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Biel ist aus dem Traum erwacht, in der NLA eine feste Grösse zu sein. Im Sommer 2015, nach dem spektakulär im 7. Spiel verlorenen Viertelfinal gegen die ZSC Lions, stand Kevin Schläpfer (fast) auf Augenhöhe mit Arno Del Curto. Er galt nicht nur im Seeland als «Hockey-Gott». Nun spekulieren wir ein Jahr später über eine mögliche Entlassung. Was ist passiert?
Kevin Schläpfer ist das Opfer seines eigenen Erfolges geworden. Durch die Playoffs von 2015 hat er vor dem Einzug in den neuen Bieler Hockeytempel zu hohe Erwartungen geweckt und sogar die Verbandsgeneräle auf den Gedanken gebracht, ihn als Nationaltrainer zu engagieren. Ausgerechnet in dieser kritischen Situation ist mit Jonas Hiller zum ersten Mal in Biel ein Spieler wichtiger als der Trainer.
Wenn es nicht läuft, wird nicht Jonas Hiller in Frage gestellt. Sondern sein Trainer Kevin Schläpfer. Zumal es genug gute Coaches gibt, die keinen Job haben und nur auf einen Telefonanruf aus Biel warten. Lars Leuenberger kann bereits eine Stunde nach einem Anruf von Sportchef Martin Steinegger auf dem Eis stehen und übernehmen.
Kevin Schläpfer ist sich seiner kritischen Situation sehr wohl bewusst. Er hat mit Dino Stecher seinen Wunschassistenten durchgesetzt. Auf dessen bedingungslose Loyalität kann er sich verlassen. Und die wird er brauchen. Wir dürfen in dieser schwierigen Situation den besten Kevin Schläpfer aller Zeiten erwarten. Sein Kampfgeist («ich gegen die ganze Welt») ist grösser denn je – und deshalb kann er sich durchsetzen.
Einfach wird es allerdings nicht. Die Bieler haben die erste Saison im neuen Stadion so beendet wie die erste Saison nach dem Wiederaufstieg im Frühjahr 2009: auf dem letzten Platz. Sie verloren die Playouts gegen Langnau und waren froh, dass die Liga-Qualifikation nicht gespielt werden musste, weil NLB-Meister Ajoie nicht aufsteigen konnte. Biel war im letzten Frühjahr hochgradig abstiegsgefährdet.
Was ist schief gelaufen? Wer hat versagt? Es gibt keinen Sündenbock. Es hat sich bloss gezeigt, auf welch dünnem Eis Biel nach wie vor steht. Ein paar Episoden, jede für sich alleine ohne grosse Wirkung, reichen aus, um ein gut geführtes Hockeyunternehmen zu erschüttern. Der dilettantische Versuch des Verbandes Kevin Schläpfer zum Nationaltrainer zu machen, miserable Leistungen einzelner ausländischer Spieler, teure Schweizer Transfers, die sich als Flop erwiesen haben (Daniel Steiner, Fabian Sutter), Verletzungspech – und schon geht es um die Existenz. Biel ist in der höchsten Liga nach wie vor ein sportlicher Aussenseiter.
Oder ändert sich mit Jonas Hiller alles? Nein. Er ist zwar Biels wichtigster Transfer in diesem Jahrhundert. Er weckt himmelhohe Erwartungen – so wie einst Montréals NHL-Superstar und Stanley Cup-Sieger Jacques Lemaire in den 1970er Jahren als Spielertrainer beim NLB-Team Sierre. Er stieg in zwei Anläufen nicht in die NLA auf.
Sind die Erwartungen hoch? Ja. Jonas Hiller gehört immer noch zu den grossen Torhütern, die eine Mannschaft besser machen können. Aber selbst ein Jonas Hiller, der sein bestes Hockey spielt, kann Biel in dieser ausgeglichenen Liga nicht im Alleingang in die Playoffs hexen. Viel besser als Reto Berra in seinen besten Bieler Tagen kann auch er nicht sein.
Nie seit Einführung der Playoffs war das Leistungsgefälle zwischen dem Torhüter (Jonas Hiller) und seinen Vorderleuten (den Verteidigern) so gross wie nun bei Biel. Etwas polemisch formuliert: Ein NHL-Goalie steht hinter einer NLB-Abwehr und daran ändert auch der ausländische Verteidiger Mike Lundin nicht viel.
Dank dem Transfer von Jonas Hiller gut gehalten
So gering wie nie seit 2010
Ist Kevin Schläpfer nach wie vor ein Hockey-Gott?