Martigny ist ein Klub, der sich immer wieder durch Konkurse und Sanierungen «gehäutet», die Bezeichnung immer wieder geändert hat und sich jetzt HCV Martigny nennt. Nun streben die Walliser mit Popstar Bastian Baker die Rückkehr ins Profi-Hockey an.
Als Junior spielt Bastian Kaltenbacher (29), der Sohn des legendären Bruno Kaltenbacher (Gottéron, Biel, Ambri), bereits bei Martigny. Dann setzt er als Bastian Baker auf die Karte Musik.
2011 stürmt er noch im Junioren-Alter in der 1. Liga (heute MySports League) für Martigny. Der damals 20-Jährige steht kurz davor, beim HC Fribourg-Gottéron seinen ersten Profi-Vertrag zu unterschreiben. Doch er setzt auf seine zweite grosse Leidenschaft, auf die Musik. Claude Nobs – der Gründer des legendären Jazz-Festivals Montreux – gilt als Entdecker des talentierten Musikers.
2018 wird für Bastian Baker eines seiner erfolgreichsten Jahre. Er ist mit dem Country-Star Shania Twain (52) auf Welttour und füllt die grossen Konzerthallen Nordamerikas und auf drei weiteren Kontinenten. Insgesamt treten die fünffache Grammy-Gewinnerin und Bastian Baker bei 80 Konzerten gemeinsam auf. Für die Eishockey-WM 2020, die in der Schweiz in Zürich und Lausanne hätte stattfinden sollen, spielt er zusammen mit DJ Yves Larock die offizielle Hymne «Here We Go» ein.
Als die Philadelphia Flyers im Herbst 2019 im Rahmen der Global Series in Lausanne gastieren, hat Bastian Baker die Möglichkeit, zusammen mit dem NHL-Team eine kleine Trainingseinheit zu bestreiten. Schon da zeigt sich, dass er stock- und schlittschuhtechnisch noch einiges zu bieten hat. Nun tauscht er Gitarre für diese Saison, um die Konzert-Zwangspause wegen der Virus-Krise zu überbrücken, gegen den Hockeyschläger ein. Das grosse Ziel: mit Martigny in die Swiss League aufsteigen.
Warum ausgerechnet Martigny? Abgesehen davon, dass er hier vor zehn Jahren zuletzt gespielt hat, ist Trainer Laurent Perreton (47) sein langjähriger Freund. Unter ihm war er einst bereits Captain bei Lausannes Elitejunioren. Die Frage geht also an Laurent Perreton: Ist Bastian Baker nach einer neunjährigen Wettkampfpause gut genug für die dritthöchste Liga? «Ja, er ist bereit. Er hat die ganze Vorbereitung mitgemacht. Dass er technisch gut genug ist, war von allem Anfang an klar. Dank seiner hohen Spielintelligenz hat er taktisch rasch dazugelernt und physisch ist er in guter Verfassung. Er ist sowieso ein sportliches Multitalent.»
Der letzte, entscheidende Test war das Vorbereitungsspiel am letzten Samstag gegen Wiki-Münsingen, eines der rausten Teams der MySports League. «Wir wollten sehen, wie er sich gegen die hart einsteigenden Berner behaupten kann. Er gehörte zu unseren besten Stürmern, hat das Spiel mit einer Plus-2-Bilanz beendet und den Assist zum zweiten Tor gegeben.» Martigny hat zwar das Spiel in der Verlängerung verloren (2:3), aber die Gewissheit gewonnen, dass Bastian Baker parat ist.
Er wird also bei Saisonstart in Seewen am nächsten Samstag dabei sein? «Ja, mindestens als 13. Stürmer.» Sein Einsatz werde noch dosiert erfolgen, um ihn an die Intensität der Ernstkämpfe heranzuführen. «Er ist unser Joker.» Zehn, zwölf Shifts seien bereits möglich. Und Laurent Perreton betont: «Bastian hat bei uns keinen Sonderstatus. Nur die Leistung auf dem Eis zählt. Er wird behandelt wie jeder andere Spieler auch.
Sollten ihn die Gegenspieler zu hart angehen, gibt es Ärger: Sami El Assaoui (29), einer seiner besten Freunde, ist zugleich sein «Bodyguard» auf dem Eis. Der langjährige, rumpelfeste Profi mit Erfahrung aus mehr als 300 Partien in den beiden höchsten Ligen (GCK Lions, Ambri, Langnau, La Chaux-de-Fonds, Kloten, Thurgau) ist nicht nur im zweiten Jahr Martignys Verteidigungsminister. Er wird auch dafür sorgen, dass keiner den «Popstar des Eishockeys» unfair attackiert.