Die Möglichkeit eines Aufstieges oder die Gefahr eines Abstieges mobilisiert die Zuschauer und die Medien fast im gleichen Masse wie der Gewinn einer Meisterschaft. Drama gehört zum Sport.
Zur europäischen Kultur des Mannschaftssportes gehört der Auf- und Abstieg seit Anbeginn der Zeiten. Alle, die vorübergehend den Auf-/Abstieg ausgesetzt hatten, haben ihn wieder eingeführt. Der Auf- und Abstieg funktioniert übrigens gerade im Fussball (und dort rollt der Rubel) wunderbar, auch und gerade in Deutschland.
Das Problem in unserem Hockey: Die Angst vor dem Abstieg wirkt stärker als die Chance, aufsteigen zu können. Die «Angstinvestitionen» in überhastete Transfers, Ausländer- und Trainerwechsel kosten die Klubs über die Jahre Millionen.
Weil die Angst vor dem Abstieg dominiert und die Klubbosse der höchsten Liga zu viel Macht haben, setzen sie alles daran, die Abstiegsgefahr durch den Modus zu verringern.
Diese Abschottung nach unten beginnt damit, dass es inzwischen nur noch «Höseler-Playouts» gibt: Wer die Playoffs nicht erreicht, kann sich in einer Abstiegsrunde (alle Punkte werden mitgenommen) problemlos retten – nur noch die Miserablen (der Letzte und der Zweitletzte) spielen die Playouts.
Dem Verlierer dieser Playouts werden weitere Vorteile im Spiel gegen den Meister der Swiss League zugeschanzt. Das Heimrecht in der Serie liegt beim Klub der National League und der Meister der Swiss League wird gezwungen, mit drei Ausländern anzutreten – zuvor durfte er während der ganzen Saison nur mit zwei spielen. Diese Belohnung eines Verlierers widerspricht allen Prinzipien des Leistungssportes.
Darüber hinaus hat die Liga ein Lizenzierungsverfahren eingeführt, das der Manipulation Tür und Tor öffnet. Einem sportlichen Aufsteiger kann willkürlich der Aufstieg verweigert werden. Einfaches und aktuelles Beispiel: Der SC Langenthal kann nicht aufsteigen, weil das Kultstadion «Schoren» den Anforderungen der höchsten Liga nicht genügt und der Umzug in ein anderes Stadion nicht möglich ist.
Das ist, bei Lichte besehen, grober Unfug. Ein Stadion ist gut und sicher genug für den reibungslosen Ablauf eines ausverkauften Finalspiels in der Swiss League inklusive TV-Direktübertragung und leidenschaftlichen Gäste-Fans. Aber es ist nicht gut und sicher genug für gewiss weniger emotionale Dutzend-Meisterschaftspartien gegen Lausanne, die Miserablen aus Rapperswil-Jona oder Zug in der höchsten Liga? Absurd.
So kommt es, dass nun eine Liga-Qualifikation um den letzten Platz in der höchsten Liga gespielt wird – obwohl klar ist, dass der Verlierer der Playouts diesen Platz gar nicht verlieren kann. Das ist Betrug am Publikum und schadet dem Image des Eishockeys. Das sagt uns das Buch der Bücher im Matthäus-Evangelium, geschrieben vor der Einführung des Profieishockeys in der Schweiz.
Dort steht: «Eure Rede aber sei: Ja! Ja! Nein! Nein! Was darüber ist, das ist von Übel.» Will heissen: «Eure Rede sei Abstieg! Abstieg! Aufstieg! Aufstieg! Was darüber ist, das ist von Übel.»
Die Lösung wäre einfach. Statt das Nadelöhr zwischen den beiden höchsten Ligen auf Druck der Klubs in der höchsten Liga enger zu machen, müsste das Tor weit geöffnet werden.
Die Klubs müssten das Schicksal des Abstieges als Chance und Wohltat begreifen. Konkret: Wenn es einfach ist, wieder aufzusteigen, ist es halb so schlimm, abzusteigen. Die konkreten Beispiele von Langnau und den Rapperswil-Jona Lakers zeigen, dass ein Abstieg eine Wohltat sein kann und die Erneuerung ermöglicht.
Konkreter Vorschlag: Die vier Letzten der höchsten Liga (also die Teams, die die Playoffs verpassen) sollten mit den vier Besten der Swiss League in einer Doppelrunde um die vier Plätze in der National League spielen. Natürlich mit TV-Liveübertragungen.
Das garantiert jedem sieben Heimspiele gegen attraktive Gegner und etwa die gleichen Einnahmen, die aus den Playoffs budgetiert werden können, führt mit ziemlicher Sicherheit zu häufigen Auf- und Abstiegen und einer Belebung der Landschaft in der höchsten und zweithöchsten Liga.
Die Modalitäten können im Detail erarbeitet werden. Gespielt wird diese Auf-/Abstiegsrunde beispielsweise mit zwei Ausländern und die vier Plätze in der Aufstiegsrunde kann die Swiss League in einer Playoffrunde ausspielen.
Mit diesem Vorgehen könnten Millionen gespart werden: Die Angstinvestitionen gegen den Abstieg würden entfallen und umgekehrt wäre die millionenschwere Aufrüstung, um aufsteigen zu können, in der zweithöchsten Liga nicht mehr notwendig. Fällt dieser Druck erst einmal weg, fallen auch die Löhne der Mitläufer und Miserablen. Und es gibt einen nicht zu unterschätzenden Faktor: Glaubwürdigkeit, Wahrheit und Klarheit des Sportes werden gestärkt.
Es kann ja nicht sein, dass dem Publikum vorgegaukelt wird, man kämpfe in den Playouts und in der Liga-Qualifikation um die Existenz – und alle wissen, dass es weder einen Auf- noch einen Abstieg gibt.
Und noch etwas: Wenn das bisherige System beibehalten wird, dann wäre es ein Minimum an Anstand gegenüber dem Publikum, bis spätestens zur Weihnachtspause zu entscheiden, ob ein Klub aufstiegsberechtigt ist oder nicht.
im eishockey geht es auch schon lange nicht mehr um den sport.
sind wir doch mal ehrlich...ist doch latte ob langenthal zb einen videowürfel hat oder nicht. wenn man sportlich A würdig ist, dann soll man da spielen können. hauptsache es gibt eine tribüne zum hinstehen und einen wurststand...so wie früher eben!
Falls dieser Swiss League Club auch noch seriös wirtschaftet, wird er nicht auf Vorrat einen 3. Ausländer verpflichten den er evtl gar nie einsetzen kann.
Und last but not least wird der A-Club für seine schwache Saison auch noch mit dem Heimvorteil in den Playouts belohnt.