Im letzten Herbst war es fast unmöglich, die Situation beim HC Davos einzuschätzen. Niemand konnte wissen, wie das Experiment mit einem Torhüter-Duo enden wird, das zu Saisonbeginn zusammengezählt jünger war als die beiden Altmeister der Liga, Klotens Martin Gerber (42) und Lausannes Cristobal Huet (41) für sich alleine.
Am Talent von Joren van Pottelberghe (20) und Gilles Senn (21) zweifelte ja niemand. Aber gerade die Position des Torhüters ist so komplex und die Erfahrung derart wichtig, dass zumindest leichte bis mittelschwere Zweifel angebracht waren. Senn hatte vor der letzten Saison praktisch keine Erfahrung bei den Erwachsenen. Aber längst wissen wir: Die Sorgen um die HCD-Goalies waren übertrieben.
Torhütertrainer Marcel Kull hat aus dem begabten, aber mental zerbrechlichen Gilles Senn bereits im ersten ganzen NLA-Jahr einen Torhüter gemacht, der sich in den Playoffs bis tief in den Halbfinal hinein behaupten konnte, am Druck nicht zerbrach, für die Nationalmannschaft aufgeboten wurde und am Samstag kurz nach 18.00 Uhr Schweizer Zeit ein NHL-Kandidat geworden ist. New Jersey hat Senn als Nummer 129 gezogen.
Den Deal eingefädelt hat Allain Roy, der NHL-Agent von Nico Hischier. Er hatte mit einem Draft des HCD-Goalies gerechnet. Für ihn war Gilles Senn die Rolex auf dem Draft-Wühltisch.
Davos-Trainer Arno Del Curto ist von diesem Draft nicht überrascht worden. «Gilles hat alles für eine grosse Karriere», sagt er. «Aber er hat noch einen langen Weg vor sich. Die Frage ist lediglich, ob er mental stark genug sein wird. Ein NHL-Team hat ihn bereits vor einiger Zeit ins Trainingscamp eingeladen, wir wussten also, dass da etwas geht.» Diese Einladung muss er nach dem Draft ausschlagen. Jetzt hat New Jersey seine Rechte und er darf bei keinem anderen Team ins Camp. Möglich, dass Senn nun von den Devils ins Development Camp eingeladen wird.
Agent Roy möchte natürlich zügig mit New Jersey einen Vertrag machen. Doch so schnell geht es nicht. Arno Del Curto sagt, Gilles Senn habe in Davos einen Vertrag bis 2019 und er geht davon aus, dass sein Torhüter den Kontrakt in Davos erfüllt.
Kurz vor Gilles Senn ist auch Verteidiger Tobias Geisser (18) in den «Kosmos NHL» aufgenommen worden. Die Washington Capitals haben den Zuger in der 4. Runde als Nummer 120 gedraftet. Der nächste Schritt ist nun ein Vertrag mit Washington – voraussichtlich noch nicht sofort, aber im Verlauf der nächsten zwei Jahre.
Zugs Sportchef Reto Kläy sagt, Geisser habe keine Ausstiegsklausel für nächste Saison. Der Vertrag mit dem EVZ läuft noch bis 2018. «Wir gehen davon aus, dass er für die NHL noch nicht bereit ist. Er wird nächste Saison für uns spielen», sagt Kläy. «Möglicherweise wird ihn Washington vorerst ins Development-Camp einladen um ihn besser kennenzulernen.»