175 Millionen stehen bereits als Kredite für die Profiklubs im Fussball und im Hockey für das Jahr 2020 bereit. Das Geld kann ab dem 1. Dezember abgerufen werden. Weitere 175 Millionen Franken sind im Budget 2021 vorgesehen. Für den Fall, dass der Spielbetrieb während des ganzen nächsten Jahres ebenfalls nur eingeschränkt möglich sein sollte.
Aber der Wunsch, man möge diese Kredite in Subventionen umwandeln, wird vorerst nicht erhört. Obwohl klar ist, dass die Hockey- und Fussball-Branche, die selbst in goldenen Zeiten rote Zahlen schreibt, die Kredite auch bei biblischen, hundertjährigen Fristen nicht zurückzuzahlen vermag. Aber wir wollen nicht grübeln. Das Problem wird kommende Generationen von Politikerinnen und Politikern auf Trab halten.
Wichtiger ist die umfangreiche Soforthilfe, die Viola Amherd heute in der Bundesratssitzung durchbringen und dann anschliessend am Nachmittag im Rahmen einer Medienkonferenz dem Volk verkünden will. Sage und schreibe 115 Millionen für 44 Profi-Klubs und 89 Semi-Profiklubs. Will stark vereinfacht heissen: Dieser Geldregen geht über die beiden höchsten Spielklassen im Fussball und im Hockey plus über die höchsten Ligen im Basketball, Volleyball, Handball und Unihockey nieder. Das politische Forechecking der Hockey- und Fussball-Generäle, vor allem von Hockey-Ligaboss Denis Vaucher zeigt also doch Wirkung.
Es gibt einen recht komplizierten Schlüssel, den zu erklären den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen und die Leserinnen und Leser eher langweilen würde. Grundsätzlich gilt: Die 115 Millionen sind als Ersatz für die seit Oktober bis auf unbestimmte Zeit ausbleibenden Zuschauereinnahmen gedacht.
Deshalb werden die Anteile auf der Basis der Zuschauerzahlen in den letzten Jahren und unter Berücksichtigung der Ticketpreise errechnet. Die Bürolistinnen und Bürolisten der einzelnen Sportunternehmen werden also in den nächsten Tagen viel Zeit damit verbringen, Zahlen aus den Buchhaltungen der jüngsten Vergangenheit hervorzukramen und ein paar Formulare auszufüllen, bevor das Steuergeld hereinschneit.
Aber Steuergelder gibt es vom Bund nicht einfach so. Viola Amherd knüpft die Auszahlung dieser Gelder, politisch klug wie sie ist, an ein paar Bedingungen. Die sinnvollste und interessanteste Verpflichtung: Die Klubs, von diesem Geld nehmen (und nicht mehr zurückzahlen müssen) werden dazu verdonnert, in den nächsten fünf Jahren (!) gleich viel Geld für ihre Nachwuchs- und Frauenabteilungen auszugeben wie in der Saison 2018/19.
Die grosszügige staatliche Hilfe soll es ja ermöglichen, dass die gesellschaftlich relevanten Strukturen des Sportes – dazu gehören in erster Linie die Nachwuchsabteilungen – unbeschadet durch die Krise gebracht werden können. Es darf also in den nächsten fünf Jahren bei der Ausbildung und beim Frauensport nicht gespart werden. Die erfreulichen Nebenwirkungen dieser klugen Massnahme: Der anstehende Geldregen kann beispielsweise beim SC Bern nicht einfach für weitere Fehltransfers verpulvert werden. Mit dem Geldregen sind erst einmal die Treibhäuser des Nachwuchses zu bewässern.
Am Rande dieser formidablen bundesrätlichen Sportförderung sind dann auch noch pikante Details zu regeln: Zum Beispiel ist die Frage zu klären, ob es zulässig ist, mit eidgenössischem Steuergeld einen Proficlub im Fürstentum Liechtenstein zu alimentieren. Der FC Vaduz spielt ja in unserer höchsten Fussballliga.
Eigentlich sollte unsere Steuerbatzen nicht für den Sport in einem der reichsten Fürstentümer der Welt ausgeschüttet werden. Vielleicht kann ja Viola Amherd bei Gelegenheit seine Durchlaucht Erbprinz Alois Philipp Maria von und zu Liechtenstein dazu überreden, den FC Vaduz aus seiner gut gefüllten Schatulle in der gleichen Art und Weise zu bescheren wie der Bund die helvetischen Fussballclubs.