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Zauggs Playoff-Vorschau: Lausanne gegen Davos

Le gardien lausannois Cristobal Huet, gauche, lutte pour le puck avec l'attaquant davosiens Marc Wieser, droite, lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League A, entr ...
Bei Lausanne hängt im Playoff-Viertelfinal viel von Torhüter-Legende Christobal Huet ab.Bild: KEYSTONE
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Zauggs Playoff-Vorschau, Teil 2: Lausanne vs. Davos – wenn zwei ihren Zweifeln davonlaufen

Lausannes Cristobal Huet oder HCD-Playoff-Frischling Gilles Senn werden diese Viertelfinal-Serie entscheiden. Und wir sollten eine Mahnung der Geschichte nicht ignorieren. Sie heisst Lars Leuenberger.
02.03.2017, 15:0703.03.2017, 09:40
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Was zählen in der Gegenwart der Playoffs Erfahrung, Geschichte, vergangene Titel und Triumphe? Nichts!

Eine grössere Differenz ist nicht denkbar. Lausanne hat bis heute erst 14 NLA-Playoffpartien bestritten, ist nie übers Viertelfinale hinausgekommen und Trainer Dan Ratushny hat noch kein NLA-Playoffspiel erlebt. Davos hat sich unter der Leitung von Arno Del Curto in mehr als 200 Playoff-Auseinandersetzungen bewährt.

Aber das ist alles vergessen. Der Unterschied in dieser Saison ist auf eine Zufallsdifferenz geschrumpft.

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Auch die vier Direktbegegnungen der Qualifikation helfen uns nicht weiter.

  • Davos – Lausanne 4:1 und 1:3.
  • Lausanne – Davos 8:1 und 2:5.

So unterschiedlich der HC Lausanne und der HC Davos auch sein mögen – auf dem Eis treten diese beiden Teams verblüffend ähnlich auf. Beide Trainer haben das gleiche Ziel. Sie versuchen ihren Schwierigkeiten und Zweifeln davonzulaufen.

Kräftig, ausdauernd, schnell

Lausannes Sportdirektor Jan Alston ist es zwar noch nicht gelungen, einen Königstransfer zu machen. Aber er hat konsequent seine Mannschaft schneller gemacht und sorgsam darauf geachtet, dass jeder kräftiger, ausdauernder und schneller wird. Lausanne ist der Gegenentwurf zum Vorurteil der «weichen Welschen». Trainer Heinz Ehlers hatte eine so hohe defensive Stabilität erreicht, dass ihn Jan Alston am Ende der letzten Saison feuerte um durch den «Offensiv-Trainer» Dan Ratushny zu ersetzen.

Und so ist Lausanne nun im besten Wortsinne zum ersten Mal zum NLA-Playoff- Heimvorteil (4. Rang) geflogen. Selbst Heinz Ehlers, der ja nach seiner Absetzung keinen Grund hat, seinen ehemaligen Arbeitgeber gratis zu rühmen, sagt, Lausanne sei eine der schnellsten und physisch besten Mannschaften der Liga geworden. Wir können gar sagen: neben Davos die schnellste der Liga. Am 15. Oktober hat Lausanne den HC Davos mit 8:1 vom Eis gefegt.

Jan Alston, directeur sportif du Lausanne HC, lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League A, entre le Lausanne Hockey Club, LHC, et HC Ambri-Piotta, ce mardi 24 fevrier  ...
Sportchef Jan Alston hat Lausanne zu einem gefährlichen Aussenseiter geformt.Bild: KEYSTONE

Lausanne wäre ein aussichtsreicher Aussenseiter, wenn es nicht doch Zweifel gäbe. Nach neun Siegen in Serie hat die Mannschaft seit dem 17. Januar nur noch zwei von elf  Partien gewonnen. Aber in dieser Zeit ist Cristobal Huet (41) nur noch sechsmal eingesetzt worden. Er hat in diesen zwei Partien bloss zwei Tore zugelassen.

Sportdirektor Jan Alston und sein Trainer Dan Ratushny versichern zwar, alles sei in bester Ordnung. Lausanne spielte in den letzten Partien nicht mehr «Vollgas», schonte Cristobal Huet (Kniebeschwerden) und einen Teil des ausländischen Personals. Die Strategie ist klar: Auf Knopfdruck geht es los und Lausanne läuft allen Zweifeln davon.

Lässt Del Curto Defensiv-Hockey spielen?

Arno Del Curto versucht schon während der ganzen Saison den Zweifeln davonzulaufen. Die grosse Frage war ja: Geht es ohne Leonardo Genoni? Ohne grossen Torhüter?

Seit dem ersten Titelgewinn unter Arno Del Curto vor 15 Jahren kann sich der HCD auf grosse Torhüter verlassen: Lars Weibel, Jonas Hiller, Reto Berra und zuletzt Leonardo Genoni. Lars Weibel befindet sich längst im Ruhestand, Jonas Hiller ist in der NHL Dollar-Millionär geworden und hütet heute den Kasten für Biel, Reto Berra spielt in Amerika und Leonardo Genoni beim SCB. Und so vertraut Arno Del Curto auf Gilles Senn (21) und Joren van Pottelberghe (19). Beide haben noch nie ein NLA-Playoffspiel bestritten.

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS ARNO DEL CURTO BEIM HC DAVOS BLEIBEN WIRD, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Der Davoser Headcoach Arno Del Curto versucht waehrend seinem Time Out die S ...
Muss seine Mannen auf eine schwierige Serie einstellen: HCD-Trainer Arno Del Curto.Bild: KEYSTONE

Den Zweifeln um die Torhüterposition sind die Davoser in der Qualifikation davongelaufen. Die Reaktion auf die unerfahrenen Goalies war nicht eine Defensivtaktik. Arno Del Curto ist seinem mitreissenden Powerhockey treu geblieben und sicher in die Playoffs geflogen. Er sagt zwar, Lausanne sei so gut, dass er wohl auf eine Defensivtaktik umstellen werde. Tatsächlich? Er räumt ein: «Zumindest sagen kann ich das so.» Es sei einfach wichtig, nicht in Konter zu laufen.

Womit nun zum Kern der Sache vorgedrungen sind: Dieser Viertelfinal wird durch die Torhüter entschieden. NHL-Titan Cristobal Huet (40), Stanley-Cup-Sieger, Luganos Meistergoalie von 1999 gegen den Playoff-Frischling Gilles Senn (21).

Entweder werden wir hinterher sagen, Cristobal Huet sei nicht mehr dazu in der Lage gewesen, eine Playoffserie zu gewinnen – oder Gilles Senn sei noch nicht gut genug, um ein Playoffheld zu sein.

Im Detail

Trainer: Ratushny vs. Del Curto

Arno Del Curto tritt zum 23. Mal zu NLA-Playoffs an. Schon beinahe ist vergessen, dass er 1992 schon mit dem ZSC Playoff-Ggeschichte geschrieben und mit einem Viertelfinal-Triumph über den himmelhohen Favoriten Lugano den Titanen John Slettvoll für immer gestürzt hat.

Dan Ratushny und Arno Del Curto.
Dan Ratushny und Arno Del Curto.bild: keystrone

Noch Fragen? Ja. Dan Ratushny tritt zum ersten Mal in der NLA zu Playoffs an. Das ist kein Nachteil. Lars Leuenberger stand im letzten Frühjahr auch zum ersten Mal überhaupt als Cheftrainer in NLA-Playoffs an der Bande, triumphierte im Halbfinal gegen Arno Del Curto und wurde schliesslich Meister. Eine Warnung der Geschichte, die wir nicht ignorieren sollten.

Vorteil Lausanne: 1:0

Torhüter: Huet vs. Senn

  • Cristobal Huet (Lausanne): Fangquote Qualifikation: 91,85 Prozent.
  • Gilles Senn (Davos): Fangquote Qualifikation: 91,05 Prozent.

Die statistische Differenz (Fangquote) ist gering. Trotzdem ist Cristobal Huet, sofern er fit ist, noch immer der bessere Torhüter. Gilles Senn wird die Serie als Nummer 1 beginnen. Kein anderer Torhüter hat während der Saison so grosse Fortschritte erzielt. Er ist vom mental zerbrechlichen Riesen zum coolen, stilsicheren Titanen gereift und wird von Arno Del Curto sorgfältig von Ablenkungen abgeschirmt.

Christobal Huet und Gilles Senn.
Christobal Huet und Gilles Senn.bild: keystone

Der Optimist hofft, Gilles Senn werde als Playoff-Neuling gleich zum Helden wie einst Ken Dryden bei den Montréal Canadiens. Der Realist geht hingegen davon aus, dass Cristobal Huet immer noch besser ist.

Vorteil Lausanne: 2:0

Defensive

Statistisch ist gibt es aus der Qualifikation nur eine Zufallsdifferenz (Davos hat vier Tore weniger kassiert). Arno Del Curto zelebriert das bedingungslose Vorwärtsspiel. Die Verteidiger werden dazu angehalten, die Scheibe in allen Situationen sofort vorwärts zu spielen. Das ist riskant. Lausannes Verteidiger sind etwas scheibensicherer.

Vorteil Lausanne: 3:0
L'attaquant davosiens Marc Wieser, gauche, lutte pour le puck avec le Top Scorer lausannois Dustin Jeffrey, droite, lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League A, e ...
Für wen läuft der Puck im Playoff-Viertelfinal?Bild: KEYSTONE

Offensive

Auch bei der Torproduktion gibt es nach 50 Qualifikationsspielen nur eine Zufallsdifferenz (Lausanne hat zwei Tore mehr erzielt). Aber Lausanne hat das bessere Powerplay. Davos wird die gelaufenen Kilometer nur dann in genügend Tore ummünzen können, wenn Perttu Lindgren fit ist.

Vorteil Lausanne: 4:0

Der Tipp des Eismeisters:

Lausanne schafft die Überraschung. Aber wenn es über sieben Spiele geht, triumphiert der HC Davos.

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quelle: keystone / salvatore di nolfi
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hockrates
02.03.2017 15:29registriert November 2015
Hauptsache Leuenberger im Text untergebracht. Und wegen dem ist Ratushny der bessere Trainer. Seltsam...
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zhgr1989
02.03.2017 15:23registriert April 2015
Wie bitteschön ist ein Trainer mit Ratushnys Erfahrung im Vorteil gegenüber ADC? Come on Zaugg...

Und auch mit dem Rest bin ich nicht ganz einverstanden... denke das Davos sich durchsetzten wird, weil sie weniger zu verlieren haben(Saison mit grossem Umbruch nach Genoni-Abgang).
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dwight_schrute
02.03.2017 16:12registriert April 2016
Wenn man Ratushny bevorteilt sieht, weil er weniger Playoff-Erfahrung hat, kann man das gleiche auch über Gilles Senn sagen. Absolut willkürlich wie hier die Punkte verteilt wurden... Und wieso wäre es eine Überraschung, wenn Lausanne gewinnen würde? Über die ganze Quali gesehen waren sie das bessere Team, wenn auch nur minim.
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