Die Schweizer Hockey-Klubs werden den Krisen-Sommer trotz abgesagter Playoffs überstehen. Aber selbst dann, wenn die Saison wie vorgesehen am 18./19. September beginnen kann, dürften die Kassen vielerorts leer sein. Erst im Laufe der Monate August, September, Oktober und November wird sich zeigen, ob die Sponsorenverträge weiterhin erfüllt werden können bzw. ob es gelingt, verlorene Sponsoren durch neue zu ersetzen.
Dazu kommt: Niemand kann abschätzen, wie schnell die Zuschauer wieder in die Stadien zurückkehren und wie viele Dauerkarten bis zum Saisonstart gekauft werden. Auch muss mit einer leichten Reduktion der TV-Einnahmen gerechnet werden. Und eigentlich können für die Saisonkarten nicht die gleichen Preise verlangt werden wie in der vergangenen Saison. Weil ein Rabatt für die verlorenen Spiele der Saison 2019/20 (bei den meisten Saisonabos sind die Playoffs und die Relegationsspiele inbegriffen) erwartet wird.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die meisten Klubs – eigentlich alle ausser die durch Milliardäre abgesicherten ZSC Lions, Lugano, Zug und Davos – die nächste Saison mit einer leeren «Kriegskasse» bestreiten müssen, mit Liquiditätsschwierigkeiten zu kämpfen haben und die Löhne kaum bezahlen können, ist sehr hoch. Spätestens wenn die Meisterschaft beginnt, ist es ja nicht mehr möglich, die Spieler, Trainer und das Personal in der Administration weiterhin über die Arbeitslosenkasse (Kurzarbeit) zu finanzieren. Und die vom Bund verbürgten Notkredite sind dann auch ausgeschöpft.
Eine leere Kriegskasse. Keine Reserven. Weniger Einnahmen als erwartet. Das bedeutet: ausser in Zürich, Lugano, Zug und Davos kein Geld für eine Trainerentlassung, kein Geld, um leistungsschwache oder verletzte Ausländer auszuwechseln. Oft geht vergessen, dass im Falle einer Verletzung in der Regel nicht das ganze Salär versichert ist. Kommt eine sportliche Krise – und die ereilt jedes Jahr drei bis vier Klubs – dann droht entweder der Abstieg oder der Bankrott.
Selbst noch so seriöses Wirtschaften schützt nach überstandenem Sommer nicht vor dem finanziellen Zusammenbruch im Laufe der Saison. Es ist gar nicht möglich, die nächste Saison seriös zu budgetieren. Weil es unmöglich ist, die Einnahmesituation abzuschätzen.
Die wirtschaftliche Lage ist also so ungewiss wie noch nie in der Geschichte unseres Profihockeys, die eigentlich mit der Einführung der Playoffs 1986 begonnen hat. Es wäre verantwortungslos, diese Risiken und diese Ungewissheit einfach auszublenden und so zu tun, als sei nach dem Sommer alles überstanden.
«Gouverner c’est prevoir.» («Regieren heisst vorausschauen») heisst das berühmte Motto für gutes Management und Regieren des französischen Verlegers, Journalisten und Politikers Emil de Girardin (1806 – 1881) aus dem vorletzten Jahrhundert (er war so etwas wie der Roger Köppel seiner Zeit). Dieses Motto gilt mehr denn je auch im 21. Jahrhundert.
Daher wird nun zu Handen der Ligaversammlung Mitte Juni ein Vorschlag ausgearbeitet, um dieses Risiko abzufedern: nächste Saison kein Absteiger aus der National League. So wird es keine Kriegskasse brauchen und es ist möglich, eine Saison sportlich ohne Mehrausgaben «durchzuseuchen».
Aber wenn ein Klub der Swiss League finanziell fit und sportliche konkurrenzfähig ist, die Swiss League gewinnt und nach oben will – dann darf er direkt aufsteigen, ohne durch die Liga-Qualifikation zu gehen. In diesem Falle würde die übernächste Saison (2021/22) mit 13 Teams gespielt. Was problemlos machbar ist.
Diese Notmassnahme soll auf eine Saison (2020/21) beschränkt bleiben. Will heissen: Bereits übernächste Saison (eventuell mit einer 13er-Liga) würde es wieder einen Absteiger bzw. eine Liga-Qualifikation geben. Um diesen Vorschlag durchzubringen, wird an der Liga-Versammlung Mitte Juni eine Dreiviertelmehrheit notwendig sein.
Die Chancen, dass dieser «Krisenmilderungs-Vorschlag» durchkommt, stehen gut. Weil es eine auf eine Saison beschränkte Massnahme beleibt. Eine generelle Abschaffung des Auf-/Abstieges hätte hingegen keine Chance.
Mein Club kann ja nichts für die Krise.
Ich mache auch Kurzarbeit und trotzdem erwarte ich keine Vergünstigung.
@ Klaus Zaugg
Lausanne müssen Sie auch unter den Milliardären erwähnen. Die haben in den letzten Jahren zusammen mit Zug am teuersten eingekauft!