Sport
Eismeister Zaugg

Corona in der Schweiz: So will der Bundesrat den Sport retten

Bundesraetin Viola Amherd, nimmt seinem Schutzmaske nach einer Medienkonferenz des Bundesrates, am Mittwoch, 4. November 2020, im Medienzentrum Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Bundesrätin Viola Amherd.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

115 Millionen – heute soll es nicht nur für den Fussball und für das Hockey Geld regnen

Wenn es Sportministerin Viola Amherd gelingt, heute die Sitzung des Bundesrates zu rocken, dann gibt es für unseren Sport 115 Millionen Franken Soforthilfe – und zwar à fonds perdu. Also geschenkt. Ohne Rückzahlungsverpflichtung.
18.11.2020, 01:5218.11.2020, 08:07
Folge mir
Mehr «Sport»

175 Millionen stehen bereits als Kredite für die Profiklubs im Fussball und im Hockey für das Jahr 2020 bereit. Das Geld kann ab dem 1. Dezember abgerufen werden. Weitere 175 Millionen Franken sind im Budget 2021 vorgesehen. Für den Fall, dass der Spielbetrieb während des ganzen nächsten Jahres ebenfalls nur eingeschränkt möglich sein sollte.

Aber der Wunsch, man möge diese Kredite in Subventionen umwandeln, wird vorerst nicht erhört. Obwohl klar ist, dass die Hockey- und Fussball-Branche, die selbst in goldenen Zeiten rote Zahlen schreibt, die Kredite auch bei biblischen, hundertjährigen Fristen nicht zurückzuzahlen vermag. Aber wir wollen nicht grübeln. Das Problem wird kommende Generationen von Politikerinnen und Politikern auf Trab halten.

Wichtiger ist die umfangreiche Soforthilfe, die Viola Amherd heute in der Bundesratssitzung durchbringen und dann anschliessend am Nachmittag im Rahmen einer Medienkonferenz dem Volk verkünden will. Sage und schreibe 115 Millionen für 44 Profi-Klubs und 89 Semi-Profiklubs. Will stark vereinfacht heissen: Dieser Geldregen geht über die beiden höchsten Spielklassen im Fussball und im Hockey plus über die höchsten Ligen im Basketball, Volleyball, Handball und Unihockey nieder. Das politische Forechecking der Hockey- und Fussball-Generäle, vor allem von Hockey-Ligaboss Denis Vaucher zeigt also doch Wirkung.

Denis Vaucher, Direktor der Eishockey National League und Swiss League, rechts, und Claudius Schaefer, CEO der Swiss Football League SFL, beim Interview am Donnerstag, 6. August 2020, in Bern. (KEYSTO ...
Die Überzeugungsarbeit von National-League-Direktor Denis Vaucher (rechts) zeigt Wirkung.Bild: keystone

Wie wird nun dieses Geld verteilt?

Es gibt einen recht komplizierten Schlüssel, den zu erklären den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen und die Leserinnen und Leser eher langweilen würde. Grundsätzlich gilt: Die 115 Millionen sind als Ersatz für die seit Oktober bis auf unbestimmte Zeit ausbleibenden Zuschauereinnahmen gedacht.

Deshalb werden die Anteile auf der Basis der Zuschauerzahlen in den letzten Jahren und unter Berücksichtigung der Ticketpreise errechnet. Die Bürolistinnen und Bürolisten der einzelnen Sportunternehmen werden also in den nächsten Tagen viel Zeit damit verbringen, Zahlen aus den Buchhaltungen der jüngsten Vergangenheit hervorzukramen und ein paar Formulare auszufüllen, bevor das Steuergeld hereinschneit.

Mit dem Geld kommen Bedingungen

Aber Steuergelder gibt es vom Bund nicht einfach so. Viola Amherd knüpft die Auszahlung dieser Gelder, politisch klug wie sie ist, an ein paar Bedingungen. Die sinnvollste und interessanteste Verpflichtung: Die Klubs, von diesem Geld nehmen (und nicht mehr zurückzahlen müssen) werden dazu verdonnert, in den nächsten fünf Jahren (!) gleich viel Geld für ihre Nachwuchs- und Frauenabteilungen auszugeben wie in der Saison 2018/19.

Die grosszügige staatliche Hilfe soll es ja ermöglichen, dass die gesellschaftlich relevanten Strukturen des Sportes – dazu gehören in erster Linie die Nachwuchsabteilungen – unbeschadet durch die Krise gebracht werden können. Es darf also in den nächsten fünf Jahren bei der Ausbildung und beim Frauensport nicht gespart werden. Die erfreulichen Nebenwirkungen dieser klugen Massnahme: Der anstehende Geldregen kann beispielsweise beim SC Bern nicht einfach für weitere Fehltransfers verpulvert werden. Mit dem Geldregen sind erst einmal die Treibhäuser des Nachwuchses zu bewässern.

Und was ist mit dem FC Vaduz?

Am Rande dieser formidablen bundesrätlichen Sportförderung sind dann auch noch pikante Details zu regeln: Zum Beispiel ist die Frage zu klären, ob es zulässig ist, mit eidgenössischem Steuergeld einen Proficlub im Fürstentum Liechtenstein zu alimentieren. Der FC Vaduz spielt ja in unserer höchsten Fussballliga.

Eigentlich sollte unsere Steuerbatzen nicht für den Sport in einem der reichsten Fürstentümer der Welt ausgeschüttet werden. Vielleicht kann ja Viola Amherd bei Gelegenheit seine Durchlaucht Erbprinz Alois Philipp Maria von und zu Liechtenstein dazu überreden, den FC Vaduz aus seiner gut gefüllten Schatulle in der gleichen Art und Weise zu bescheren wie der Bund die helvetischen Fussballclubs.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
1 / 148
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
HC Davos: 5 - Marc Gianola.
quelle: keystone / fabrice coffrini
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Keine Fussball-Fans im Büro, bitte!
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
44 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schneider Alex
18.11.2020 06:08registriert Februar 2014
Sportlerleistungen werden im Vergleich zu anderen Berufen überschätzt. Der Profisport generiert Millionen von Sponsorengeldern (Sind das vielleicht die Gleichen, welche beim Steuern bezahlen kneifen?). Es werden in einzelnen Sportarten Mio für Transfers und unanständig hohe Löhne für Profisportler und Trainer ausgegeben. Die gebührenfinanzierten Medien zahlen hohe Summen für die Übertragungsrechte. Zuschauersport ist ein Wunschbedarfsgut. Der Profisport zeigt die dekadenten Seiten des Sports (zu viel Geld, Doping, Verletzungen, Starallüren) der Gesellschaft und des Kapitalismus deutlich auf.
22071
Melden
Zum Kommentar
avatar
Barth Simpson
18.11.2020 07:07registriert August 2020
Bleibt zu hoffen, dass die Unterstützung für den Sport am richtigen Ort landet. Z.B. Ein Fussballer mit sowieso weit über 100'000.- sollte nicht von einer Covid-Unterstützung profitieren können, der kommt auch so locker durch. Ich hoffe sehr, es gibt dies betreffend angemessene Grenzen, alles Andere wäre ein Hohn.
12516
Melden
Zum Kommentar
avatar
AFK
18.11.2020 05:57registriert Juni 2020
115 Mio aus dem Fenster geschossen
208125
Melden
Zum Kommentar
44
Der zweite Abschied: Marco Streller verlässt den FC Basel ein weiteres Mal
Marco Steller verlässt den FC Basel. Er tut dies ein zweites Mal in der Zeit nach der aktiven Karriere – und will sich privaten Projekten widmen. Der Klub muss ein neues Sportkommissionsmitglied finden.

Es ist nicht wie im Sommer 2019. Nicht mit dem ganzen Theater, dem Aufruhr. Und doch ist es eine Meldung, die beim FC Basel eine gewisse Wirkung hat: Marco Streller verlässt den Verein. Er tut dies offiziell per Ende Saison, inoffiziell wohl aber schon eher in ein paar Wochen. Die Saison würde hingegen noch mindestens bis Ende Mai dauern.

Zur Story