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Die Kloten Flyers sind die Lakers des Jahres 2015

Janick Schwendener war nur bei einem der fünf Gegentreffer schuldlos – demjenigen ins leere Tor.
Janick Schwendener war nur bei einem der fünf Gegentreffer schuldlos – demjenigen ins leere Tor.Bild: KEYSTONE
Goalie ist der Hauptschuldige

Die Kloten Flyers sind die Lakers des Jahres 2015

Die Lakers sind das ultimative Verliererteam. Aber sie haben im Jahr 2015 mehr Punkte geholt als die Kloten Flyers. Beim 3:5 gegen Ambri ist Sean Simpson zum Alchimisten geworden. Er spielt inzwischen um seine Ehre als Coach. 
28.01.2015, 07:5128.01.2015, 10:12
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Es ist jetzt nicht die Zeit der Häme. Es ist die Zeit der emotionslosen Fakten. 

Die Lakers werden die Qualifikation zum dritten Mal in vier Jahren auf dem letzten Platz beenden. Das schlimmste Verliererteam der Neuzeit. Aber sie haben im Jahr 2015 sieben Punkte geholt. Die Kloten Flyers erst fünf. Sie sind damit die Lakers des Jahres 2015. 

Sean Simpson hat seine Mannschaft am 19. Dezember 2014 auf dem 8. Platz mit einem Punkt Vorsprung auf Rang 9 von seinem Vorgänger Felix Hollenstein übernommen. Nach dem 3:5 in Ambri ist Kloten auf den 11. und zweitletzten Platz abgerutscht. Sieben Punkte hinter Biel, vier hinter Fribourg und Ambri. 

Kloten muss momentan unten durch.
Kloten muss momentan unten durch.Bild: Michela Locatelli/freshfocus

Noch elfmal gegen die Lakers?

Die rechnerische Wahrscheinlichkeit von elf weiteren Partien gegen die Lakers in dieser Saison (zwei in der Qualifikation, zwei in der Abstiegsrunde, sieben in den Playouts) ist zurzeit eher grösser als die Playoff-Qualifikation. 

Vielleicht sollten die Kloten Flyers die Nationalmannschaftspause ab dem nächsten Sonntag für ein Skilager nützen. Präsident Philippe Gaydoul hatte die Entlassung von Trainer Felix Hollenstein launig begründet, die Mannschaft sei ihm vorgekommen wie im Skilager. Da stand Kloten noch auf Platz 8. Einen Punkt vor Biel, zwei vor Fribourg und sechs vor Ambri.  

Alexandre Giroux: Bei Kloten einst für nicht gut genug befunden, jetzt mit mehr Treffern als alle Flyers-Ausländer zusammen.
Alexandre Giroux: Bei Kloten einst für nicht gut genug befunden, jetzt mit mehr Treffern als alle Flyers-Ausländer zusammen.Bild: Michela Locatelli/freshfocus

Der Kanadier Alexandre Giroux erzielte beim 5:3 gegen Kloten drei Treffer für Ambri. Es waren seine Saisontreffer 23, 24 und 25. Im Frühjahr 2013 war er Ersatzausländer in Kloten und nicht gut genug. Von dort holte ihn Ambri. Klotens ausländische Stürmer haben aktuell folgende Statistik: Tommi Santala 6 Tore. Peter Mueller 7 Tore. Jonas Andersson 1 Tor. 

Gegen Ambri so schlecht wie nie

Seit Sean Simpson an der Bande steht, können die Klotener spielen wie sie wollen. Defensiv oder offensiv. Passiv oder aggressiv. Schnell oder langsam – sie findet am Ende doch einen Weg in die Niederlage. In elf Partien unter dem WM-Silberhelden von Stockholm hat Kloten erst gegen die Lakers (!) nach 60 Minuten gewonnen. 

Bisher hatte der Vorjahresfinalist unter Sean Simpson meistens taktisch und auch sonst besser gespielt als der Gegner, hätte den Sieg verdient und verlor doch. Aber beim 3:5 in Ambri war Kloten zum ersten Mal unter dem neuen Trainer zu wenig gut für den Sieg. Es war das schwächste Spiel der «Ära Simpson». 

Ein Blick ins Notizheftli zeigt: Nur gegen die Lakers konnte Sean Simpson bisher nach 60 Minuten gewinnen.
Ein Blick ins Notizheftli zeigt: Nur gegen die Lakers konnte Sean Simpson bisher nach 60 Minuten gewinnen.Bild: KEYSTONE

Für Simpson geht es um seine Ehre

Zum ersten Mal ist Sean Simpson im Ambri zum Alchimisten geworden. Die Alchimisten mischten einst alle möglichen Stoffe durcheinander. In der Hoffnung, es möge Gold daraus werden. Gold hat es nie gegeben. Aber immerhin Schiesspulver. Sean Simpson mischte seine Aufstellung in Ambri gefühlte 30-mal durcheinander. Das tun Bandengeneräle dann, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Wenn sie ratlos sind. Gold ist aus dem Alchemie-Coaching des Kanadiers nicht geworden. Ja, seine Mannschaft war nach seiner hektischen Wechslerei nicht einmal mehr einen Schuss Pulver wert. 

Ambri hatte die letzten sechs Heimspiele gegen die Kloten Flyers alle verloren. Sogar unter dem legendären Tomas Tamfal, den so viele für den schlechtesten Trainer der Klubgeschichte halten, siegte Kloten im Ambri in der Saison 2012/13 sicher 4:1 und 5:3. Als was geht wohl Sean Simpson einmal in Klotens Geschichte ein? Der Kanadier spielt jetzt auch um seine Reputation. Um seine Ehre als Coach. 

Silberschmied Sean Simpson spielt auch um seine Ehre als Trainer.
Silberschmied Sean Simpson spielt auch um seine Ehre als Trainer.Bild: Patrick Straub/freshfocus

Ambris Sandro Zurkirchen mit starkem Comeback

Dieses 5:3 gegen Kloten ist ein grosser Sieg für Ambri. Diese drei Punkte haben die Chancen auf die Playoffs zurückbracht: Ambri hat zu Fribourg aufgeschlossen und hat nur noch drei Punkte Rückstand auf Biel und den 8. Platz. In nur fünf Spielen hat Ambri den Rückstand auf den letzten Playoffrang von hoffnungslosen zehn Punkten (am 10. Januar nach dem 3:4 in Bern) auf nun drei Zähler reduziert. 

Ein Spieler symbolisiert diese Rückkehr ins Playoffgeschäft. Nein, nicht der dreifache Torschütze Alexandre Giroux. Sondern Torhüter Sandro Zurkirchen. Er hatte die Bühne am 27. November 2014 nach einem 3:2 n.V. gegen Zug wegen einer schweren Knieverletzung verlassen. Gegen Kloten ist er nun zurückgekehrt. Den ersten Schuss liess er noch zum 0:1 passieren – doch dann hexte er sein Team zu diesem wichtigen, famosen Sieg. 

Sandro Zurkirchen: Den ersten Schuss passieren lassen, danach gehext.
Sandro Zurkirchen: Den ersten Schuss passieren lassen, danach gehext.Bild: KEYSTONE

Das Torhüterproblem Klotens

So verschiedene Wege Kloten auch in die Niederlage finden mag – es führen am Ende auf Umwegen doch alle Analysen zum gleichen Punkt: Der Gegner hat den besseren Torhüter. Ein grosser Goalie hätte in Ambri höchstens einen Treffer kassiert – den letzten ins leere Gehäuse. Ein guter Goalie maximal zwei. Ein durchschnittlicher Goalie vielleicht drei. Janick Schwendener aber musste viermal hinter sich greifen und ist nur beim fünften Tor (ins leere Gehäuse) nachweislich unschuldig. Aber es ist vermessen, von einem 22-jährigen Torhüter zu erwarten, er könne alleine eine Mannschaft aus der Krise herausführen. 

In Ambri sass der verwundete alte Löwe Martin Gerber (40) erstmals in diesem Jahr wieder auf der Bank. Noch ist er nicht zum Einsatz gekommen. Er dürfte am Freitag in Bern ins Tor zurückkehren. Er ist inzwischen die letzte Hoffnung der Kloten Flyers. 

Der letzte Hoffnungs-Strohhalm: Martin Gerber.
Der letzte Hoffnungs-Strohhalm: Martin Gerber.Bild: Patrick Straub/freshfocus

Kommt die Wende jetzt, wo niemand mehr dran glaubt?

Sieben Punkte Rückstand auf Biel, vier auf Ambri und Fribourg – da helfen am Ende wahrscheinlich auch die sechs «Gratis-Punkte» nicht mehr, mit welchen die Kloten Flyers aus den zwei Direktbegegnungen mit den Lakers noch rechnen dürfen. Die sie eigentlich fest einkalkuliert haben. Das ist wirklich bitter. 

Manchmal gelingt allerdings die Wende dann, wenn es niemand mehr erwartet. Niemand erwartet am Freitag ausgerechnet beim Gastspiel in Bern eine Wende bei den Kloten Flyers, den Lakers des Jahres 2015. 

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