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Er ist der Vater der WM-Medaille von 2013. Reto Berra hexte die Schweizer im Halbfinale gegen die USA ins Finale und zu WM-Silber (3:0). Seither sucht er in Nordamerika sein Glück und findet es auch in seiner vierten Saison nicht.
Der Zürcher steht bei den Anaheim Ducks bis Ende Saison unter Vertrag. Aber die meiste Zeit verbringt er in San Diego im Farmteam. Er hat diese Saison gerade mal vier NHL-Partien bestritten. Finanziell spielt es keine Rolle, ob er in der NHL zum Zuge kommt. Er hat einen Einwegvertrag mit einem garantierten Bruttogehalt von 700'000 Dollar.
Sein Agent André Rufener bestätigt, dass Reto Berra von Anaheim nun eine Offerte für einen neuen Vertrag erhalten hat. Ein weiteres Jahr und erneut ein Einweg-Vertrag, dotiert mit 700'000 Dollar brutto. Exakt gleich viel wie bisher: 700'000 Dollar. Billiger wird Anaheim nie mehr zu einem so talentierten Goalie kommen.
André Rufener sagt: «Es ist eine schwierige Entscheidung.» Wohl wahr. In den USA geht die Hälfte des Bruttogehaltes durch Steuern weg. Die Wohnung und das Auto hat der Spieler selber zu finanzieren.
Reto Berra hat bei Gottéron im letzten Sommer einen Fünfjahresvertrag unterschrieben (drei Jahre plus eine Option für zwei Jahre) aber im allerletzten Moment die NHL-Ausstiegsklausel benutzt.
Nun muss er sich entscheiden: Eine weitere Saison als NHL-Hinterbänkler in Anaheim? Mit der vagen Hoffnung, vielleicht doch noch ein NHL-Stammgoalie zu werden. Oder eine Rückkehr in die Schweiz zu Gottéron? Vier der fünf Jahre sind ja noch vom Vertrag übrig.
Sportchef Christian Dubé hofft inständig, die Hockeygötter mögen ihm die Rückkehr von Reto Berra bescheren. Dann braucht er nächste Saison keinen ausländischen Torhüter und Gottéron wird vielleicht doch noch ein Spitzenteam. Er sollte den Vertrag mit Reto Berra finanziell noch etwas nachbessern, um ihm die Entscheidung zu erleichtern.
André Rufener sagt zwar, es gehe nicht nur ums Geld. Muss er ja sagen. Aber es geht sehr wohl auch um die Kohle. Reto Berras Bruttogehalt bei Gottéron ist – anders als jenes in der NHL – nicht offiziell ausgewiesen. Er dürfte inkl. Prämien brutto etwas mehr 600'000 Franken pro Jahr verdienen und zusätzlich von Nebenleistungen (Auto, Wohnung) profitieren. Das ist finanziell sechsstellig besser als der offerierte NHL-Vertrag.
In den letzten 20 Jahren hat nie mehr ein so guter Torhüter wie Reto Berra so wenig Geld verdient. Das mag ein wenig am Verlauf seiner Karriere liegen.
Er kam bei den ZSC Lions nicht an Ari Sulander vorbei. Gemeinsam mit Leonardo Genoni wechselte er nach Davos und hexte den HCD 2009 zum Titel. Beide kamen im Finale gegen Kloten zum Einsatz und gehörten zu den «billigsten» Meistergoalies der Neuzeit. Leonardo Genoni kapitalisiert inzwischen seit 2016 sein Talent beim SC Bern und hat beste Aussichten, nach Vertragsablauf im Frühjahr 2019 der bestverdienende Schweizer Spieler in der NLA zu werden.
Reto Berra zog von Davos nach Biel um und sorgte dort in vier Jahren zweimal für Playoffs. Aber in Biel «verkaufte» er sein immenses Talent unter Wert. Seit dem WM-Silber von 2013 spielt er nun in Nordamerika. Bei Calgary, Colorado und Florida kam er nie über 1,5 Millionen Dollar brutto hinaus, wurde nie die Nummer Eins und nun ist er Anaheim noch 700'000 Dollar wert.
Die Frage ist also: Weiterhin im sonnigen Kalifornien an der Pazifik-Küste zwischen Anaheim und San Diego pendeln oder in der Schweiz bei schlechterem Wetter sein Talent besser kapitalisieren? Wo sein Agent André Rufener recht hat, da hat er recht: Es ist tatsächlich eine schwierige Entscheidung. Reto Berra – ein Zweifler zwischen den Hockey-Welten.