Von Banska Bystrica im Herzen der Slowakei bis nach Rapperswil-Jona am Obersee sind es gut und gerne 1500 Kilometer. Doch Nationaltorhüter Tim Wolf (23) durfte sich bei der 0:5-Niederlage gegen die Slowaken wie zu Hause bei seinen Lakers fühlen.
Vor ihm ein tapferes, weitgehend aus Nobodies zusammengestelltes Team, das schon nach wenigen Minuten weiss, dass ein Sieg nicht möglich sein wird und trotzdem unverdrossen läuft und läuft und läuft und schliesslich ruhmlos und klar verliert. Gefälliges Tempohockey und an der Bande mit Glen Hanlon ein Coach, der sicher hinterher kein kritisches Wort verlieren wird.
So geht es diese Saison auch bei seinen Lakers unter Anders Eldebrink zu und her. Und so wie wir daheim die Leistungen des Tabellenletzten trotz Niederlagen gelegentlich als erstaunlich gut bezeichnen dürfen, so haben die Schweizer gegen die Slowaken letztlich viel besser gespielt als erwartet werden durfte und es das Resultat von 0:5 vermuten liesse.
Die jungen, flinken, mutigen Schweizer hatten am Vortag wenig Mühe gehabt, das ungelenke, tumbe preussische Infanterie-Hockey der Deutschen zu durchschauen und mit 4:1 auszukontern.
Gegen die Slowaken war es ein ganz anderes Spiel. Dem brausenden Husaren-Hockey der läuferisch und technisch starken offensiv slowakischen Kavallerie waren die Schweizer nicht gewachsen. Sie wehrten sich tapfer, gruppierten sich im eigenen Drittel lange Zeit gut und hatten bei ein paar Kontern (Tristan Scherwey kam in Unterzahl sogar alleine vor den gegnerischen Goalie) gute Chancen.
Aber die Unterlegenheit war permanent und klar – das 0:3, die definitive Entscheidung, resultierte aus dem 26. Abschlussversuch der Slowaken. Bis zu diesem Zeitpunkt (Beginn des 3. Drittels) hatten die Statistiker gerade mal sieben Schweizer Schüsse notiert. Am Ende betrug das Torschussverhältnis 14:35 – so krass waren die Schweizer in den letzten Jahren nie mehr und so ist es auch nicht erstaunlich, dass daraus ein 0:5 und damit die höchste Niederlage gegen die Slowaken seit dem 19. April 2002 in Biel (1:6) geworden ist. Das mag auch zeigen, wie viel Arbeit Torhüter Tim Wolf hatte. Und damit sind wir wieder beim Thema.
Lakers-Torhüter Tim Wolf ist einer der interessantesten «Nobodies» in dieser nominell drittklassigen Schweizer Auswahl. Während des Deutschland Cups reiste er für den verletzten Daniel Manzato an und kam in München wenigstens für die Partie gegen Kanada aufs Matchblatt.
Gegen die Slowaken spielte er nun sein erstes Länderspiel und der neutrale Beobachter fragt sich: Wie kann es sein, dass eine Mannschaft in der NLA mit diesem erstaunlich flinken, reflexschnellen und kampfstarken Blocker mit guter Postur (186 cm/80 kg) fast immer verliert und schon jetzt definitiv ins Playout verbannt worden ist?
Eigentlich müsste Klotens hoch dekorierter Bandengeneral Sean Simpson nach dieser Leistung von Tim Wolf Schweissausbrüche bekommen. Er muss mit den Kloten Flyers in den verbleibenden sechs Qualifikationspartien noch zweimal gegen die Lakers und Tim Wolf antreten. Kloten ist dringend auf sechs Punkte angewiesen. Sonst reicht es dem Vorjahresfinalisten nicht mehr für die Playoffs.
So viel dürfen wir sagen: Wenn Tim Wolf am 17. und am 20. Februar gegen Kloten so hext wie gegen die Slowakei – dann entscheidet er die Meisterschaft gegen Kloten. So viel offensiven Druck wie die Slowaken werden die Kloten Flyers nicht entwickeln. Tim Wolf ist die Entdeckung dieser Nationalmannschafts-Expedition.
4:1 gegen Deutschland (mit dem besten Benjamin Conz der letzten 5 Jahre im Tor) und 0:5 gegen die Slowakei (mit dem Wolf und 21 Geisslein auf dem Matchblatt) – die Schweizer haben die Erwartungen beim Slowakei Cup übertroffen. Aber zu einer Revolution hat es doch nicht gereicht. Die Hierarchie der für die Nationalmannschaft in Frage kommenden Spieler hat sich nicht grundlegend verändert. Nicht einer hat in diesen zwei Partien so gespielt, dass nun ein neutraler Beobachter ultimativ einen Platz im WM-Team fordern könnte.
Selbst der schlaue, schnelle, coole Inti Pestoni, der zusammen mit Gregory Hofmann das Spiel gegen Deutschland entschieden hatte, blieb gegen die Slowaken wirkungslos. Das Spiel lief ganz einfach zu oft in Richtung Schweizer Tor und Inti Pestoni vermochte nicht gegen diesen Strom zu schwimmen. Die Slowaken entzogen dem Schweizer Offensivspiel durch hohes Tempo den Sauerstoff. Und zugleich zeigten sich in dieser zweiten Partie auch die Limiten von Verteidigern wie Samuel Kreis und Romain Loeffel, die zusammen bei den beiden ersten Gegentoren auf dem Eis standen.