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Playoff-Halbfinal, ZSC – SCB: Niederlagen – das Salz des ZSC-Selbstvertrauens

Die Spieler des ZSC nach dem Spiel des ersten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions, am Samstag, 10. Maerz 2018, in der Bossard Arena in Zug. (K ...
Haben die Niederlagen in der Regular Season die ZSC Lions zum wahren Meisterkandidaten gemacht?Bild: KEYSTONE
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Niederlagen – das Salz des ZSC-Selbstvertrauens

Das Beispiel der ZSC Lions zeigt: Die richtige Dosis Niederlagen in der Qualifikation kann für einen Titanen ein Erfolgsrezept für die Playoffs sein.
29.03.2018, 08:2029.03.2018, 08:35
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Wie viel Glück erträgt der Mensch? Wie viele Siege eine Mannschaft? Seit dem Altertum beschäftigen sich Philosophen, Dichter und Denker mit diesem Thema. Sie haben Warnungen für das Volk in griffige Formulierungen gegossen. «Allzu viel ist ungesund» oder «Halte stets das Mass».

Eishockey-Playoffs sind eine sportliche Grenzerfahrung. Die richtige Dosis Selbstvertrauen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Diese richtige Dosis zu finden, ist manchmal für eine talentierte, grosse Mannschaft (ZSC Lions, SCB) gar nicht so einfach, wie es scheinen mag. Zu viel Selbstvertrauen ist sogar ein häufiger Grund für das Scheitern eines Favoriten. Weil der Übergang zu Leichtsinn und zu Arroganz oft fliessend ist.

Berns Eric Blum, Berns Thomas Ruefenacht, Berns Maxim Noreau, Berns Calle Andersson, und Berns Gaetan Haas, fotografiert vor dem ersten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen de ...
Machte der zu grosse Erfolg zu leichtsinnig und arrogant?Bild: KEYSTONE

Der SC Bern hat nur 28 der insgesamt 100 Qualifikationspartien unter Kari Jalonen verloren, 15 davon in der soeben beendeten Qualifikation 2017/18. Der finnische Erfolgstrainer hat die grosse, mächtige SCB-Maschine so gut getunt, dass die einzelnen Spieler oft gar nicht mehr gefordert und herausgefordert werden. Diese Leichtigkeit des Siegens hat den SC Bern gegen die ZSC Lions in eine kritische Situation gebracht. Die Zürcher haben das erste Halbfinale in Bern 3:2 gewonnen.

Die SCB-Reaktion auf diese Niederlage ist gut und gefährlich zugleich. Gut, weil das Selbstvertrauen intakt geblieben ist. Gefährlich, weil der Halbfinal-Fehlstart noch keine Trotzreaktion hervorgerufen hat. Zu viel Selbstvertrauen? Die Berner haben jedenfalls ihre Gelassenheit nach dem Spiel nachgerade zelebriert.

Bern's Head coach Kari Jalonen looks his players, during a National League regular season game of the Swiss Championship between Geneve-Servette HC and SC Bern, at the ice stadium Les Vernets, in ...
Kari Jalonen: Er ist beunruhigt.Bild: KEYSTONE

Nur Jalonen ist beunruhigt

Nur Trainer Kari Jalonen wirkte beunruhigt. Mit Mühe wahrte er seine steife Würde und liess sich die Bemerkung entlocken, man habe dem Gegner drei Tore geschenkt. Ansonsten wich er provokativen Fragen mit dem Hinweis aus, er müsse erst das Video analysieren. Und nein, er sei nicht laut geworden, es sei jetzt nicht Zeit zum Toben (für «Pep Talks»). Seine Stimme klang allerdings ungewohnt heiser.

Er muss in den Pausen eben doch getobt haben. Was SCB-Kultverteidiger Eric Blum auf eine entsprechende Frage bestätigt: «Ja, für seine Verhältnisse war er etwas laut. Aber nicht laut, wenn wir Guy Boucher als Massstab nehmen …». Guy Boucher ist der kläglich gescheiterte, autoritäre und tobende NHL-General, der in Bern das Verpassen der Playoffs (als Titelverteidiger!) im Frühjahr 2014 auf dem Gewissen hat.

Berns Ramon Untersander, links, und Zuercher Lauri Korpikoski, Mitte, kaempfen um den Puck, an der Seite von Berns Eric Blum, rechts, im ersten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwi ...
Eric Blum (r.) beobachtet vorerst nur aus der Ferne. Genauso geht er auch mit der 0:1-Niederlage zum Halbfinalauftakt um.Bild: KEYSTONE

Die Gelassenheit der Berner hat nach dem Fehlstart ins Halbfinale etwas Künstliches. Logisch. Sie ist ein Mittel zum Zweck: Nur dem Gegner jetzt ja keine Anzeichen von Schwäche, Unsicherheit oder Zweifel zeigen.

Zürcher Gelassenheit dank grimmiger Entschlossenheit

Im Gegensatz dazu steht die echte Gelassenheit der Zürcher. Sie ist das Produkt einer grimmigen Entschlossenheit. So wie dem Innenleben der Berner nach zu vielen leichten Siegen der Pfeffer der Niederlage fehlt, so ist die Verfassung der ZSC Lions diese Saison durch die richtige Portion Niederlagen (plus Trainerwechsel) kräftig gewürzt worden.

Der ZSC feiert den Sieg im fuenften Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions, am Dienstag, 20. Maerz 2018, in der Bossard Arena in Zug. (KEYSTONE/F ...
Die Lions sind heiss – und erinnern sich sicherlich an den SCB 2016.Bild: KEYSTONE

Die Zürcher mahnen an den SCB, der im Frühjahr 2016 vom 8. Platz aus die Meisterschaft gewonnen hat. SCB-Trainer war damals Lars Leuenberger, heute strategischer Leiter der SCB-Sportabteilung. Er sagt: «Die Zürcher spielen genau so wie wir damals.»

Die ZSC Lions wie der SCB 2016? Warum nicht? ZSC-Trainer Hans Kossmann fällt Gelassenheit jedenfalls leichter als Kari Jalonen. Auf die vielfach gestellte Frage, wie er diese wundersame Wandlung seiner Mannschaft zuwege gebracht habe, gibt er eine kluge Antwort: «Das hat mir nichts zu tun. Die Spieler sind in sich gegangen und haben das selber geschafft.»

SCB oder ZSC – wer zieht in den Playoff-Final 2018 ein?

20 bis 30 Niederlagen als richtige Dosis zum Erfolg?

Für eine solche Wandlung ist die richtige Dosis verlieren ganz offensichtlich hilfreich. 29 Niederlagen waren es damals während der Qualifikation der Meister Saison 2015/2016 beim SCB. Also mehr Niederlagen in einer Qualifikation (2015/16) als bisher unter Kari Jalonen in zwei (2016/17 und 2017/18).

SCB Fans feuern ihr Team an, im ersten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem ZSC Lions, am Dienstag, 27. Maerz 2018, in der PostFinance Arena in Bern. (KEYS ...
Wirklich? Wir werden es heute sehen.Bild: KEYSTONE

25-mal mussten die ZSC Lions in der soeben gespielten Qualifikation als Verlierer vom Eis. Die richtige Dosis liegt offensichtlich im Bereich zwischen 20 und 30 Niederlagen. 23-mal hatten nämlich die ZSC Lions während der Qualifikation verloren, als sie 2012 vom 7. Platz aus den Titel holten. Mit einem Finalsieg im 7. Spiel gegen den … SC Bern – in Bern.

Niederlagen, das Salz der Erde, das Salz des ZSC-Selbstvertrauens.

HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister

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HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Palmers Hockey
29.03.2018 08:50registriert März 2017
Es ist nun mal so, dass die Mannschaften denen es in der Quali (zu) rund läuft in den PO oft grosse bis sehr grosse Mühe haben, sich zu fokusieren. Meistens haben diese Teams es schwer auf Niederlagen zu reagieren, besonders in den wegweisenden Spielen 3 und 4. Die PO-Historie ist voll von solchen Beispielen. Trotzdem stehen die Chancen bei beiden Serien nach wie vor bei 50:50.
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Einer Wie Alle
29.03.2018 07:49registriert Dezember 2015
Nur mit Rückschlägen kann man die Hockeymaschine für die Playoffs richtig justieren, daher läuft die Zürcher Hockeymaschine auch besser als jene von Bern.
Für Bern heissts noch 3 bis 🛫
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super_silv
29.03.2018 08:31registriert August 2014
Ehm dachte letztes Jahr hat sich Ber mit 13 Niederlagen zum Meister gespielt? 🤔
Chläusu ist wohl etwas nervös
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