballett. Präzis wie eine Landvermessung. In Vorbereitung und Vollendung Weltklasse. Lino Martschini und Pierre-Marc Bouchard tanzen eine Powerplay-Choreografie. Jarkko Immonen, der schlauste und beste langsame Spieler der Liga seit Giovanni Conte, vollendet. 1:0 nach acht Minuten. Zug, wie es spielt, tanzt und lacht.
Selbst Trainer Harold Kreis, kein Mann des überschwänglichen Lobes, wird hinterher sagen: «Die Jungs haben sich gut bewegt.» Und für Jarkko Immonens schnelle Langsamkeit hat er einen passenden Ausdruck gefunden: «Sagen wir es so: Er spielt zeitgerecht. Speed ist nicht sein Ding. Es gibt viele, die laufen schneller, aber in die falsche Richtung.»
Auch beim 2:0 sehen wir ein Zug, das spielt, tanzt und lacht. Josh Holden tanzt die SCB-Abwehr im besten Wortsinne aus. Mit 37 Jahren. Der alte Leitwolf, so oft ein Inbegriff für das in diesem Spiel innewohnende Böse, als Künstler.
Keine Frage: Wer so spielt, kann Meister werden. Aber wird nicht in jedem Fall Meister. Noch hat es Blätter in den Bäumen – und die Entscheidung wird erst fallen, wenn frische Blätter in den Bäumen nachgewachsen sind.
Die Frage ist, ob Zug dieses Spiel auch unter den erschwerten, rauen Bedingungen des Ernstfalles, der Play-offs, entfalten und durchsetzen kann. Gegen den SCB ist es soeben gelungen – und eigentlich gilt: Wer den SCB nicht fürchtet, hat meisterliche Rumpelfestigkeit und kann eine Meisterschaft gewinnen.
Aber wir haben am Freitag in Zug nur eine Operetten-Version des wahren, des grossen, des bösen, des wuchtigen, des einschüchternden SCB gesehen. Hektik statt Gelassenheit und Disziplin. Fleiss statt Genie. Kaum ein Spielzug und deshalb auch mit vier ausländischen Stürmern kein Tor.
Chancen nur durch eine seltsame «Stampede-Offensive»: Stampede ist, wenn alle Bullen in die gleiche Richtung rennen. Aufs Eishockey übertragen: Alle Stürmer rennen blindlings auf den Goalie zu. Aber Zugs Titan Tobias Stephan hat sich weder provozieren noch beunruhigen lassen.
Vor eigenem Publikum entwickeln die Berner genug Druck, um jede Abwehr in Bedrängnis zu bringen – aber auf fremdem Eis, ohne den Treibstoff aus den Emotionen des grössten Hockeytempels Europas, gelingt es oft nicht mehr, die eklatanten spielerischen und taktischen Mängel und ein miserables Coaching zu kompensieren. Dabei hat der SCB die teuerste und talentierteste Mannschaft seiner Geschichte.
Aber Zug ist nicht unbesiegbar. Auch in Kloten hatten die Zuger zuvor mit einem wundervollen Powerplaytor das 1:0 erzielt – und dann doch wegen zu grosser Passivität 1:3 verloren. Spielerische Überlegenheit kann eben auch zu Passivität, zur einer zu starken Verlagerung des Spiels auf die Aussenbahnen verleiten. Und wer so spielstark ist, hat oft nicht mehr die Wucht, die Geradlinigkeit und den «Killerinstinkt» um die Entscheidung zu erzwingen, wenn der Puck einen anderen Weg gehen will.
Es ist eine Frage der Balance. Wenn die Zuger die Initiative behalten, auf den Zehenspitzen stehen und sich nicht zu sehr ins Reduit ihrer gut organisierten Defensive zurückziehen – dann sind sie Meisterkandidaten.
Den ersten von drei Rumpeltests hat Zug gegen den SCB soeben bestanden – der zweite folgt heute in Genf gegen Servette, der dritte am Dienstag im Cup in Bern gegen einen SCB, der vor eigenem Publikum wuchtiger, böser und besser spielen wird. Wenn sich die Zuger auch in Genf und Bern durchsetzen – dann sind sie ein wenig meisterlicher.