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Eishockey: Profit vor Fairness – Ajoie darf im Cup nicht zu Hause spielen

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Verband will den Cupfinal in Biel – aber dort geht es nicht

Ajoie hätte als unterklassiges Team im Cupfinal gegen Davos das Heimrecht – und darf es nicht ausüben. Cup-General Willi Vögtlin ging davon aus, dass am 2. Februar ausgerechnet in Biel gespielt wird. Doch das geht nicht.
17.12.2019, 10:10
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Warum nicht in Ajoie? Der Halbfinal gegen Biel (4:3) konnte ja im alten Stadion gespielt und fürs Fernsehen produziert werden und es war ein wunderbares Hockeyfest.

Gemäss Willy Vögtlin, beim Verband für den Cup verantwortlich, gebe es halt in dieser alten Arena für den Final zu wenig VIP-Plätze (300 sind erforderlich) und die Bedingungen für die TV-Produktion seien nicht ideal. «Aber Ajoie wusste schon vor dem Halbfinal gegen Biel, dass der Final nicht im eigenen Stadion gespielt werden kann.»

Das Reglement sagt unmissverständlich, der Unterklassige habe im Final Heimrecht. Punkt. Das mit den VIP-Plätzen und der TV-Produktion sind nichts als faule Ausreden. Die Bequemlichkeit der Very Important People (VIP) ist halt wichtiger als die Reglemente und die Cup-Romantik.

Ajoies Spieler jubeln nach dem Sieg im Swiss Ice Hockey Cup Halbfinale zwischen dem HC Ajoie und dem EHC Biel-Bienne in der Patiniore du Voyeboeuf in Porrentruy am Sonntag, 15. Dezember 2019. (KEYSTON ...
Ajoie ist im Cupfinal – darf diesen aber nicht im eigenen Stadion spielen.Bild: KEYSTONE

Das ist ja das Wunderbare am Cup: Die Reglemente können nach Belieben manipuliert und interpretiert werden. Niemand rekurriert und macht Theater deswegen. Dafür ist der Cup zu wenig wichtig. Willi Vögtlin hält auch nichts vom Vorschlag, in Pruntrut eine Festhütte mit Cüpli-Bar und Kaviar-Futternapf aufzubauen und den Match für die Gäste in feinem Tuch und Abendkleid dorthin auf Grossleinwand zu übertragen. Dabei wäre doch so eine Reise ins Elsgau (deutsche Bezeichnung für die Ajoie) am Saum der Schweiz ein schöner Sonntagsausflug und für VIPs aus den urbanen Zentren sogar ein kleines Abenteuer.

Willi Voegtlin, Chef Spielplan Swiss Ice Hockey, traegt den Meisterpokal vom Eis, vor dem ersten Eishockey Playoff-Finalspiel der National League A zwischen dem SC Bern und dem EV Zug, am Donnerstag,  ...
Willi Vögtlin sind die VIPs sehr wichtig.Bild: KEYSTONE

Nun geht es also darum, einen neuen Austragungsort zu finden. So nahe wie möglich von Pruntrut. Das immerhin. Willi Vögtlin hat zwei Standorte geprüft: Basel (52 Kilometer von Ajoies Heimstadion entfernt) und Biel (55 Kilometer).

Aus Basel hat der tüchtige Cup-General bereits eine Absage bekommen. Die Polizei habe am 2. Februar wegen eines gleichzeitig stattfindenden Fussballspiels nicht genug Sicherheitspersonal.

Da blieb noch Biel. Nur erfahren die Bieler erst im Laufe des heutigen Dienstages von ihrem Cupfinal-Glück. Willi Vögtlin «Nach der bitteren Niederlage vom Sonntag wollten Ajoies Verantwortlichen die Bieler nicht schon am Montag fragen.» Zum Charme der wahren Jurassier gehört eben auch der Anstand.

Aussenansicht des Fussballstadions der Tissot Arena, am Freitag, 24. Juli 2015, in Biel. Die Bauherrin HRS Real Estate AG uebergibt nach ueber zweijaehriger Bauzeit den Sport- und Freizeitkomplex welc ...
Die Tissot-Arena in Biel wäre ein möglicher Austragungsort.Bild: KEYSTONE

Doch nun ist auch aus Biel eine Absage gekommen. Die Zeit reicht nicht, um das Stadion nach dem Liga-Heimspiel der Seeländer am Vorabend auf Cup umzurüsten. Insbesondere die anderen Werbungen im Eis sind das Problem.

Nun scheint es tatsächlich so, als würde Davos zum Handkuss kommen. Die Bündner haben am Vorabend kein Heimspiel, es besteht also genug Zeit, das Eisstadion cuptauglich zu machen. Heimvorteil für den Oberklassigen im Cupfinal?

Es wäre eine himmelschreiende sportliche Ungerechtigkeit, würde aber halt schon ein wenig dem Charakter des Cups entsprechen.

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In der ersten Version der Story war noch unklar, ob es möglich ist, den Cupfinal in Biel auszutragen. Jetzt wo feststeht, dass das nicht geht, wurde der Text überarbeitet.
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NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
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HC Davos: 5 - Marc Gianola.
quelle: keystone / fabrice coffrini
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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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egemek
17.12.2019 05:41registriert Mai 2016
Einfach nur lächerlich. Diese Cüplitrinker und andere von Sponsoren mitgebrachten Leute interessiert das Spiel doch eh nicht. Die könnte man auch in ein Festzelt stecken.
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Kei Luscht
17.12.2019 06:46registriert Dezember 2015
Bin selber HCD - Fan, aber den Final in Porrentruy zu spielen, wäre doch einfach ideal und dem Überraschungsteam gegenüber fair gewesen. Aber leider haben wieder die Bürokraten das letzte Wort. Geld stinkt ja bekanntlich nicht.
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dho
17.12.2019 04:56registriert Oktober 2015
Die VIPs (wohl mehrheitlich aus dem übrig gebliebenen Teil des ehemaligen Berner Empire) trauen sich nicht in den stolzen Jura - et voilà 🖕...
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