«Unmöglich, absolut unmöglich!» So reagierte Christian Dubé noch am 5. Januar ganz offiziell auf die Frage, ob er Chris Didomenico ab nächster Saison verpflichtet habe. Zu diesem Zeitpunkt war der Deal, ein Zweijahresvertrag bis 2022, längst gemacht. Es gibt eine alte Redensart: Ein Gerücht, von einem Lügner dementiert, ist beglaubigt.
Nun bezeichnen wir Christian Dubé natürlich nicht als Lügner. Da sei Gott davor! So etwas wäre persönlichkeitsverletzend und justiziabel. Aber eine Pinocchio-Nase gehört ihm in diesem Transfer-Schwank natürlich schon. Und ein bisschen schlaue Berechnung steht halt auch hinter der ganzen Sache: Gottérons Hockey-Ehrenmann ahnte, wusste, dass diese Geschichte, hält man sie noch ein wenig am Köcheln, Langnau destabilisieren würde.
Das Problem ist in diesem Zusammenhang gar nicht mehr Chris DiDomenicos Leistungsvermögen. Das Problem sind die Konzentrationsstörungen durch das ganze Theater bei Mitspielern, Trainer und Sportchef. Verpassen die Langnauer die Playoffs, so werden wir sagen können, Dubé habe die SCL Tigers «didodisiert».
Aber was bringt einer wie DiDomenico einem Hockeyunternehmen wie Fribourg-Gottéron? Sehr viel. Der Kanadier steht mit 30 Jahren im besten Alter. Seine physische Verfassung ist tipptopp. Er ist ein sensibler, leidenschaftlicher, eigenwilliger Spieler und Leitwolf, auf seine Art ein Nonkonformist und – das ist im rauen Machosport Hockey für einen Rock'n'Roller nicht selbstverständig – auch ein Asket. Bars und sonstige angeschriebene Häuser meidet er.
Aber wird er in Fribourg auch funktionieren? Natürlich wird er das. Er hat unter Heinz Ehlers funktioniert und, das wird schon wieder vergessen, er hat in Ottawa das Regime von Guy Boucher und Marc Crawford ertragen, ohne zu murren. Wer unter diesen beiden NHL-Generälen als einfacher Hockey-Soldat gedient hat, dem kommt selbst ein schlecht gelaunter Ehlers wie ein freundlicher Staubsauger-Verkäufer vor.
Der zentrale Faktor werden nicht die Tore und Assists sein, die Chris DiDomenico in den nächsten zwei Jahren beisteuern wird. Viel wichtiger: Er gehört zu den wenigen Spielern dieser Liga, die durch ihre Spielweise, durch ihr Wesen und Wirken, Emotionen in der Kabine, im Spiel und im Stadion entfachen. Damit ist er das Gegenstück etwa zu Freiburgs aktuellem schwedischen Stürmer Victor Stalberg.
Der HC Fribourg-Gottéron ist in seiner DNA eine «Traumfabrik». Also ein Sportunternehmen, das immer schon mehr vom Erlebniswert seines Hockeys als von den Resultaten gelebt hat. Noch nie Meister geworden? Kein Problem. Ewiges Hoffen auf den grossen Triumph nährt die Hockey-Seele viel besser als eine Meisterfeier.
So gesehen ist Gottéron natürlich auch in gewisser Weise ein «Kindergarten». Also ein Ort, wo Eishockey mehr gespielt als nur gearbeitet wird. Wo eben Emotionen und die Freude am Spielen wichtiger sind als zielgerichtetes Resultathockey. Ein Ort auch, zu der eine freche Transferlüge besser passt als eine stocknüchterne taktische Analyse. So muss es ja eigentlich auch sein: Eishockeyprofis sind schliesslich junge Männer, die fürstlich bezahlt werden, um zu spielen. Und nicht um zu arbeiten. Und sich deshalb manchmal gebärden wie unfolgsame Kinder.
Hockey als Spiel, als Leidenschaft – das ist genau das, was Chris DiDomenico braucht und so ist Gottéron der perfekte Klub für ihn und er ist der perfekte Spieler für Gottéron. Er ist akkurat der Spielertyp, den eigentlich auch die SCL Tigers brauchen, der perfekt auch zu den Emmentalern passt. Das Problem ist nur: Langnaus Sportchef Marco Bayer hat das nicht gemerkt. Gottérons Christian Dubé hingegen schon. Wenn schon eine Pinocchio-Nase für Dubé, dann auch eine Narrenkappe für Bayer.
ich esse kein Popkorn sonst...