Zwei Drittel der Sitzplätze dürfen in der neuen Eishockey-Saison belegt werden. Im ganzen Stadion herrscht Maskenpflicht. Und nun eine ganz simple Frage: Was ist, wenn die Maske nicht getragen wird? Beispielsweise als sichtbares Zeichen der Auflehnung gegen die Corona-Massnahmen? Oder ganz einfach aus Schlaumeierei?
Die Zuschauerinnen und Zuschauer in den Eishockeystadien sind grundsätzlich anständig und befolgen Anweisungen. Und doch: Wer sich jetzt ein wenig umhört, vernimmt Murren im Hockey-Volk. Die Maskenpflicht könnte sehr bald ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.
Wer sich im Stadion verpflegen will – und das ist ganz im Sinne der Klubs, die mit der Gastronomie Geld verdienen wollen – holt sein Bier und seine Wurst an der Buvette und muss zum Essen und Trinken an seinen Platz zurückkehren. Zum Essen und Trinken darf die Maske abgenommen werden.
Ich habe bereits mehrere hochanständige Fans getroffen, die mit schlauer Miene sagen: «Ich hole ein paar Bier, nehme ab und zu einen Schluck und so kann ich auf meinem Platz das Spiel ohne lästige Maske verfolgen.» Schlaumeier!
Nun kommt das Fernsehen ins Spiel. Der Schwenk der Kamera ins Publikum gehört zu jeder Live-Übertragung wie die Zeitlupen-Wiederholungen des Geschehens auf dem Eis. Jedes Spiel der National League und ein Spiel der Swiss League pro Woche werden live im Fernsehen übertragen.
Wenn nun unmaskierte Zuschauerinnen und Zuschauer ins Bild gerückt werden, dann wird das Nichttragen der Maske erst recht sexy. Huhu, juhu, ich komme im Fernsehen. Und je auffälliger ich mich benehme, desto höher die Chance, ins Bild zu kommen. TV-Präsenz ist halt der Sauerstoff für allerlei Unfug. Die Wirkung der TV-Bilder kann in diesem Zusammenhang gar nicht hoch genug bewertet werden.
Eigentlich ist klar: Die TV-Regisseure müssten angewiesen werden, dafür zu sorgen, dass keine TV-Bilder von unmaskierten Zuschauerinnen und Zuschauern übertragen werden. TV-Zensur sozusagen.
Doch davon hält Liga-Direktor Denis Vaucher nichts. Man arbeite sehr gut mit den TV-Verantwortlichen zusammen. Aber ihnen zu sagen, was gesendet werden dürfe und was nicht, gehe zu weit. Er mag das Problem der Maskenpflicht nicht überbewerten. «Wenn die Maske nicht getragen wird, dann schreiten die Ordner ein. Die Klubs haben klare Weisungen.»
Wer die Maske nicht trägt, kann also zurechtgewiesen werden. Das tönt einfach. Aber was ist, wenn einer an seinem Platz während eines ganzen Drittels ab und zu einen Schluck Bier nimmt? Dann trinkt er und ist nicht maskenpflichtig. Oder wenn jemand den Verzehr der Bratwurst und dem dazugehörenden Stück Brot übers ganze Drittel hinzieht? Dann isst er und ist nicht maskenpflichtig. Ganz langsames Essen und sehr gründliches Kauen sind ohnehin viel, viel gesünder.
Bei der praktischen Umsetzung der schönen Massnahmen-Papiere steckt der Teufel im Detail. Und ein bisschen «teufelsüchtiges» Verhalten kann nie ganz ausgeschlossen werden.
Das unmaskierte, nackte Gesicht als Symbol der Schlauheit oder auch des Protests in den Hockey-Stadien? Hockeyspiele als Bühne der «Corona-Rebellen»? Denis Vaucher hat die Klubs umsichtig durch die Krise geführt und viel dazu beigetragen, dass gespielt werden darf. Er war mit seiner leisen, klugen Art in den letzten Monaten der wichtigste Funktionär unseres Hockeys. Nun macht er eine klare Aussage: «Wir haben es möglich gemacht, dass wir spielen dürfen. Es wäre sehr schade, wenn das Fehlverhalten einzelner dazu führen sollte, dass die Behörden Spiele nicht mehr erlauben.»
Der Liga-Direktor glaubt an das Gute im «Hockey-Menschen». Trotzdem sollte er mit den TV-Regisseuren ein ernstes Wort reden. Die Zensur der TV-Bilder ist notwendig.