Minnesota ist in der Nacht auf heute gegen die Chicago Blackhawks in vier Spielen aus den NHL-Playoffs geflogen. Damit ist der beste Schweizer Stürmer der Neuzeit für die WM frei und könnte theoretisch in den letzten drei Gruppenspielen gegen Schweden (Samstag) Kanada (Sonntag) und Tschechien (Dienstag) und dann allenfalls in den K.o.-Partien eingesetzt werden.
Nino Niederreiter hatte bei seinem letzten WM-Einsatz im Silberteam von Stockholm eine zentrale Rolle gespielt (10 Spiele, 5 Tore, 3 Assists) und er ist jetzt noch besser als vor zwei Jahren. In der NHL hat er in 80 Qualifikationspartien 24 Treffer gebucht und in den Playoffs legte er in 10 Spielen vier Tore nach. Fraglos der beste Schweizer Stürmer der Gegenwart und der einzige Schweizer Offensivspieler, der auf WM-Niveau eine Partie entscheiden kann.
Wenn Lettland in den drei verbleibenden Partien (gegen Deutschland, Frankreich und Österreich) sechs Punkte holt, braucht die Schweiz in den drei restlichen Spielen (Schweden, Kanada, Tschechien) Punkte. Nino Niederreiter könnte uns theoretisch ins Viertelfinale bringen. Aber eben: Nur theoretisch. Praktisch wäre sein WM-Einsatz unsinnig. Er verzichtet deshalb aus gutem Grund auf einen Einsatz in Prag.
Nino Niederreiter hat in Minnesota alles gegeben. Seine Batterien sind nun leer. In diesem Zustand durch mehrere Zeitzonen nach Prag zu fliegen und mit Jetlag in den Beinen und im Kopf gleich auf höchstem Niveau auf dem grossen Eisfeld gegen drei der besten Nationalmannschaften der Welt Lauf- und Tempohockey spielen (u.a. gegen die physisch starken Kanadier) – das wäre für einen Powerstürmer (188 cm/95 kg) wie Nino Niederreiter ganz einfach verantwortungslos.
Die WM-Absage ist im Interesse seiner Gesundheit und damit auch im Hinblick auf seine weitere Karriere der einzig richtige Entscheid. Eine WM-Teilnahme macht für einen Stürmer wie Nino Niederreiter nur dann Sinn, wenn er die Stanley-Cup-Playoffs verpasst oder in der ersten Runde früh ausscheidet.
Nationalmannschaftsdirektor Raeto Raffainer und Nationaltrainer Glen Hanlon haben die WM-Absage akzeptiert. Kommt dazu: Falls die Schweizer die Viertelfinals nicht erreichen sollten, dann in allererster Linie wegen der ungenügenden Leistungen gegen Österreich (3:4 n.P.) und Lettland (1:2 n.V.).