Hans Kossmann (56) rockte im Viertelfinale Zug, jetzt rockt er in den Halbfinals den SCB und doch muss er Ende Saison gehen. Die Zürcher haben mit Serge Aubin (aus der österreichischen Operettenliga) bereits einen Trainer für nächste Saison verpflichtet. Das war bereits klar, als Hans Kossmann das Kommando im Hallenstadion übernommen hatte.
Was nun? Arbeitslos? Nein. Den neuen Traumjob für Hans Kossmann gibt es schon. Und vorher kann er erst noch ausgiebig Sommer- und Herbstferien machen und braucht sich um nichts zu kümmern.
Hans Kossmann ist nämlich der perfekte «Feuerwehrtrainer» für den EV Zug. Das Potenzial dieses Hockeyunternehmens mit stark nordamerikanischer Kultur ist meisterlich. Aber ein kluger, freundlicher Präsident, ein netter Manager, ein sanfter Sportchef, ein liebenswürdiger Trainer und verweichlichte Spieler sind einfach nicht dazu in der Lage, dieses Potenzial auszuschöpfen. Sie können nicht rocken. Zu viel Harmonie. Zu viele Ausreden. Zu wenig Leistungskultur.
Es bringt nichts, Trainer Harold Kreis jetzt schon zu feuern und seinen noch bis Ende der nächsten Saison laufenden Vertrag auszuzahlen. Zugs Präsident ist auch deshalb ein sehr, sehr, sehr reicher Mann geworden, weil er das Geld nicht zum Fenster hinauswirft.
Die Lösung liegt auf der Hand: Harold Kreis beginnt die Saison und sorgt dafür, dass es seinen Jungs bis zur Weihnachtspause in der Hockey-Wohlfühloase Zug wohl ist.
Und dann kommt in der Weihnachtspause Hans Kossmann mit einem Vertrag bis Saisonende (wie jetzt in Zürich), scheucht die Zuger aus der Komfortzone und macht aus Qualifikations-Buben richtige Playoff-Männer. Meisterlicher Rock'n'Roll. Und sein Vorteil ist erst noch, dass er jungen Spielern ganz im Gegensatz zu Harold Kreis eine echte Chance gibt.
Während Hans Kossmann mit den Zuger die Liga aufmischt, kann Sportchef Reto Kläy in aller Ruhe einen neuen Trainer für die Saison 2019/20 suchen. Harold Kreis ist so freundlich, dass er ihm dabei sicherlich beratend zur Seite stehen würde.
Hans Kossmann im Laufe der nächsten Saison in Zug? Zug mit Hans Kossmann 2019 Meister? Natürlich ist das erst eine Vision. Aber dagegen würde ich nicht wetten.
In Biel entlassen und nun in Kloten gescheitert. Die Sportchefs der Titanen (Zug, ZSC Lions, Lugano, SC Bern, Davos) nehmen ihn nicht ernst. In Biel war er schon. Weil er französisch weder spricht noch versteht, kommt er für die welschen Klubs nicht in Frage. Langnau und die Lakers brauchen noch keinen neuen Trainer. Bei der Nationalmannschaft duldet der charismatische Selbstdarsteller Patrick Fischer keine fremden Götter neben sich an der nationalen Bande.
Und doch gäbe es auch für Kevin Schläpfer einen Traumjob. Wenn nicht bereits im Sommer, dann spätestens im nächsten Frühjahr. In Visp. Visp? Ja, ein Hockeyunternehmen wie geschaffen für Kevin Schläpfer.
In Visp wird eine neue Arena gebaut. Nun geht es darum, auch eine konkurrenzfähige und mittelfristig aufstiegsfähige Mannschaft zusammenzustellen.
Nun hat ja Visp mit Matti Alatalo (vormals GCK Lions) und Sportchef Bruno Aegerter die sportlichen Schlüsselpositionen optimal besetzt. Optimal? Nein. Matti Alatalo ist ein freundlicher Ausbildner und, wenn es drauf ankommt, ein netter Verlierer. Im Pulverdampf an der Bande verliert er zu schnell den Überblick und wird zum «Harold Kreis des armen Mannes». Er ist kein Bandengeneral, der entscheidende Spiele gewinnt.
Bruno Aegerter hat Visp zwischen 2000 und 2005 als Trainer geführt. Er kennt die Mentalität im «Wilden Westen» der Schweiz. Durch seine Gastspiele in verschiedenen Funktionen in unter anderem in Zürich, Martigny, Sierre, Langnau, Meran oder Davos hat er ein gutes Beziehungsnetz. Obwohl er längst den Stallgeruch der Visper Hockeykultur in den Kleidern hat, ist er als Sportchef keine charismatische Integrationsfigur wie Kevin Schläpfer.
Kevin Schläpfer ist der sportliche Erbauer des modernen EHC Biel. Erst als Sportchef, dann zeitweise als Sportchef und Trainer und am Schluss als Trainer. Er hat die Bieler aus der 13-jährigen Verbannung in die Zweitklassigkeit ins gelobte Land der NLA zurückgeführt und zu einer Playoffmannschaft geformt. Warum sollte ihm in Visp dieses Kunststück nicht ein zweites Mal gelingen?
Visp braucht einen charismatischen Hockey-Leitwolf, der die Hockeybegeisterung auf und neben dem Eis und über die Grenzen des Dorfes hinaus befeuert. Einen wie Kevin Schläpfer. Er würde mit seiner Art perfekt zu den Wallisern passen und hier eher noch früher als in Biel den Status eines «Hockeygottes» erreichen.
Visp als nächste Station für Kevin Schläpfer. Natürlich ist das erst eine Vision. Aber dagegen würde ich nicht wetten.
Für Hans Kossmann und Kevin Schläpfer werden sich schneller Türen zu neuen Jobs öffnen als sie denken. Wichtig wird nur sein, dass sie dann parat sind, durch diese Türen zu gehen und ein neues Abenteuer zu beginnen.