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Darum kann Merzlikins nur in die NHL wechseln, wenn Lugano einverstanden ist

In this photo shot with a slow shutter speed Switzerland's Tristan Scherwey, right, chases the puck during the Ice Hockey World Championships semifinal match between Canada and Switzerland at the ...
Tristan Scherwey im WM-Halbfinal gegen Kanada: Ein Kandidat für die NHL?Bild: AP
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Darum kann Merzlikins nur in die NHL wechseln, wenn Lugano einverstanden ist

Spieler von Schweizer Teams können auch nach der WM 2018 gratis in die NHL wechseln. Die Klubs können keinen Transfergewinn erzielen. Aber wenigstens ist der «Hockey-Rassismus» Geschichte.
23.05.2018, 13:2823.05.2018, 15:14
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Im Fussball verdienen die Klubs Millionen mit dem Erlös aus Spielertransfers. Im Eishockey ist mit dem Wechsel eines Spielers in die NHL weiterhin nicht ein einziger Rappen zu verdienen. Der Grund: Die Schweiz hat neben Russland als einzige wichtige Hockeynation auch nach der WM 2018 weiterhin keinen Transfer-Vertrag mit der NHL. Finnland, Schweden und Tschechien haben seit Jahren dieses Abkommen. Es braucht diese Vereinbarung, weil die NHL nicht dem Internationalen Eishockey-Verband (IIHF) angehört.

Zentraler Punkt des Transfervertrages: Die 31 NHL-Teams haben das Recht, zu jedem Zeitpunkt jeden Spieler aus den betreffenden Ländern zu verpflichten. Also auch solche mit weiterlaufenden Verträgen. Im Gegenzug überweisen sie dem Klub pro Transfer 250'000 Dollar.

Schweizer NHL-Meilensteine

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Schweizer Meilensteine in der NHL
29. Januar 1995: Pauli Jaks, Los Angeles Kings – Pauli Jaks schreibt am 29. Januar 1995 Schweizer Eishockeygeschichte: Als erster Schweizer überhaupt kommt er in der NHL zum Einsatz. Für die Los Angeles Kings darf er gegen die Chicago Blackhawks nach der ersten Drittelspause 40 Minuten lang das Tor hüten. Er kassiert zwei Gegentreffer und sollte nie mehr einen Fuss auf NHL-Eis setzen.
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Genoni oder Scherwey wären eine Rolex

Der Manager des SC Bern, Marc Lüthi, erklärt, warum die Schweiz weiterhin kein solches Transferabkommen mit der wichtigsten Liga der Welt abschliessen wird. «Wenn die NHL-Klubs jeden unserer Spieler bis zum 1. Juli verpflichten können, dann haben wir keine Planungssicherheit. Hätten wir dieses Transferabkommen, dann würde Lugano nach dieser WM mit ziemlicher Sicherheit Elvis Merzlikins verlieren und wir müssten in Bern damit rechnen, dass Leonardo Genoni oder Tristan Scherwey nach dieser WM eine Offerte bekommen.»

In diesem Zusammenhang ist wichtig zu wissen: Ein Spieler, der nicht gedrafted worden und dem Draft-Alter entwachsen ist, gilt als Rolex auf dem Transferwühltisch. Stark vereinfacht gesagt: Ein Spieler, der im Draft übergangen worden und älter als 23 Jahre ist, kann von jedem beliebigen NHL-Team verpflichtet werden – ohne dass dafür ein Draft-Recht geopfert werden muss. Was beispielsweise bei Genoni oder Scherwey der Fall wäre.

Die Schweizer sind nach der ruhmreichen WM 2018 erst recht begehrte Spieler geworden. Der «Hockey-Rassismus», die Vorbehalte der NHL-Macher gegenüber Schweizern, ist spätestens nach dieser Saison, nach dem Nummer-1-Draft von Nico Hischier, dessen erfolgreicher erster Saison in New Jersey und nach der WM 2018 Geschichte.

New Jersey Devils center Nico Hischier, right, of Switzerland, takes a photo with a fan after defeating the Toronto Maple Leafs in an NHL hockey game, Thursday, April 5, 2018, in Newark, N.J. (AP Phot ...
Begehrter Jungstar: Nico Hischier.Bild: AP

Planungssicherheit statt Kohle

Marc Lüthi macht auf eine Differenz zwischen den anderen grossen Hockey-Nationen und der Schweiz aufmerksam. «Wir haben einfach nicht genügend Spieler, um ungeplante Abgänge per 1. Juli zu kompensieren. Wenn uns die NHL plötzlich Genoni ausspannen würde, dann könnten wir im Titelkampf schon das Handtuch werfen. Wir würden in der Schweiz keinen Ersatz finden.» Zum Vergleich: Finnland hat 76'000, Schweden 63'000 und Tschechien 113'000 lizenzierte Spieler. Die Schweiz hat 26'000 – und eine höchste Liga, die vom Umfang her mit jenen in Finnland, Schweden und Tschechien vergleichbar ist.

Schweizer Spieler können nur bei auslaufendem Vertrag oder bei einer NHL-Freigabeklausel in die NHL wechseln. Chris DiDomenico hätte beispielsweise im Februar 2017 nicht nach Ottawa wechseln können, wenn die SCL Tigers ihm die Freigabe verweigert hätten. Lüthi sagt, das gebe eine gewisse Stabilität. «Jeder Sportchef ist selber dafür verantwortlich, wenn er im Vertrag eine NHL-Freigabeklausel gewährt.» Der Grundsatz gilt also: Lieber hin und wieder auf 250'000 Dollar aus einem Transfer verzichten, als täglich um den Abgang der Schlüsselspieler zittern zu müssen.

Luganos Goalie Elvis Merzlikins reagiert im sechsten Eishockey Playoff-Finalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Lugano am Mittwoch, 25. April 2018, im Zuercher Hallenstadion. ( ...
Die NHL-Rechte des Lugano-Goalies Merzlikins liegen bei Columbus. Angeblich verhandelt der Lette über einen Vertrag in Nordamerika.Bild: KEYSTONE

Die NHL-Teams respektieren die Verträge mit europäischen Klubs und verpflichten nie einen Spieler, der vertraglich noch an seinen Klub gebunden ist. Entweder steht ein Spieler nicht mehr unter Vertrag oder er besitzt die Freigabe des Klubs. Was auch heisst: Gegen den Willen des HC Lugano kann Goalie Elvis Merzlikins nicht in die NHL wechseln.

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schneeglöggli
23.05.2018 14:38registriert Februar 2016
Endlich mal wieder ein Eismeister-Artikel der sachlich und informativ ist und nicht nur billige Polemik macht!
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Tenno
23.05.2018 15:29registriert Juni 2017
Die Anzahl lizenzierter Spieler der Tschechen überrascht mich.
Haben die so viel mehr Eisfelder oder leisten die einfach bessere Jugendarbeit?
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Pana
23.05.2018 16:59registriert Juni 2015
"Schweizer Spieler können nur bei auslaufendem Vertrag oder bei einer NHL-Freigabeklausel in die NHL wechseln."

Was spricht gegen eine dritte Option: Verhandeln? 250k sind zu wenig, aber könnte ein NHL Club theoretisch nicht das doppelte oder vierfache anbieten, wenn sie den Spieler unbedingt wollen?
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