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Warum Raphael Diaz nicht in die Schweiz zurückkehrt

Raphael Diaz will die Zelte in Nordamerika vorerst nicht abbrechen.
Raphael Diaz will die Zelte in Nordamerika vorerst nicht abbrechen.
Bild: Kostas Lymperopoulos/freshfocus
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Warum Raphael Diaz wegen Lugano-Trainer Doug Shedden nicht in die Schweiz zurückkehrt

Raphael Diaz (29) bleibt bis Saisonende bei den New York Rangers. Bei diesem Entscheid spielt Doug Shedden eine wichtige Rolle. Wird Diaz nächste Saison der bestbezahlte Schweizer NLA-Spieler aller Zeiten?
20.11.2015, 14:3720.11.2015, 19:16
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Eigentlich war klar: entweder Ende Oktober zurück in die NHL oder heim nach Zug. Raphael Diaz steckt immer noch im Farmteam in Hartford fest. Aber er kehrt nun doch nicht vorzeitig in die Schweiz zurück.

Auf den ersten Blick ist der Grund klar: Die New York Rangers sind nicht bereit, den bis Ende Saison laufenden Vertrag aufzulösen. Warum auch? Sie haben mit Raphael Diaz einen Verteidiger in Reserve, den sie jederzeit in die NHL zurückholen können. Dass der Zuger ein guter NHL-Verteidiger ist, steht eigentlich ausser Frage. Und da er einen Einweg-Vertrag hat, kassiert er ja im Farmteam den gleichen Lohn wie in der NHL (700'000 Dollar pro Saison, davon geht die Hälfte durch Steuern weg).

Aber wenn er denn unbedingt gewollt hätte, wäre eine Vertragsauflösung wohl möglich gewesen. Wie bei Damien Brunner letzte Saison in New Jersey. Und nun kommt Doug Shedden ins Spiel. Der ehemalige Trainer des EV Zug war ja im Herbst vor seinem Einstieg bei Lugano arbeitslos. Er hat seine Freizeit unter anderem dazu genutzt ein paar Vorbereitungsspiele der Rangers anzuschauen.

Doug Shedden hat Diaz überzeugt, in der NHL zu bleiben. 
Doug Shedden hat Diaz überzeugt, in der NHL zu bleiben. 
Bild: KEYSTONE

Doug Shedden sagt, er habe auch nach der Verbannung ins Farmteam mit seinem ehemaligen Verteidiger gesprochen. «Er wäre gut genug für die NHL und war enttäuscht, dass er es nach guten Vorbereitungsspielen nicht ins Team der Rangers geschafft hatte. Aber ich habe ihm davon abgeraten, vorzeitig in die Schweiz zurückzukehren. Ich habe ihm gesagt: «Hey, was soll das? Die Schweiz nimmt dir doch niemand weg, da kannst du noch lange hin. Die Schweiz steht seit dem 12. Jahrhundert und wird noch ein paar Jahre weiterbestehen. Bleib in New York und warte auf deine Chance. Diese Chance kommt.»

Das ist typisch Doug Shedden. Er hat dieses positive Denken, das schon viele seiner Spieler sehr weit gebracht hat. Er war es auch, der Damien Brunner und eben Raphael Diaz seinerzeit in Zug dazu ermuntert hat, den Versuch NHL zu wagen. Damien Brunner ist in Zug unter Doug Shedden vom verkannten Talent und Viertlinienstürmer zum NLA-Topskorer gereift.

Wo jubelt Raphael Diaz in der nächsten Saison?
Wo jubelt Raphael Diaz in der nächsten Saison?
Bild: Getty Images North America

Der Zuspruch von Doug Shedden hat den Entscheid von Raphael Diaz, nicht in die Schweiz zurückzukehren, zweifelsfrei stark beeinflusst. Was der Kanadier nicht ahnen konnte, als er Raphael Diaz im Oktober ermuntert hat, das Lager in Nordamerika nicht vorzeitig abzubrechen: Zug wäre mit dem Nationalverteidiger Titelfavorit. Nun ist Doug Shedden unverhofft mit Lugano ein Gegner Zugs geworden – und zumindest auf dem Papier durchaus auch mit Titelchancen. Die sind, weil Raphael Diaz nicht nach Zug zurückkehrt, nun für Lugano zumindest ein bisschen grösser.

Wie weiter mit Raphael Diaz? Es wird langsam Zeit, dass er sein enormes Talent «kapitalisiert». Zum Dollar-Multimillionär wie Luca Sbisa, Roman Josi oder Mark Streit wird er nicht mehr. Er steht jetzt vor den wichtigsten Vertragsverhandlungen seiner Karriere. Er ist im Falle einer Rückkehr nur für diese Saison an Zug gebunden – nächste Saison kann er spielen, wo er will. Sein Agent Dani Giger ist gefordert. Zwei Optionen stehen im Vordergrund.

– Ein Vertrag über ein oder zwei Jahre in der KHL (beispielsweise Jokerit Helsinki).

– Ein langfristiger Vertrag in der Schweiz. In diesem Falle wird es Gaetan Voisards Ziel, Rafael Diaz zum bestbezahlten Schweizer NLA-Spieler aller Zeiten zu machen. Er vertritt den Zuger als Agent in der Schweiz während Dani Giger die Auslandsinteressen wahrnimmt. Am meisten kassiert zurzeit NHL-Rückkehrer Damien Brunner, auch ein Klient von Dani Giger (bis 2019, viereinhalb Jahre für knapp drei Millionen). Der bestverdienende Schweizer aller Zeiten (Salär für eine Saison) ist Mark Streit. Er kassiert in Philadelphia diese Saison 5,75 Millionen Dollar. Roman Josi muss sich in Nashville diese Saison mit 4,0 Millionen begnügen, hat aber einen Vertrag bis 2020.

Arno Del Curto und der HCD können sich Raphael Diaz nicht leisten.
Arno Del Curto und der HCD können sich Raphael Diaz nicht leisten.
Bild: KEYSTONE

Ein Verteidiger mit der Klasse von Rafael Diaz macht aus jedem NLA-Spitzenteam einen Titelkandidaten. Ein Vertrag mit einer Laufzeit von fünf bis sieben Jahren ist durchaus machbar. Für fünf Jahre sollte die Gesamtsumme mindestens vier Millionen betragen. Für sieben Jahre nicht weniger als sechs Millionen. Lugano, die ZSC Lions, der SC Bern, Zug und Kloten können solche Verträge finanzieren. Der HC Davos nicht.

Die Schweizer in der NHL und der AHL 2015/16

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