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Warum die SCL Tigers nur auswärts siegen können

Tigers's player Harri Pesonen celebrates with his teammates the 0-2 goal, during the preliminary round game of National League Swiss Championship 2018/19 between HC Lugano and SCL Tigers, in Luga ...
Auswärts tanzen sie: die SCL Tigers beim Sieg in Lugano.Bild: TI-PRESS
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Zu viele Langnauer taugen im grossen Hockey-Schach höchstens zum Bauer

Auswärts grandios, daheim bieder – die SCL Tigers spielen grosses Hockey-Schach mit Mühlesteinen. Das System ist grösser als der Einzelspieler, sogar grösser als Chris DiDomenico.
12.10.2018, 11:2412.10.2018, 11:51
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Heute Freitag spielen die SCL Tigers auswärts beim Schlusslicht in Rapperswil-Jona. Morgen Abend steht zuhause das Derby gegen Bern an.

Taktisch gibt es (fast) keinen Unterschied zwischen Langnau und dem grossen SC Bern. Heinz Ehlers und Kari Jalonen sind beide Grossmeister des taktischen Schachspiels auf dem Eis. Stark vereinfacht erklärt: Beide setzen auf Spielkontrolle. Oder noch einfacher: Wenn das Spiel gegen das eigene Tor läuft, dann haben sie durch geschickte Organisation in allen Situationen mehr Spieler zwischen dem Puck und dem eigenen Goalie als der Gegner.

Langnaus Trainer Heinz Ehlers im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen den ZSC Lions und den SCL Tigers, am Dienstag, 25. September 2018, im Zuercher Hallenstadion in Zuerich. (KE ...
Tigers-Coach Ehlers und seine «Bauern».Bild: KEYSTONE

Partien der SCL Tigers und der Berner begeistern daher jeden Coach. So viel System! So viel Ordnung! So viel taktische Disziplin! So wenig Freiräume für den Gegner! Coaches streben auf und neben dem Eis seit allen Zeiten nach Kontrolle. Keine einfache Sache bei einem so unberechenbaren Spiel auf glatter Unterlage. Mehr Spielkontrolle als in Bern und Langnau ist praktisch nicht mehr möglich.

Jalonen hat alle Figuren

Warum ist der SCB bei gleicher Taktik erfolgreicher? Ganz einfach: Den Unterschied machen die unterschiedlichen Figuren auf dem grossen, rutschigen Hockey-Schachbrett.

Langnau beherrscht zwar die Kunst, mit Mühlesteinen (also mit wenig Talent) Hockeyschach zu spielen. Aber zu viele taugen im grossen Hockey-Schach höchstens zum Bauer. Weil sie zu wenig talentiert sind. Kari Jalonen hat hingegen die Spieler für die verschiedensten Rollen im grossen Hockey-Schach: Bauer, Springer, Läufer, Turm, Dame oder König.

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Für sie ist der Bauer der König.Bild: EPA/KEYSTONE

Auf dem Eis ist Langnau als Aussenseiter auf fremdem Eis dazu in der Lage, mit seinen Bauern in jeder Partie das Spiel des spielerisch besseren Gegners zu blockieren und offene Räume für Gegenstösse zu nützen. Aber wenn der Gegner ins Emmental kommt, sich in die Aussenseiter-Rolle begibt, sorgsam alle Räume schliesst, dann fehlen die verschiedenen Schachfiguren, die Läufer, Springer, die Türme, die Dame und der König, um den Gegner auszuspielen und schachmatt zu setzen.

Zu Hause muss mehr kommen

Die Bauern werden zwar oft als «die Seele des Schachspiels» bezeichnet. Aber der Bauer ist die schwächste Figur im Schachspiel. Mit Bauern lässt sich gegen einen gut organisierten Gegner weder eine echte Schachpartie noch ein Hockey-Schachspiel gewinnen.

Also gelingen auswärts gegen anstürmende, auf dem Papier bessere Gegner die Sensationssiege (4:1 in Zürich, 4:1 in Lugano, 7:0 in Davos). Aber zu Hause reicht es nicht, um gleichwertige Teams zu knacken, die aufmerksam und diszipliniert defensiv spielen (0:2 gegen Ambri, 0:2 gegen Gottéron, 3:5 gegen Biel).

Tigers Raphael Kuonen, oben, kaempft um den Puck, gegen Ambris Isacco Dotti, unten, waehrend dem Meisterschaftsspiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Ambri-Piotta Lakers, am Fre ...
In Ambri gerieten Kuonen (oben) und seine Kollegen ins Straucheln.Bild: KEYSTONE

Wollen die Langnauer am Wochenende auf eigenem Eis den grossen SC Bern bodigen, müssen schon ein paar Bauern spielen wie Läufer, Springer, Türme, die Dame oder der König.

Einer wie DiDomenico müsste her! Wie, der ist schon da?!

Die Frage stellt sich nur, wer dazu in der Lage ist. Wäre es nicht gelungen, Chris DiDomenico zurückzuholen, dann würden wir jetzt mit bedeutungsschwerer, wichtiger Miene sagen, dem Hockey-Mühlespiel der Langnauer fehle ein unberechenbarer, feuerköpfiger, leidenschaftlicher, charismatischer Leitwolf wie DiDomenico.

Tigers Chris DiDomenico, links, kaempft um den Puck, gegen Fribourgs Killian Mottet, rechts, waehrend dem Meisterschaftsspiel der National League zwischen den SCL Tigers und dem HC Fribourg-Gotteron,  ...
8 Spiele, 4 Punkte (2 Tore/2 Assists): DiDomenicos Bilanz ist noch ausbaufähig.Bild: KEYSTONE

Der Kanadier könnte alles sein: Bauer, Läufer, Springer, Turm, Dame und König. Er hätte sicherlich in den Heimspielen gegen Ambri und Gottéron die erlösenden Treffer erzielt und das Team zum Sieg mitgerissen. Mit Chris DiDomenico hätte Langnau sechs Punkte mehr und stünde gleich hinter Biel – aber vor dem SCB – auf Platz 2. Potz Donner! Das wäre gar Stoff für eine Polemik.

Aber Chris DiDomenico ist da. Und warum ist er nicht viel mehr als ein Bauer im Hockey-Schach? Weil unter Heinz Ehlers das System grösser ist als der Einzelspieler, sogar grösser als Chris DiDomenico. Er ist drauf und dran, ein System-Soldat zu werden. Aber Langnau funktioniert auf Dauer nur, wenn das System grösser ist als der Einzelspieler.

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Against all odds
12.10.2018 13:02registriert März 2014
"Mehr Spielkontrolle als in Bern und Langnau ist praktisch nicht mehr möglich"
...und beide hatten zuhause gegen Biel keine Chance.
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Spocki88
12.10.2018 12:35registriert März 2017
Der Bauer im Spiel ist zum teil wichtiger als der König...
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Gondeli
12.10.2018 14:52registriert November 2015
"Mehr Spielkontrolle als in Bern und Langnau ist praktisch nicht mehr möglich"

Herrlich so etwas zu lesen! Und genau dieses Schachspiel wird die Tigers dieses Jahr im TXT "grün" erscheinen lassen! Eine tolle Saison bis jetzt, und wenn wir zu Hause noch ein bisschen weniger nervös sind, dann... ja dann!!!

Ho-Ho-Hopp Langnou!!!
2014
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