Wenn die Hockey-Götter Spielplan-General Willi Vögtlin gnädig sind, dann endet die Qualifikation wie geplant am Montag, den 22. März 2021 mit den Partien Zug gegen Biel, Langnau gegen die ZSC Lions, Rappi gegen Lausanne, Davos gegen Bern, Servette gegen Ambri und Gottéron gegen Lugano. Spielbeginn für alle: 19:45 Uhr.
Willi Vögtlin hat sogar noch ein wenig «Spatzig» (Spielraum). Notfalls kann die Qualifikation durch Beschluss der Liga-Versammlung verlängert werden. Die Eishockey-WM beginnt ja erst am 21. Mai.
Wenn die Qualifikation abgebrochen wird, gibt es nur einen Meister, wenn alle Teams mindestens 39 Partien bestritten haben. Die Rangliste wird dann nach Punkten pro Spiel errechnet. So gesehen bereitet die Qualifikation niemandem schlaflose Nächte.
Die Saison-Planung mit den Eckdaten ist zu einem Zeitpunkt gemacht worden, an dem die Hoffnung berechtigt war, dass im Frühjahr wieder Normalität einkehrt. Ja, dass vielleicht die Playoffs sogar mit Zuschauerinnen und Zuschauern im Stadion zelebriert werden können.
Aber nun dämmert es nach und nach allen, dass die Virus-Krise womöglich im April und auch im Mai noch lange nicht ausgestanden ist. Dass wir dann, wenn die Playoffs beginnen, nach wie vor befürchten müssen, dass ganze Teams in die Quarantäne geschickt werden. Was während der Qualifikation noch kein unlösbares Problem ist, wird dann zum Albtraum. Wenn ein Team während der Viertelfinals in die Quarantäne muss, dann bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als den gesamten Playoff-Spielbetrieb während der Dauer dieser Quarantäne anzuhalten. «Das sehe ich auch so», sagt Willi Vögtlin.
Schon wegen der Verpflichtungen gegenüber dem TV-Partner («MySports»), der sich eine Hockey-Saison rund 35 Millionen allein an Rechten kosten lässt, wird alles darangesetzt, die gesamte Qualifikation (52 Spiele) und die ungekürzten Playoffs im Modus «Best of Seven» auszutragen. Nicht bis zum jüngsten Tag natürlich. Aber bis zum längsten Tag (21. Juni) schon. WM hin oder her.
Wenn es der Hockey-Teufel will, kommt es während der Viertelfinals, der Halbfinals und noch einmal im Final zu einer oder gar mehreren Quarantäne-Unterbrüchen. So können bald einmal 20 oder gar 30 Tage ohne Hockey zusammenkommen – und dann dauern die Playoffs über den WM-Start vom 21. Mai hinaus bis in den Juni. Bis in den «welschen Heuet». Der «welsche Heuet» hatte einst Kultstatus: weil im Berner Jura aufgrund der klimatischen Bedingungen das Heu erst rund drei Wochen später als im unteren Emmental und im Oberaargau eingebracht werden konnte, zogen die wilden jungen Burschen nach dem Ende des «Heuet» im Emmental in den Berner Jura («ins Welschland») um dort bei der Heuernte zu helfen. Ohne Entgelt und nur des weinseligen Abenteuers willen. Es durfte nach Belieben gerockt und gerollt werden und es ging oft drunter und drüber.
Playoffs während der WM und im Juni sogar über die WM hinaus, die am 6. Juni endet, wären mindestens so abenteuerlich wie einst der «welsche Heuet». Was sein wird, wenn sich die Qualifikation bis in den April hineinzieht und anschliessend die Playoffs während der WM gespielt werden müssen? Diese Frage kann niemand beantworten. Willi Vögtlin bestätigt, dass die Liga tatsächlich noch nicht festgelegt hat, wann die Qualifikation und wann die Playoffs spätestens beendet sein müssen: «Wann die Meisterschaft abgeschlossen werden muss, haben wir noch nicht definiert.»
Zur Planbarkeit eines Szenarios einer Meisterschaft, die erst während der WM im Juni endet und von Playoffs, die durch Quarantäne unterbrochen werden, sagt er mit der ihm eigenen Offenheit und Ehrlichkeit leicht resigniert: «Wir können inzwischen nur noch mit Sicherheit die nächsten drei Minuten planen …» Die Rat- und Hilflosigkeit des Spielplan-Generals. Und es braucht wahrlich viel, bis Willi Vögtlin ratlos ist. Seit 1998 macht er die Spielpläne.
Die genau gleiche Problematik gilt auch für die Ermittlung des Meisters (und des allfälligen Aufsteigers) in der Swiss League. Nur dass es keine Rolle spielt, wenn die Swiss League noch während des «welschen Heuets» im Juni spielt: Patrick Fischer wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Spieler aus der Swiss League fürs WM-Team aufbieten.
Unverrückbar steht fest, dass die WM am 21. Mai beginnt und am 6. Juni endet. Offen ist nur noch, ob in Lettland, Dänemark oder der Slowakei, ob mit oder ohne Zuschauerinnen und Zuschauer.
Ungefähr eine Woche Vorbereitungszeit sollte Patrick Fischer schon gewährt werden. Sein Pech: ob die Meisterschaft über den 6. Mai hinaus verlängert wird (läuft alles nach Plan, wird am 6. Mai das 7. Finalspiel ausgetragen), entscheiden die Klubs, nicht der Verband. Der Nationaltrainer wird sich dem Diktat der Klubgeneräle fügen müssen. Freudig oder murrend.
Immerhin gibt es schon eine Ausrede, wenn die Playoffs während der WM gespielt werden und für uns das Turnier ohne die Spieler der Halbfinalisten oder Finalisten zur Farce werden sollte: es sei bei der WM mit einer «Rumpfmannschaft» halt drunter und drüber gegangen wie einst beim «welschen Heuet».