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Eismeister Zaugg

Wie viel Schaden hat diese Niederlage bei Biel angerichtet?

Biels Goalie Jonas Hiller, stop den Puck, an der Seite von Biels Kevin Fey, Mitte, und Davos Marc Aeschlimann, links, im ersten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC  ...
Hier kontne Biel-Goalie Jonas Hiller noch einen Gegentreffer verhindern. Bild: KEYSTONE
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Drama im Hockeytempel: Wie viel Schaden hat diese Niederlage bei Biel angerichtet?

Biel ist hoch geflogen, hat 2:0 geführt und schliesslich 2:5 verloren. Erleiden die Bieler das gleiche Schicksal wie Lausanne vor einem Jahr? Der HC Davos spielte zeitweise wie ein Titelanwärter.
11.03.2018, 07:1711.03.2018, 11:30
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Aufstieg und Fall, schier grenzenlose Euphorie und tiefste Niedergeschlagenheit in weniger als einer halben Stunde. Playoffs eben.

Biel endlich ein Spitzenteam! Biel am Ende gar ein Finalist? Zehn Minuten lang fliegen die Bieler übers Eis. Gegen die Davoser, gewiss nicht die langsamsten der Liga. Mathias Joggi trifft zum 1:0. Fabian Lüthi zum 2:0. Beide Tore zwingend herausgespielt. Ist das nach 6 Minuten und 51 Sekunden schon die Entscheidung? HCD-Trainer Arno Del Curto nimmt nach dem zweiten Gegentreffer bereits sein Time-Out. Stimmung wie noch nie im neuen Bieler Hockey-Tempel. Biel rockt.

Die Bieler Fans der Tribune Sud feuern ihre Mannschaft an, im ersten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Biel und dem HC Davos, am Samstag, 10. Maerz 2018, in der T ...
Biel rockt! Aber nur für kurze Zeit ...Bild: KEYSTONE

Wenn schon «Hinterbänkler» wie Mathias Joggi und Fabian Lüthi treffen – was, wenn erst die offensiven Titanen auch noch in Fahrt kommen? Nichts und niemand scheint Biel aufhalten zu können.

Erinnerungen an Lausanne

In der ersten Pause unterhalten sich zwei Herren über «ihren» EHC Biel. Die Kunde vom 4:0 in Bern ist bis nach Biel gekommen.

«Da haben wir Glück gehabt, dass der Mayer seinerzeit den Vertrag gebrochen hat und nicht zu uns gekommen ist.» – «Ja, gottseidank. Sonst hätten wir den Hiller wahrscheinlich gar nicht bei uns.»

So ist es. Servettes Torhüter Robert Mayer hat im Frühsommer 2013 den Vertrag mit Biel wieder aufgelöst, ist ein weiteres Jahr in Nordamerika geblieben und zügelte dann 2014 nach Genf. Bei aller Zuversicht gibt es bei den beiden Herren doch eine bange Frage. «Hoffentlich geht es uns nicht wie Lausanne» – «Nein, nein, wir sind viel solider».

Davos Anton Roedin, links, und Davos Enzo Corvi, rechts, jubeln nach dem Tor (3-2), im ersten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Biel und dem HC Davos, am Samstag, ...
Das 3:2 für Davos leitet die Wende ein. Bild: KEYSTONE

Lausanne? Ja, Lausanne, die Überraschungsmannschaft der letzten Saison, hatte vor einem Jahr im Viertelfinale im ersten Spiel gegen Davos nach 17 Minuten sogar 3:0 geführt. Und dann das Spiel 3:5 und die Serie glatt 0:4 verloren. Von dieser Playoff-Pleite hat sich Lausanne bis heute nie mehr ganz erholt. Inzwischen droht nach dem zweiten Trainerwechsel der Sturz in die Playouts.

Nach 30 Minuten und 14 Sekunden trifft Enzo Corvi zum 3:2. Und jeder im Stadion spürt es: Das ist das Ende.

Wir sind kurz vom Thema abgekommen. Zurück zum Drama im Bieler Hockeytempel. Gut 10 Minuten nach der ersten Pause ist die ganze Herrlichkeit verfolgen. Davos braucht nicht einmal ganz sieben Minuten, um aus dem 0:2 ein 3:2 zu machen. Nach 30 Minuten und 14 Sekunden trifft Enzo Corvi zum 3:2. Und jeder im Stadion spürt es: Das ist das Ende. Biel Torhüter Jonas Hiller ist kein Titan. Ganz schlimm ist das 2:2. Ganz einfach haltbar. Es ist der Gegentreffer, der bei Biel die Lichter löscht. Wenn ein Goalie solche Gegentreffer zulässt, sind seine Vorderleute chancenlos. Und verlieren alle Hoffnung.

Von nun an dominieren die mitgereisten HCD-Fans die Stimmung und die Davoser mit Wucht und Tempo das Spiel. Wie konnte es bloss zu dieser dramatischen Wende kommen?

Die Davoser steigern nach der ersten Pause das Tempo und die Intensität und das Forecheckeing noch einmal, die Bieler, mit dem 2:0-Vorsprung im Kopf sind zu passiv und werden schliesslich überrollt. Gilles Senn ist im bisher wichtigsten Spiel der Saison überragend. Sicher. Charismatisch. Keine Abpraller. Ganz klar besser als Jonas Hiller. Die Abwehrquoten lügen nicht: 92,86 Prozent für Gilles Senn. 84,38 Prozent für Jonas Hiller.

Spürbare Ernüchterung

Ist Biel halt doch noch kein Spitzenteam? Setzt sich die immense Playofferfahrung der Davoser (als einziges aktuelles NLA-Team noch nie die Playoffs verpasst) halt doch durch? Haben die Bieler nach einer frühzeitig feststehenden Playoff-Qualifikation zu viele leichte Siege gefeiert? Haben wir Biel überschätzt? War die Zuversicht ein Irrtum?

Ja, wahrscheinlich ist es so. Aber es ist noch nicht vorbei. Die alles entscheidende Frage ist nun, wie viel Schaden diese verheerende Niederlage in den Köpfen und Seelen der Bieler angerichtet hat. Verdunkeln jetzt die Schatten der Zweifel den Mut? Ja, erleiden nun die Bieler gar das gleiche Schicksal wie Lausanne vor einem Jahr?

Davos Fabian Heldner, links, und Biels Mathias Joggi, rechts, kaempfen um den Puck, im ersten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Biel und dem HC Davos, am Samstag, ...
Biel kämpfte vergeblich. Bild: KEYSTONE

Die Ernüchterung bei den Bieler ist für die Chronisten fast körperlich spürbar. Natürlich sagt keiner, dass man nicht mehr ans Halbfinale glaubt. Mit einem gewissen Fatalismus sagen alle brav die Sprüchlein auf, die vor den Playoffs auswendig gelernt werden. Wir kennen diese Aussagen. Spiel für Spiel nehmen. Es ist erst ein Spiel. Und so weiter und so fort.

Auf der Gegenseite ist keine Euphorie zu spüren. Die Davoser wissen aus Erfahrung, dass noch nichts gewonnen ist. Aber auch sie sagen die Sprüchlein auf, die vor den Playoffs auswendig gelernt werden. Wir kennen diese Aussagen. Spiel für Spiel nehmen. Es ist erst ein Spiel. Und so weiter und so fort. Sie sagen es in aufgeräumter Stimmung. Mit kühlem Selbstvertrauen

Davos Cheftrainer Arno Del Curto spricht im ersten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Biel und dem HC Davos, am Samstag, 10. Maerz 2018, in der Tissot Arena in Bie ...
Del Curto im Element. Bild: KEYSTONE

Auch HCD-Trainer Arno Del Curto ist im Element. Er freut sich über den Sieg, ist in guter Stimmung und wenn man ihn jetzt kurz und knapp reden hört, könnte ein neutraler Beobachter zum Schluss kommen, er habe soeben einer gewaltigen Sensation beigewohnt. Arno Del Curto stapelt wieder einmal tief und sagt, als krasser Aussenseiter – ja, diese Bezeichnung benützt er – sei man doch viel besser als allseits erwartet in die Playoffs gestartet. Tja, wenn der HCD als krasser Aussenseiter die Playoffs mit einem Auswärtssieg in Biel beginnt, dann deutet vieles darauf hin, dass diese Playoff-Messe schon fast gelesen ist. Und meine Prognose einmal mehr falsch war.

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Best of 7
11.03.2018 11:19registriert November 2017
Die einzige Konstante von Zaugg ist der Meinungswechsel. Ist ja unglaublich, wie man innerhalb von paar Stunden seine Meinung um 180° dreht um danach gleich wieder seine Meinung zu wechseln, damit man kurze Zeit später gleich wieder wechseln kann, um sich danach gleich wieder eine andere Meinung zu bilden, damit......usw
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Athletic
11.03.2018 09:55registriert März 2015
Als Biel Fan überrascht mich dieses erste Spiel überhaupt nicht. Für mich unverständlich, dass die Mehrheit der Experten Biel im Halbfinale sieht. Davos hat alles, um diese Serie zu gewinnen. Angstgegnerstatus bei Biel, kürzliche Unterform (also Luft nach oben), Klasse und Playofferfahrung. Und Biel ist auf Rang 3 überklassiert, war die einzige Mannschaft, die ihr Potential in der Quali erreicht, ja sogar übertroffen hat.

Nun könnte man sagen, Davos ist bereits wieder Favorit, aber Biel muss fast das sofortige Rebreak machen, sonst geht da nichts mehr. Trotzdem, Hopp Biel!!!
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länzu
11.03.2018 10:04registriert April 2014
Immer schon polemisieren. Ein Playoff Spiel kann, auch nach einer Führung, noch verloren gehen. Da ist nichts Aussergewöhmliches. Nach einem Fehler ist Hiller nicht plötzlich ein Lottergoalie, nachdem ihn Zaugg noch vorher als Bollwerk gefeiert hatte. Er hat einfach ein haltbares Gegentor erhalten und der Match hat gekehrt. Schon x-mal vorgekommen. Weiter gehts am Dienstag.
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