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Vielleicht gelingt es Daniel Giger, seinen Sitz im «Hockey-Nationalrat» zu retten. Nein, ich habe mich nicht ins Polit-Ressort verirrt. Es geht bloss um hohe Hockey-Politik.
Daniel Giger (41), ein offensiver Hinterbänkler in Zugs Meisterteam von 1998, ist heute der einflussreichste Spieleragent der Schweiz. Weil er nebst vielen Stars und Nachwuchsspielern auch prominente Trainer vertritt. Eine kluge Strategie: Wenn er den Nationaltrainer unter Vertrag hat, dann haben seine Jungs bessere Chancen, Nationalspieler zu werden. Nach dem «Krethi-&-Plethi-Prinzip» hat der gefeuerte Nationaltrainer Glen Hanlon letzte Saison mehr als 60 Spieler aufgeboten. In Nordamerika ist es den Spieleragenten aus naheliegenden Gründen aufs Strengste verboten, auch Trainer zu vertreten.
Bei uns wird solcherlei Filz toleriert. Kürzlich ärgerte sich ein hoch angesehener Spieleragent, dessen Name mir gerade entfallen ist: «Einer meiner Klienten ist abgesprungen. Er wolle zum Giger, der könne ihm einen Platz im Nationalteam organisieren.»
Als der Vertrag mit Daniel Gigers Klienten Sean Simpson nicht mehr verlängert wurde, frohlockte die Agenten-Konkurrenz zu früh. Der smarte Daniel lässt sich in der Löwengrube des Agententums so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Er installierte mit Glen Hanlon wieder einen seiner Spezis an der nationalen Bande und gleich auch noch John Fust als U20-Nationaltrainer.
Nun ist Glen Hanlon bekanntlich gefeuert worden – und Daniel Giger hat nun einen ganz heissen Ersatzkandidaten aus dem Hut gezaubert: Patrick Fischer, soeben in Lugano des Amtes enthoben und frei für den Nationaltrainer-Job. Daniel Giger hat also beste Chancen, seinen «Hockey-Nationalratssitz» zu verteidigen – und wer weiss, vielleicht platziert er mit Hans Kossmann einen weiteren seiner Spezis als Fischer-Nachfolger in Lugano. Wo immer in unserem Hockey eine Bürotür geöffnet wird – Daniel Giger ist schon da.
Aber einer Frage müssen wir schon nachgehen: Ist Patrick Fischer überhaupt als Nationaltrainer geeignet? Der begabte Pokerspieler ist in Lugano grandios gescheitert. Weil er kein grosser Trainer ist, der im Alltag einer Meisterschaft eine grosse Mannschaft führen kann. Aber auch Glen Hanlon gilt nicht als grosser Trainer. Der Kanadier ist sogar noch eine Nummer kleiner als Patrick Fischer. Und als Nationaltrainer muss man ja nicht mehr täglich mit den Spielern aufs Eis.
Wenn Glen Hanlon als Nationaltrainer gut genug war, dann ist es Patrick Fischer erst recht. Immerhin hat der Freund von Wayne Gretzky Lugano zuletzt zweimal hintereinander in die Play-offs gebracht – das ist bei den Verhältnissen in Lugano ein nicht zu unterschätzender Leistungsausweis. Und er war ja bei der WM 2013 in Stockholm als einer der Assistenten von Sean Simpson sozusagen «Silber-Hilfsschmied».
Die Frage geht erst einmal an Nationalmannschafts-Direktor Raeto Raffainer (34). Ist Patrick Fischer ein Kandidat für das hohe Amt? Er sagt: «Für den Deutschland-Cup und den Dezember-Termin haben wir mit John Fust und Felix Hollenstein eine Lösung gefunden. Alles weitere ist offen.»
Ist also Patrick Fischer ein Kandidat, um die Nationalmannschaft im Februar und bei der WM in Moskau zu führen? «Wie gesagt, alles ist offen.» Was heisst: Patrick Fischer ist Kandidat. Schliesslich sagt ja Raeto Raffainer auch immer wieder, dass der neue Nationaltrainer ein Schweizer sein müsse («Swissness»).
Aber eine Anstellung von Patrick Fischer ist nur möglich, wenn auch die Nationalmannschafts-Kommission zustimmt – und dort macht ZSC-Manager Peter Zahner zusammen mit SCB-Sportchef Sven Leuenberger die Meinung. Peter Zahner sagt, er sage nichts zum Thema Patrick Fischer. «Kein Kommentar.» Zumindest meldet er keine schwerwiegenden Bedenken an wie bei der Idee, Arno Del Curto im Nebenamt an die nationale Bande zu stellen.
Es wird halt Peter Zahner noch ein wenig beissen, dass ausgerechnet Lugano, das Unternehmen, bei dem Geld keine Rolle spielt, drauf und dran ist, ungeschoren aus einem bis 2018 (!) laufenden Vertrag herauszukommen.
Wird Patrick Fischer Nationaltrainer, dann ist sein Rentenvertrag in Lugano hinfällig und Lugano aus dem Schneider.