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SCB-Sportchef Chatelain hat es einerseits nicht leicht. Andererseits ist die Lösung seines grössten SCB-Problems sehr einfach. Ich will hier einmal ein bisschen langfädig werden, aber am Schluss die Lösung für alle SCB-Probleme aufzeigen.
Einerseits übt Alex Chatelain also ein überaus anspruchsvolles Amt aus. Das soll zu seiner Entlastung wieder einmal erwähnt sein. Zu wissen, ja nur zu erahnen, welcher Spieler tüchtig ist und welcher nicht, Mannschaften zusammenzustellen, Transfers zu machen, ähnelt gerade in Bern einem unaufhörlichen Aufbauen von Kartenhäusern, die ein geheimnisvoller Windzug immer wieder umbläst.
Kein Streben nützt, kein Fleiss bringt Belohnung. Kein Vorgesetzter, an den man sich vertrauensvoll wenden kann. Denn alle sind in Bern irgendwie Vorgesetzte und wissen es besser. Alle Menschen in den Strassen, in den Kaffeehäusern, in den Bahnhöfen, im Tram, im Stadion, in den Redaktionsstuben, auf den TV-Kommentaren-Plätzen, im Dählhölzli und auf dem Bundesplatz.
Andererseits ist es eigentlich gar nicht so schwierig, SCB-Sportchef zu sein. Denn es gibt auch fünf unumstösslichen Wahrheiten, Säulen der Weisheit, an die er sich anlehnen kann.
1. Wir müssen Steuern zahlen.
2. David Jobin ist verletzt.
3. Unser Leben wird einmal zu Ende sein.
4. Marc Lüthi hat immer das letzte Wort.
5. Jede Mannschaft braucht einen guten Torhüter.
Kein anderer Hockeyklub hat die Torhüter-Wahrheit so sehr beherzigt und von Generation zu Generation sorgsam weiter vererbt wie der SC Bern. Die Geschichte des SC Bern wird stärker und länger als die jedes anderen Klubs von grossen Torhüter geprägt.
Von René Kiener, Jürg Jäggi, Renato Tosio und Marco Bührer. Sie zählen alle zu den ganz Grossen der Schweizer Eishockeygeschichte. Jeder hat mehrere Titel geholt.
Mit René Kiener beginnt 1955 die Dynastie grosser Torhüter im SC Bern. Sie wird weitergeführt von Jürg Jäggi und Renato Tosio. Sie endet im Herbst 2015 mit der Fussverletzung von Marco Bührer. Von 1955 bis 2015, 60 Jahre lang, hat der SC Bern nie ein grösseres Torhüterproblem. Vielleicht ist es gerade diese gefühlte sorglose Ewigkeit rund um die SCB-Goalieposition, die dazu geführt hat, dass die Bedeutung grosser Torhüter, die fünfte der Wahrheiten, vorübergehend nicht mehr beachtet wird. Nächste Saison kommt ja dann mit Leonardo Genoni wieder ein grosser Schlussmann.
Natürlich hat die schwerste Krise des SC Bern seit dem Wiederaufstieg von 1986 verschiedene Ursachen. Aber jede Analyse beginnt und endet beim Torhüter. Mit einem guten NLA-Goalie würde der SCB jetzt, da Guy Boucher das Handwerk gelegt worden ist, die Playoffs mühelos schaffen.
Es ist wie es ist: Der SC Bern hat gegen Ambri wegen Torhüter Janick Schwendener (23) verloren. Vier haltbare Treffer. Stellungsfehler. Zu viele abprallende Pucks. Viel zu passives Verhalten. Zu oft weiss er nicht, wo der Puck ist. Er erreichte gegen Ambri eine Fangquote von 83,33 Prozent. Ein Sieg ist für eine so verunsicherte Mannschaft nur mit einer Quote ab 92 Prozent möglich. Mit einer Gesamtquote von 89,05 Prozent ist Janick Schwendener statistisch der schwächste NLA-Torhüter dieser Saison.
Eine Mannschaft wird von hinten nach vorne aufgebaut. Torhüter, Verteidiger, Center. Ohne Torhüter hat eine Mannschaft kein Fundament. Ob Janick Schwendener wegen des miserablen Defensiverhaltens und der taktischen Verwahrlosung seiner Vorderleute gar nicht dazu kommt, zu zeigen wie gut er ist, oder ob er die ganze Defensive destabilisiert, braucht nicht erörtert zu werden. Es ist auch überheblich, dass Yannick Schwendener mit seiner Statur und seinem Stil hinter einer gut organisierten Mannschaft – in Zürich oder in Genf – wahrscheinlich ein guter NLA Goalie wäre. Mit Servette hat er ja sogar das Finalspiel des Spengler Cups gewonnen.
Aber das alles spielt keine Rolle. Der SCB kommt nur dauerhaft aus dieser Krise heraus, wenn Alex Chatelain mit der 8. und letzten Ausländerlizenz einen grossen, charismatischen Torhüter verpflichten kann. Dieser Goalie muss mindestens die Kragenweite eines Nationaltorhüters in Finnland oder Schweden oder NHL-Niveau haben.
Mit dem Krisenmanagement beim SCB ist es wie mit dem Lesen dieser Story (falls Sie bis zum Schlussabschnitt durchgehalten haben): Alles Drumherumreden ist gar nicht nötig. Ein einziger Satz, bestehend aus sieben Wörtern, genügt. Der SCB braucht sofort einen besseren Torhüter.
Erst dann machen weitere Massnahmen Sinn.