Der Spengler Cup findet nicht statt. Der Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist vom 13. November auf Mitte Dezember verschoben worden. Der Deutschland Cup soll in Krefeld trotzdem stattfinden. Mit der Schweiz, die zwischen dem 7. und 10. November im Rahmen dieses Turniers gegen Deutschland, die Slowakei und Russland spielt. Vom 14. bis zum 18. Dezember steht dann in Visp ein Vierländerturnier mit der Schweiz, Russland, Norwegen und der Slowakei auf dem Programm.
Die Frage ist allerdings berechtigt: macht es Sinn, die besten Spieler einer Liga im Rahmen mehrtägiger Turniere dem Infektionsrisiko auszusetzen? Für Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel ist klar, dass die Schweizer zum Deutschland Cup reisen wird. Sofern das Turnier denn tatsächlich ausgetragen wird. Er sagt folgendes:
Das Programm der Saison 2020/21 laufe bisher nach Plan. «Selbst im Falle einer Absage des Deutschland Cups gibt es einen Plan B, um die Nationalmannschaft während dieser Pause zusammenzuziehen, was sportlich sehr wichtig ist.»
Auch das Turnier im Dezember in Visp steht nicht zur Debatte. Sébastien Pico, Geschäftsführer vom organisierenden EHC Visp erklärt auf Anfrage: «Die Russen haben zwar abgesagt und es ist noch nicht klar, welches Team nun einspringen wird. Wir gehen aber davon aus, dass das Turnier stattfindet und werden in drei Wochen mit dem Ticketverkauf beginnen.»
Kommt dazu, dass ja beim Verband alle wieder bei vollem Lohn und zu hundert Prozent arbeiten. Verbandspräsident Michael Rindlisbacher sagt: «Die Kurzarbeit für die Geschäftsstelle galt für die Monate April, Mai und Juni. Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und alle Mitarbeitenden von Swiss Ice Hockey haben in den Monaten April, Mai und Juni auf einen Teil ihres Lohnes verzichtet. Aktuell gibt es keinen weiteren Lohnverzicht.»
Würden Termine und Turniere abgesagt, müssten wahrscheinlich Saläropfer thematisiert werden. Schliesslich verzichten die Spieler und die Angestellten in den Klubs landesweit auf Lohn. Da würde es sich eigentlich gut machen, wenn sich die Funktionäre, Mandatsträger und Lohnempfänger beim Verband solidarisch zeigen.
Die Sportchefs der NL-Klubs sind von den Nationalmannschafts-Terminen im November und Dezember wenig begeistert. Noch ist allen in frischer Erinnerung, wie nach den drei Testspielen des U17-Nationalteams gegen Tschechien im Juli in Zuchwil mehrere U17-Klub-Teams in Quarantäne mussten.
16 tschechische Spieler waren nach ihrer Rückkehr in die Heimat positiv getestet worden. Noch kommt keiner aus der Deckung heraus und wagt den offenen Aufstand gegen die November- und Dezember-Termine der Nationalmannschaft. Schliesslich will keiner öffentlich als Gegner der WM-Silberhelden von 2018 dastehen.
Aber unter dem Siegel der Verschwiegenheit lassen die ersten ihrem Unmut freien Lauf. Es ist vorerst erst ein verhaltenes Murren, ein stiller Aufstand. Einer sagt: «Natürlich braucht die Nationalmannschaft Termine und Auftritte für ihre Sponsoren. Aber wir riskieren mit diesen Turnieren Infektionen und die Stilllegung der ganzen Liga. Will das der Verband tatsächlich riskieren? Ich würde schlecht schlafen, wenn ich das verantworten müsste.»
Ein anderer Sportchef bemerkt lakonisch: «Wenigstens sollte bei der Zusammenstellung darauf geachtet werden, dass das Risiko schön verteilt ist und von jedem Klub mindestens einer aufgeboten wird…»
Die Klubs stehen zu hundert Prozent hinter Nationaltrainer Patrick Fischer und seinem Nationalmannschaftsprogramm. Aber in diesem unsicheren Zeiten spielen andere Faktoren eine Rolle und letztlich lassen sich die Bedenken etwas salopp auf einen Nenner bringen: Die sportlichen und wirtschaftlichen Interessen der Nationalmannschaft im November und Dezember – kurz gesagt: Geld – oder die Gesundheit meiner Spieler?
Nein, einfach nein. Wichtig ist das Infektionsrisiko gering zu halten und nicht irgendwelche Plauschmätschli durchzuführen.