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Biels berechtigter Zorn über ein unmoralisches Angebot – Schläpfer bekommt Interview-Verbot

Kevin Schläpfer darf sich momentan zum Thema Nationalteam nicht äussern. 
Kevin Schläpfer darf sich momentan zum Thema Nationalteam nicht äussern. 
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Biels berechtigter Zorn über ein unmoralisches Angebot – Schläpfer bekommt Interview-Verbot

Kevin Schläpfer bekommt ein offizielles Interview-Verbot zum Thema Nationalteam und Biels Manager Daniel Villard öffnet den Blick auf beispiellose Arroganz der Verbandsfunktionäre.
12.10.2015, 12:4712.10.2015, 16:34
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Kevin Schläpfer hat in Biel einen Vertrag bis 2018. Ohne Ausstiegsklausel. Das hat Nationalmannschafts-Direktor Raeto Raffainer nicht daran gehindert, Kevin Schläper hinter dem Rücken der Bieler Geschäftsführung eine Offerte zu unterbreiten.

Im Eishockey ist es Usanz, einen Spieler oder Trainer mit einem laufendem Vertrag nur mit Einverständnis des Arbeitgebers zu kontaktieren. Obwohl eine Kontrolle nicht möglich ist, wird dieses Agreement meistens eingehalten – oder man sollte eigentlich annehmen, dass sich wenigstens die Funktionäre des Verbandes mit ihrer Vorbildfunktion daran halten.

Vertreter wurden nach Biel eingeladen

Kevin Schläpfer hat Manager Daniel Villard über das Angebot informiert und anschliessend ist es zu einer bemerkenswerten Begebenheit gekommen. Daniel Villard sagt: «Wir haben die Verbandsvertreter nach Biel eingeladen und klargemacht, dass wir Kevin Schläpfer nicht freigeben. Dabei haben wir auch darüber gesprochen, was denn wäre, wenn eine Freigabe ereilt würde.»

Raffainer hat Schläpfer eine Offerte angeboten ohne die Bieler Geschäftsführung zu informieren. 
Raffainer hat Schläpfer eine Offerte angeboten ohne die Bieler Geschäftsführung zu informieren. 
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Nun ist es so, dass im Falle einer Kündigung zur Unzeit (der juristische Ausdruck dafür, wenn jemand einen weiterlaufenden Vertrag vorzeitig auflöst) bei einem Spieler der neue Klub dem alten Verein eine Million zu bezahlen hat. Die Liga hat diese Strafsumme zum Schutze von laufenden Verträgen eingeführt.

Wenn nun ein Trainer vorzeitig abgeworben wird, ist diese Bestimmung theoretisch auch anwendbar. Wenn nicht, so ist doch mindestens der Klub, der einen Trainer freigibt, angemessen zu entschädigen. Schon aus Anstand.

Biel hätte keine Entschädigung bekommen

Daniel Villard sagt, der Verband hätte Biel nicht einmal für die vorzeitige Freigabe von Kevin Schläpfer entschädigt. «Man hat uns erklärt, die Nationalmannschaft sei so wichtig, dass es eine Ehrensache sei, den Trainer für diesen Posten freizugeben. Ich frage mich schon, in welcher Welt wir eigentlich leben.» Das Angebot, einen der charismatischsten und besten Trainer einfach aus einem noch bis 2018 gültigen Vertrag ziehen zu lassen ohne dafür in irgendeiner Form entschädigt zu werden, können wir als unmoralisches Angebot bezeichnen.

Daniel Villard will Schläpfer nicht freigeben.
Daniel Villard will Schläpfer nicht freigeben.
Bild: KEYSTONE

Raeto Raffainer bestätigt die Zusammenkunft in Biel, sagt jedoch nichts zu dem, was dort verhandelt worden ist. «Kein Kommentar.» 

Die ganze, eigentlich unwürdige Episode ist für Daniel Villard, einen der kompetentesten Hockeymanager im Land, immerhin eine Art «Aha-Erlebnis.» Er sagt: «Wir müssen uns langsam aber sicher fragen, ob wir uns das alles bieten lassen müssen.»

Inzwischen hat Biel seinem Trainer offiziell ein Interview-Verbot zum Thema Nationalmannschaft auferlegt und die Chronistinnen und Chronisten offiziell darüber informiert. Das hat es so noch nicht gegeben; die Verbandsfunktionäre tragen mit ihrem in jeder Beziehung ungeschickten Vorgehen Unruhe in die Klubs. Um die Situation nicht noch mehr anzuheizen, wird es notwendig, ein Sprachverbot für Angelegenheiten rund um den Nationaltrainer zu erlassen. Wie sagte doch Daniel Villard? «Ich frage mich schon, in welcher Welt wir eigentlich leben.»

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quelle: freshfocus / andy mueller/freshfocus
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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BillieJoe
12.10.2015 12:53registriert März 2014
Das Vorgehen des Verbands ist einfach unterste Schublade! Klar wäre Schläpfer die ideale Besetzung, aber das wird er auch 2018 noch sein.
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joe
12.10.2015 13:46registriert Januar 2014
Vielleicht wäre anstelle eines neuen Trainers ein House-Cleaning im Verband notwendig!

Beim Verband ist es wie in einem Club. Sportliche Leistung ist nur möglich wenn auf jeder Ebene professionel gearbeitet wird!
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DRK476
12.10.2015 14:02registriert Januar 2014
Was Raffainer da abliefert ist unterste Schublade und charakterlos!
Als Dachorganisation unseres Nationalen Eishockeys sollten Leitbilder wie auf der eigenen Homepage publiziert auch vorgelebt werden (Zitat: Wir respektieren bewährtes und pflegen Schweizer Werte).
Wo bleibt den die Moral....
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