2015 steigen die Lakers mit Ivars Punnenovs ab. Er hat allerdings nur eines der vier Spiele der Liga-Qualifikation bestritten. Der Lette mit Schweizer Lizenz beauftragt seinen Agenten, einen Platz in der höchsten Liga zu suchen. Egal wo. Egal zu welchem Salär.
So kommt Langnaus damaliger Sportchef Jörg Reber unverhofft zu einer günstigen Rolex vom Transferwühltisch. Ivars Punnenovs ist in Langnau einer der wichtigsten Spieler seit dem Wiederaufstieg von 2015. Nun läuft sein Vertrag aus.
Ivars Punnenovs hat seinem Agenten erneut einen Auftrag erteilt: einen Weg in die NHL zu finden. Er bekommt in der wichtigsten Liga der Welt nur eine Chance, wenn er sich in der National League bei einem Grossklub und in den Playoffs bewährt. Die SCL Tigers können also nicht das Sprungbrett nach Nordamerika sein. Die Zeit drängt. Er ist schon 26.
Nach ein paar Telefonaten ist klar: Vier Klubs haben Interesse an Langnaus Torhüter.
Wohin Ivars Punnenovs wechseln wird, ist nicht in erster Linie eine Frage des Geldes. Es ist eine Frage der besten sportlichen Ausgangslage. Die besten Voraussetzungen bieten Lugano und der SCB. Weil Ivars Punnenovs bei beiden Klubs schon nächste Saison die Nummer 1 sein kann. Das können weder Lausanne noch die ZSC Lions anbieten. Dort wäre er erst ab 2022 die Nummer 1.
Aber es gibt auch eine andere Sichtweise. Ivars Punnenovs will also in die NHL. Dank dem neuen Transferabkommen zwischen der National League und der NHL kann er nach jeder Saison seinen Klub Richtung Nordamerika verlassen. Unabhängig von der Vertragsdauer. Spielt er gut, ist er womöglich schon nach einem Jahr wieder weg. Und dann gibt es noch eine Frage: Ivars Punnenovs hat in Langnau in fünf Jahren nur 140 von 250 Qualifikationspartien bestritten – und nur zweimal mehr als 30 pro Saison. Beim Auftakt am nächsten Donnerstag fehlt er. Die Adduktoren «zwicken». Ist er tatsächlich robust genug, um bei einem Grossklub vom September bis im April die Nummer 1 zu sein?
Macht es am Ende für den SCB mehr Sinn, eine Nummer 1 zu verpflichten, die ihre Zukunft in der Schweiz sieht? Beispielsweise Melvin Nyffeler (25), der in diesem Herbst bei den Lakers seine vierte Saison als unbestrittene Nummer 1 beginnt? Auch sein Vertrag läuft im nächsten Frühjahr aus. Er hat sich bei den Lakers bewährt (Aufstieg, Cup-Sieger), in jeder Saison mehr als 40 Partien gespielt und sich inzwischen zum Nationalgoalie entwickelt. Für die NHL ist er zu klein (178 cm). Für die National League reicht seine Postur, um ein Grosser zu sein.
Und was ist eigentlich mit Philip Wüthrich (22)? Um herauszufinden, ob er als Nummer 1 für die National League taugt, müsste Langenthals Meistergoalie in Bern eine Chance erhalten, bevor sein Vertrag 2022 ausläuft. Aber Tomi Karhunen (30) hat fünf der acht Vorbereitungspartien bestritten. Ist Philip Wüthrich beim SCB in die Karriere-Sackgasse eingebogen? Muss er im Sommer 2022 Bern verlassen, um seine Karriere zu retten?
Ivars Punnenovs für viel Geld verpflichten? Oder besser Melvin Nyffeler für etwas weniger Geld aber mit einem Mehrjahresvertrag? Darf von Don Nachbaur verlangt werden, dass er Philip Wüthrich diese Saison die Möglichkeit gibt, sich als Nummer 1 zu profilieren?
Die erste ganz grosse Transfer-Herausforderung für SCB-Sportchefin Florence Schelling ist die Lösung des Torhüterproblems. Die Chancen stehen gut, dass sie die richtige Lösung findet. Schliesslich war sie einst eine der besten Torhüterinnen der Welt und olympische Bronze-Heldin von 2014.