Auf den ersten Blick hat sich für Reto Berra die Situation durch den Transfer von Calgary zu Colorado verschlechtert. Dort ist er vorerst hinter Stanley Cup-Sieger Jean-Sébastien Giguerre (36) und Semyon Warlamow (25) nur die Nummer drei. Und Ende Saison läuft sein Vertrag aus. Da und dort regt sich in der Schweiz sogar Hoffnung auf eine Rückkehr des Nationaltorhüters.
Doch Reto Berra wird nicht in die NLA zurückkehren. Ganz im Gegenteil: Reto Berra ist dank des Transfers zu Colorado nun im Laufe seiner ersten Saison in Übersee definitiv in der NHL angekommen. Der Wechsel von Calgary nach Denver wird sich als «goldener Transfer» erweisen.
In der NHL werden in gut geführten Organisationen (und dazu zählt Colorado) keine Transfers ohne klare Strategie gemacht. Es hätte für Colorado keinen Sinn gemacht, für einen Torhüter mit auslaufendem Vertrag ein Draftrecht herzugeben. Zumal für diese Saison noch gar kein zusätzlicher Goalie benötigt wird.
Bei Colorado ist mehr Torhütersachverstand versammelt als bei anderen NHL-Organisationen. Cheftrainer Patrick Roy war einer der besten NHL-Goalies aller Zeiten und François Allaire gilt als bester Torhütertrainer der Welt. Wenn Colorado also kurz vor Transferschluss einen Goalie verpflichtet, dann steckt dahinter eine klare Absicht. Zumal Reto Berra mit seinem Stil und seiner Postur genau den Vorstellungen von François Allaire entspricht. Der Kanadier hat sich noch selten getäuscht: Er ist auch der Entdecker von Jonas Hiller.
Das wahrscheinlichste Szenario für Reto Berra: Er wird in Colorado noch vor Saisonschluss einen Einwegvertrag für mindestens zwei, möglicherweise aber auch für drei Jahre als Nummer zwei hinter Semyon Warlamow erhalten und Jean-Sébastien Giguerre ersetzen. Für ein Jahressalär zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Dollar. Wir können davon ausgehen, dass der Silber-Held von Stockholm diese Offerte nicht ausschlagen wird.
Alles spricht dafür, dass Reto Berra durch den Transfer zu Colorado allerbeste Karriere-Perspektiven bekommen hat. Er kann sich in den nächsten zwei oder drei Jahren (die Variante Dreijahresvertrag ist wahrscheinlicher) unter François Allaire von einer nominellen Nummer 2 zu einem der besten NHL-Goalies entwickeln. Nach Vertragsablauf hat er dann als «free agent» die Chance, mit einem entsprechenden Salär (zwischen 3,0 und 4,5 Millionen Dollar) als Nummer 1 in eine andere NHL- Organisation zu wechseln – oder bei Colorado zu verlängern.